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EIN HIRSCH KOMMT SELTEN ALLEIN

Von wegen glückliche Kühe und friedliche Sonnenuntergänge am See - im oberbayrischen Neuenthal herrscht Krieg! Cafébesitzerin Therese sieht sich schon als Bürgermeisterin, doch Dorfpolizist Fredl hält dagegen. Zu lange schon wirbt er um sie, ihre freche Gegenkandidatur macht ihn nur noch heißer. Als französische Touristen, darunter der attraktive Musiker Lucien, in das Dorf einfallen und Thereses Partei ergreifen, kommt es zu einer Revolution der Gefühle. Französisches Savoir vivre triftt auf bayerisches Mia san Mia!

 

Paarungszeit 

Autor: Claudia Brendler
Verlag: Knaur HC
Erschienen: 02.04.2013
ISBN: 978-3-426-21364-3
Seitenzahl: 336 Seiten

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Die Grundidee der Handlung
Der Klappentext gibt den Inhalt nur teilweise wieder. Zum einen geht es um Cafébesitzerin Therese, die sich um das Amt als Bürgermeisterin bewirbt. Zum anderen um ihre Tochter Susn, die mitten in den Hochzeitsvorbereitungen steckt. Doch sie gerät ins Zweifeln, das sich ihr Zukünftiger mehr für seine Fische als für seine Bald-Ehefrau zu interessieren scheint. Da hilft es auch nicht, Susns Vater extra aus seiner Wahlheimat Frankreich ankommt. Allerdings nicht allein, sondern als Anhängsel der berühmten Erotik-Autorin Delphine de Brulée. Da fliegen nicht nur die Hormone, sondern auch reichlich die Fetzen. In Frau Brendlers zweitem Buch, das im beschaulichen Neuenthal spielt, geht es turbulent und manchmal auch heiß her.


Stil und Sprache
Das Besondere an diesem Buch ist – wie schon beim Vorgänger – definitiv die sprachliche Gestaltung. In stetem Wechsel zwischen Hochdeutsch, Bayrisch, Sächsisch, Französisch und gelegentlich sogar Englisch kommt man aus dem Grinsen vor lauter Wortwitz oft gar nicht mehr heraus. Nur ein Beispiel: »Es gibt gleich einen Kaffee. Verstehens? Kaffee. Zum Petit ... petit ...«, Kruzifix, sie kam nicht drauf, » äh ... Petit Brotzeit! « [...] » Mit Obazdm. Und Brezn. Und ... «, sie lächelte, kostete auch ihre Ankündigung aus. » Bäsee! Verstehens? Bäsee!« (S. 113)

Das Buch wird aus zwei verschiedenen Sichtweisen erzählt. Zum einen aus der von Susn in Ich-Form, zum anderen aus der von ihrer Mutter Therese in der dritten Person. Ebenso wie diese zwei Perspektiven gibt es auch zwei parallel verlaufende Handlungsstränge. Man begleitet Susn bei ihren Hochzeitsvorbereitungen, spürt ihr Lampenfieber und ihre aufkeimenden Zweifel. Gleichzeitig schaut man Therese bei den Vorbereitungen zur Bürgermeisterwahl über die Schulter. Klar mag diese Zwiegespaltenheit ein wenig verwirrend wirken, jedoch fügen sich beide Erzählstränge gut ineinander ein, ergänzen sich sogar. Es gibt immer wieder kleinere und größere Spannungsmomenten und Höhepunkte, auch wenn die Handlung an einigen wenigen Stellen zu stagnieren scheint. Den roten Faden allerdings verliert man nie.

Auch wenn das Buch von der Sprache her insgesamt flott und leicht lesbar ist, erscheint mir der Dialekteinsatz doch ein wenig hoch. Allerdings verleiht er den Charakteren auch Authentizität. Schließlich muss man ja auch nicht jedes einzelne Wort zu 100% verstehen, um auf seine Kosten zu kommen.


Figuren
In Frau Brendlers zweitem Buch stehen zwei Figuren besonders im Zentrum des Geschehens. Therese Engler, ihres Zeichens Besitzerin eines Dirndlgeschäftes, Cafès und Pension. Sie ist eine gestandene Frau, beruflich erfolgreich und strebt nun auch nach Höherem: dem Bürgermeisteramt! Daneben kümmert sie sich hingebungsvoll um die Hochzeit ihrer Tochter Susn. Für deren Geschmack ein wenig zu viel. Schließlich will Susn nicht in dem von der Mutter vorgesehenen Hochzeits-Dirndl heiraten, sondern in einem von ihr selbst ausgesuchten Traum von Weiß. Neben ihrer überfürsorglichen Mutter muss Susn sich dann auch noch mit Bald-Ehemann Timo herumärgern, der mehr an seinen Kampffischen und deren Paarung interessiert ist. Soll sie ihn dennoch heiraten? Liebt er sie überhaupt? Fragen über Fragen!

Daneben gibt es neben alten Bekannten wie Gina (aus dem Vorgängerband) und ihrem Freund Quirin oder Judda und Üwe (die sächsischen Gäste) auch neue Gesichter, wie die Erotikautorin Delphine de Brulée. Aufgrund ihres Besuchs in Thereses Pension mutmaßen die Neuenthaler Bürger, dass nicht ein Werbefilm für die baldige Wahl, sondern ein echter Porno gedreht wird! Skandal im beschaulichen Oberbayern! Die Figuren sind allesamt sehr gut ausgearbeitet und wirken gerade durch ihre kleinen Fehlerchen glaubwürdig. Susn ist hierbei besser gelungen, vielleicht liegt's auch an der Ich-Perspektive, dass man sich in sie besser hineinversetzen kann als in Therese. Aber auch die Nebenfiguren muss man einfach lieb gewinnen, da sie alle Originale sind!


Aufmachung des Buches
Auch beim zweiten Band handelt es sich um eine stabile Klappbroschur. Diesmal ist das Cover weiß-blau (klassisch bayrisch) mit einem Hirsch in Spotlack. Der Hirsch scheint, anstelle von Brunftschreien, kleine rosa Herzen auszustoßen. Abgerundet wird die Gestaltung noch durch einige Rosen unterhalb des Hirschs. An den Kapitelanfängen findet sich jeweils ein kleines schwarz-weißes Model des Cover-Hirschen. Die Gestaltung ist wieder sehr gelungen und hat aufgrund der Ähnlichkeit zum Vorgänger einen hohen Wiedererkennungswert.

Vergessen darf auch nicht das Glossar am Ende, das über bayrisch-sächsisch-französische Verstehensprobleme hinweghilft.


Fazit
Kruzifix! Frau Brendler hat es wieder geschafft! Auch wenn Paarungszeit mit Eiertanz nicht ganz mithalten kann, habe ich mich köstlich amüsiert! Ich würde mich auch über weitere Geschichten rund um Neuenthal freuen!


4 Sterne


Hinweise
Dieses Buch kaufen bei: amazon.de

Backlist:
Band 1: Eiertanz

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