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London, 1888. Ein Schiff läuft in den Hafen ein. Der einzige Passagier an Bord ist eine Frau – rätselhaft, anmutig wie eine Katze und mit einer Haut schwarz wie die Nacht.
Sie nennt sich Bast und sagt, sie sei nach London gekommen, um ihre Schwester zu suchen. Doch das Rätsel um Bastet, so ihr eigentlicher Name, geht viel tiefer. Ihre Familie ist alt, sehr alt. Einst hat man sie als Götter verehrt, noch immer sind sie mehr als gewöhnliche Sterbliche, und ihre Gefühle sind übermenschlich. Liebe treibt sie, Hunger brennt in ihnen, und Hass legt sich über die Stadt wie dunkle Schwingen eines riesigen Falken. Und während des Nachts ein Mörder durch die nebligen Gassen von London schleicht, entbrennt in den unterirdischen Kanälen ein Kampf zwischen zwei Mächten, die so alt sind wie die Menschheit.
Vergessen Sie alles, was Sie bislang über Jack the Ripper und die altägyptischen Götter wussten! Wolfgang Hohlbein gibt auf unnachahmliche Weise Einblick in seine ganz eigene Interpretation beider Legenden.

 

  Autor: Wolfgang Hohlbein
Verlag: Lübbe
Erschienen: 2007
ISBN: 978-3-7857-2257-2
Seitenzahl: 702 Seiten 


Die Grundidee der Handlung
Bast, eine der auffälligsten Frauen, erreicht im späten 19. Jahrhundert per Schiff London. Bastet, wie sie eigentlich heißt, ist auf der Suche nach ihrer Schwester Isis und wird dabei von dem Kapitän ihres Schiffes und ihrer Pensionswirtin unterstützt.
Auf ihren Streifzügen durch die Gassen des alten Londons gerät die Katzengöttin immer wieder in körperliche Auseinandersetzungen. Dank ihrer übermenschlichen Kräfte gewinnt sie fast jeden Kampf, allerdings nie unverwundet: gebrochene Rippen und Platzwunden lassen die altägyptische Göttin fast menschlich wirken. Um nicht wahllos und allzu zerstörend drauflos zuschlagen, muss Bastet viel Kraft aufwenden, um die Bestie, die in ihr schlummert, zu bändigen.
Auf der Suche trifft Bastet einen alten Bekannten wieder: Horus, ein ebenfalls altägyptischer Gott, mit dem Bast lange liiert war. Je näher die Göttin ihrer Schwester kommt, umso häufiger und heftiger entbrennen in den unterirdischen Kanälen Londons Kämpfe zwischen zwei Mächten. Nach kurzer Zeit trifft Bastet auf ihre Schwester Isis. Doch damit ist der Kampf noch lange nicht beendet. Die Katzengöttin muss noch viele Kämpfe kämpfen.

Die Geschichte ist durch und durch gelungen. W. Hohlbein schafft ein gutes Verhältnis zwischen den Gedanken der Hauptfigur und seinen Gedanken, Situationen zu bewerten. Der Autor ruft dem Leser immer wieder die vergangenen Seiten ins Gedächtnis. Das schafft er durch die vielen Gedanken Basts, aber auch durch seine eigenen Gedanken. Dadurch fällt es dem Leser leicht, die Zusammenhänge nicht zu verlieren.


Stil und Sprache
W. Hohlbein weiß, wie man Spannung aufbaut. Er lässt sich Zeit damit, Bast als altägyptische Göttin zu präsentieren. Er deutet dies immer wieder an und der Leser stellt sich unweigerlich die Frage: „Ist Bast tatsächlich eine Göttin?“ Auch spricht Hohlbein öfter von einem Ungeheuer, das in Bastet haust. Handelt es sich wirklich um ein Untier oder ist es nur eine Umschreibung der brutalen Natur der Hauptfigur? Warum sucht Bastet nach ihrer Schwester? Diese Fragen klopfen immer wieder im Kopf und so ist der Leser gezwungen, Seite um Seite zu lesen, um die Antworten zu bekommen.

Es dauerte leider allerdings einige Seiten, bis ich in den Lesefluss kam. Wolfgang Hohlbein schreibt ununterbrochen Marathonsätze. Sie ziehen sich stellenweise über ein Drittel bis hin zu einer halben Seite. Das war anfangs sehr anstrengend. Bis zum Schluss konnte ich mich nicht bedingungslos an die langen Sätze gewöhnen. Außerdem tauchen doch recht häufig Rechtschreibfehler auf. Einmal ist mir auch ein Zeitfehler aufgefallen. Diese beiden Faktoren stören den Lesegenuss etwas.


Figuren
Dreidimensionalere Figuren als die in Wolfgang Hohlbeins Horus habe ich noch nie gelesen. Es ist vorbildlich, wie er die Charaktere beschreibt. Der Autor betet die Eigenschaften nicht nur herunter, sondern stellt sie durch Handlungen dar („Kapitän Maistowe blieb auf der untersten Planke stehen, um so Bast in die Augen sehen zu können und nicht zu ihr aufschauen zu müssen.“) Immer wieder wird beiläufig gezeigt, dass Bast eine überdurchschnittlich große Frau mit pechschwarzer Haut ist.
Obwohl Bast eine Jahrtausende alte Göttin ist, unterlaufen ihr Fehler – menschliche Fehler. Sie zeigt auch menschliche Gefühle, indem sie z. B. tröstend ihre Hand auf die einer Prostituierten, die eine Kollegin verloren hat, legt. Bastet ist nicht allmächtig und schon gar nicht unverwundbar. Das macht die Geschichte lebendig und auf eine gewisse Art real.
Dadurch, dass Bast unbedingt ihre Schwester finden will, kämpft sie sich durch die Straßen und die Unterwelt Londons. Obwohl sie oft kurz vor dem Tod steht, kämpft sie weiter. W. Hohlbein verleiht Bast eine so große Motivation, dass sie sich auf den Leser überträgt, der immer weiter und weiter lesen möchte.

Auch die anderen Charaktere werden lebhaft dargestellt, so dass es dem Leser leicht fällt, sich die Personen gut vorzustellen.


Aufmachung des Buches
Es handelt sich in diesem Fall um ein gebundenes Buch, dessen Cover erahnen lässt, worum es geht.


Fazit
Das Buch kann ich fast bedingungslos empfehlen. Wer eine richtig spannende Geschichte, gemischt aus altägyptischer Historie und Action, lesen möchte, liegt mit Horus genau richtig. Das Buch ist so spannend, dass es einem schwerfällt, Pausen einzulegen.
Leider unterbrechen die nicht wenigen Rechtschreib- und der eine, mir aufgefallene Zeitfehler und die langen, verschachtelten Sätze den Lesespaß ein wenig.


4 Sterne


Hinweise
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