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"Nach unten!", brüllte Lockwood.

Die Kerzen flackerten irrwitzig und unsere Schatten jagten über die Wände, als wir die Treppenwindungen hinunterstürmten. Rund um uns erhob sich ein ungeheuerliches Kreischen, drang aus den Stufen und Steinen selbst - schmerzhaft wie Peitschenhiebe. Doch das Unerträglichste war die pure Todesangst, in der die Schreie ausgestoßen wurden. Abwärts, immer rundherum, rundherum ... Und plötzlich waren die Schatten, die neben uns herglitten, nicht mehr unsere eigenen. Sie trugen spitze Kapuzen und aus ihren weiten Ärmeln reckten sich dürre Arme. Abwärts, abwärts ... Die Schemen jagten uns, zu Klauen gekrümmte Schattenfinger griffen nach Lockwood und mir, die Schreie bohrten sich wie rotglühende Eisen in unsere Schädel und ich hatte nur noch einen Wunsch - dass der grauenvolle Lärm endlich verstummen möge.

London England: In den Straßen geht des Nachts das Grauen um. Unerklärliche Todesfälle ereignen sich, Menschen verschwinden, und um die Ecken wabern Schatten, die sich nur zu oft in tödliche von Geisterwesen ausgesandte Plasmanebel verwandeln. Denn seit Jahrzehnten wird Großbritannien nun schon von einer wahren Epidemie an Geistererscheinungen heimgesucht.
Überall im Land haben sich sogenannte Agenturen gebildet, die mit ihren jugendlichen Agenten in den heimgesuchten Häusern Austreibungen vornehmen. Hochgefährliche Unternehmungen, bei denen sie, obwohl mit Bannkreisketten, Degen und Leuchtbomben ausgerüstet, nicht selten ihr Leben riskieren.
So auch die drei jungen Agenten von LOCKWOOD & CO Das Team um den charismatischen Anthony Lockwood besteht aus dessen akribischem Kompagnon George und seit Neuestem der für Geistererscheinungen hochsensiblen Lucy. Doch kaum hat sich dieses ungleiche Team zusammengerauft, widerfährt den Agenten ein fatales Missgeschick: Bei einer Austreibung fackeln sie das Haus des Besitzer ab und kommen gerade noch mal so mit dem Leben davon. Nun droht ihnen eine saftige Klage, die sie alle ruinieren würde.
Um das abzuwenden, müssen die drei Agenten von LOCKWOOD & CO einen hochgefährlichen und zutiefst dubiosen Auftrag annehmen, der sie in eines der verrufensten Herrenhäuser des Landes führt und sie auf eine Probe stellt, bei der es um nichts weniger als Leben oder Tod geht.

(Klappentext, mit freundlicher Genehmigung des cbj Verlags) 

 

Lockwood und Co Die seufzende Wendeltreppe 

Originaltitel: Lockwood & Co: The screaming Staircase
Autor: Jonathan Stroud
Übersetzer: Katharina Orgaß und Gerald Jung
Verlag: cbj
Erschienen: 11. September 2013
ISBN: 978-3570156179
Seitenzahl: 432 Seiten

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Die Grundidee der Handlung
Die junge Lucy Carlyle ist eine Hörende. Das bedeutet, sie kann die Stimmen von paranormalen Erscheinungen hören und zwar weit über das bei Kindern übliche Maß hinaus. Schon früh arbeitet sie aufgrund ihrer besonderen Gabe in einer Agentur für Geisteraustreibungen. Nach einem Vorfall, der sämtliche ihrer Kollegen das Leben kostet, beschließt sie, nach London zu ziehen und dort völlig neu anzufangen. Nach vielen Fehlschlägen findet sie eine Anstellung in der jungen und aufstrebenden Agentur LOCKWOOD & CO, die im Gegensatz zu vielen der großen und bekannten Agenturen ohne erwachsene Berater arbeitet. Nicht überall finden sie mit dieser Einstellung Zuspruch, aber Lucy, die sehr schlechte Erfahrungen mit einem Berater gemacht hat, fühlt sich in dieser Agentur von Anfang an wohl. Leider läuft bei einem Auftrag alles schief, was schief laufen kann. Lucy fühlt sich, als hätte die Vergangenheit sie eingeholt … und der einzige Ausweg aus dem Dilemma führt sie in allergrößte Gefahr. 

Lockwood & Co ist eine klassische Geisterjäger-Erzählung, die flüssig und unterhaltsam erzählt ist, jedoch nur wenig frische Ideen bietet.


Stil und Sprache

Jonathan Stroud hat, wie er bereits mit seinen bisherigen Büchern eindrucksvoll bewiesen hat, einen locker leichten Erzählstil. Es fällt einem ungeheuer leicht, in die Geschichte einzutauchen und es fällt einem schon bald schwer, das Buch wieder aus der Hand zu legen. Die Schilderungen sind fesselnd und mitreissend formuliert, aber die Geschichte verläuft leider in sehr vorhersehbaren Bahnen. Vergleicht man den Plot mit anderen Geisterjäger-Erzählungen, so stellt man leider fest, das die vorliegende zwar gut erzählt ist, aber an Originalität deutlich zu wünschen übrig lässt. Die Spook-Serie aus der Feder von Joseph Delaney ist im Vergleich viel spannender und auch die Figuren wirken viel interessanter. 
Stroud mangelt es an frischen Ideen, die den Gruselgeschichten neue Facetten verleihen würden. Lediglich die Idee, das lediglich Kinder Geister wahrnehmen können, weil sie die Welt mit ihrer kindlichen Neugierde und Aufgeschlossenheit betrachten, ist neu. Somit präsentiert uns Stroud zum ersten mal Kinder in der Rolle der Geisterjäger. Tom, der Schüler des Spook, hat zwar seine Ausbildung ebenfalls in sehr jungen Jahren begonnen, 13 Jahre war zu der Zeit, in der diese Geschichte spielt, das reguläre Alter, um mit einer Ausbildung zu beginnnen. Lucy Carlyle hingegen beginnt bereits mit 8 Jahren und mit dem Heranreifen zur Frau wird sie ihre besondere Fähigkeit vermutlich größtenteils einbüssen. Somit ergibt sich ein Szenario, in welchem Kinder ein besondere Stellung im gesellschaftlichen Leben zuteil wird. Sie kämpfen gegen die allgegenwärtige Gefahr und bewahren die Menschheit vor der überall drohenden Gefahr, denn die Erwachsenen sind blind und hilflos.


Figuren
Lucy, George und Anthony arbeiten nicht nur zusammen, nein sie wohnen im gleichen Haus, machen nahezu alles gemeinsam und sitzen sich praktisch rund um die Uhr auf der Pelle. Dabei kommt es nur selten zu Reibereien. Sie necken sich nicht, machen keine Witze über die Eigenheiten des anderen und sind allermeist beherrscht. Ein solches Dreiergespann wirkt nicht gerade glauwürdig. Es passiert einfach viel zu wenig Zwischenmenschliches. Es gibt viel zu wenig Gespräche und wenn sich die drei einmal unterhalten, dann geht es lediglich um ihren aktuellen Fall. Das ist schlicht zu wenig. 
Im letzen Drittel der Geschichte wird es dann deutlich besser. Die drei ziehen gemeinsam los, während zu Beginn der Geschichte Lucy und Anthony alleine auf Gespensterjagd gehen. Die Dreierbeziehung gewinnt dadurch an Tiefe und die drei wachsen erst so richtig zu einem Team zusammen, was darauf hoffen lässt, dass sie in den Folgebänden deutlich mehr miteinander interagieren werden. 

Die Antagonisten, was im Falle dieser Erzählung die Geister sind, werden sehr greifbar und emotional beschrieben. Was ihren Tod herbeigeführt hat und wie sie dabei gelitten haben, spielt eine zentrale Rolle. Schon bald wird klar, dass es einen tieferen Grund für die Heimsuchungen durch die Gespenster gibt. 


Aufmachung des Buches
Das Buch ist sehr schön gebunden und besitzt einen aufwendige gestalteten Schutzumschlag mit geprägtem Buchtitel. Das abgebildete Schloss wurde zudem mit Spotlack zusätzlich hervorgehoben. Dadurch wirkt der Schutzumschlag sehr edel. Das Buch selbst besitzt dunkelblaue Buchdeckel aus stabilem Karton. Der Titel wurde mit goldenen Lettern auf den Buchrücken aufgewalzt. 
Im hinteren Teil befindet sich ein kleiner Glossar, in dem man wichtige Begriffe und Namen nachschlagen kann. 


Fazit

Ein unterhaltsamer Auftakt zu einer neuen Serie von Jonathan Stroud. Die Charaktere sind jedoch bislang zu blass, um wirklich gute und originelle Unterhaltung zu bieten. Es bleibt abzuwarten, ob Stroud im zweiten Teil eine ordentliche Schippe drauflegen kann.


3 5 Sterne


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