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Tief im Hochwald gibt es nicht nur den malerischen Ruwer-Hunsrück-Radweg und den abwechslungsreichen Saar-Hunsrück-Steig, sondern auch einen gerissenen Serienmörder, dessen Taten das verschlafene Dorf Hellersberg erschüttern. Zwischen den Verbrechen scheint es nur eine Verbindung zu geben: Alle Morde hängen mit der Trendsportart Geocaching zusammen. Die ermittelnde Trierer Kommissarin Vanessa Müller-Laskowski stößt auf der Suche nach dem Motiv auf solch hartnäckiges Schweigen der Dorfbewohner, dass in ihr ein schrecklicher Verdacht zu keimen beginnt ...

Amüsant, spannend, atmosphärisch – ein packender Krimi über eine mörderische Schnitzeljagd und dunkle Geheimnisse.

"Sie dürfen nicht vergessen, dass wir hier im Hochwald sind. Da kennt jeder jeden, da haben die Leute ein Recht darauf, informiert zu werden. Das ist ihnen wichtig. Und schließlich beobachtet hier noch jeder jeden im Guten wie im Schlechten. Es wird keinem ein Leid zugefügt, ohne dass es jemand mitbekommt, aber es gibt auch keine Verfehlung, die nicht zum Dorfgespräch wird. Glauben Sie mir, auch wenn das in der Stadt anders läuft, bei uns funktioniert das so." 

 

 Tief im Hochwald 

Autor: Moni und Simon Reinsch
Verlag: Emons Verlag
Erschienen: 12. März 2013
ISBN: 978-3954511013
Seitenzahl: 352 Seiten 

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Die Grundidee der Handlung
Hellersberg ist ein Dorf wie viele in der Republik und es kennt jeder jeden, behaupten zumindest die Einwohner. Aber stimmt das? Kennen sie einander wirklich? Der Serienmörder, der die Region unsicher macht, kann nicht von "hier" sein, so die allgemeine Meinung. Aber wie kommt es dann, dass die Ermordeten immer in der Nähe von Geocaches gefunden werden, die immer näher beim Dorf liegen? Lange tappen sowohl die Dorfbewohner als auch die Kommissarin aus Trier im Dunkeln. Aber dann gehen Gerüchte um über den angeblichen sexuellen Missbrauch von Kindern im Dorf, die heute längst erwachsen sind. Wie passt das eine zum anderen?

Dem Autorenduo gelingt es sehr gut, die Handlung anhand des Geocachings voranzubringen. Das Thema "sexueller Missbrauch" wird von ihnen sehr sensibel dargestellt; ohne alle Effekthascherei stehen die Opfer und deren Traumatisierung im Mittelpunkt. Auf ihre Weise tragen sie mehr zur Aufklärung bei als so manches Sachbuch. 


Stil und Sprache
Dem Autorenduo gelingt ein guter Spannungsaufbau über weite Strecken hinweg. Allerdings hängt er in der Mitte des Buches etwas durch. Dafür ist der abschließende Showdown gut gelungen und in sich stimmig. Bei der Sprache hapert es ein bisschen – es gibt ganz wunderbare Dialoge, die mitten aus dem Leben gegriffen sind, und etliche, die sehr bemüht wirken. Leider trifft dies zum Teil auch auf die Verhöre durch die Kommissarin und den Landpolizisten zu. Sprachlich dicht und einfühlsam fallen dagegen die Gespräche aus, die sich um den sexuellen Missbrauch drehen. Hier liegt eindeutig die Stärke der Autoren.

Ähnlich durchwachsen wie bei den Dialogen verhält es sich bei der Beschreibung der Landschaft und des Dorflebens. Dies liegt aus meiner Sicht daran, dass es sich um einen Regionalkrimi handelt und die Autoren den Spagat zwischen ortskundigen und ortsunkundigen LeserInnen schaffen müssen. Manchmal wird einfach zuviel beschrieben – nicht nur bei den Örtlichkeiten, sondern auch bei den Zusammenkünften der Menschen etwa im Dorfgasthof. Da nehmen es die Autoren etwas zu genau und ich wünsche ihnen in Zukunft etwas mehr Mut zur Lücke; wir LeserInnen sind durchaus in der Lage, uns das eine oder andere hinzu zu denken. Und ich wünsche ihnen auch eine glücklichere Hand bei der Auswahl der Namen, jenen fehlt oft die "Melodie". Interessant fand ich die vielen Informationen zum Geocaching; und die Art und Weise, wie diese in den Text integriert wurden ohne zu stören, gefiel mir gut. 


Figuren
Wie in jedem Roman gibt es auch hier Personen, die einem sympathischer als andere sind. Aber so richtig mit einer identifizieren konnte ich mich nicht, auch oder gerade bei der Kommissarin fiel mir das schwer. Sie wirkte auf mich noch etwas unausgegoren: selbstbewusst, modern, befehlsgewohnt und dann doch wieder sehr darauf bedacht, sich bei den Dorfbewohnern beliebt zu machen und geliebt zu werden. Die Mischung aus tough und bedürftig, nicht verletzlich oder gefühlsbetont überzeugt mich nicht wirklich.

Die Nebenfiguren fallen auch sehr unterschiedlich aus, einige bleiben sehr blass, andere wirken richtig lebendig, vor allem die Darstellung der Jugendlichen ist ohne Fehl und Tadel. Fast hätte ich mir gewünscht, sie hätten die Handlung getragen, denn die Abschnitte, in denen sie die Hauptrolle spielen, sind in sich stimmig, auch was Sprache und Stil angeht. Gerne mehr davon.

Stellt sich noch die Frage nach dem Täter oder der Täterin – diese Person gehört zu den wenigen, die authentisch wirken und mich überzeugt haben, auch wenn es bei dem Motiv bei einem der Morde ein kleines Logikloch gibt. Aber es gilt auch hier: nobody is perfect. 


Aufmachung des Buches
Das Taschenbuch besitzt ein interessantes und passendes Cover: Das leicht verfremdete Foto zeigt kerzengerade Baumstämme dicht an dicht, garniert mit ein wenig Bodennebel, so dass man sich fast wie im Märchenwald von Hänsel und Gretel vorkommt. Ich finde es ansprechend, dass das Format dem eines Hardcovers entspricht. Die Schrift ist angenehm groß und lässt sich gut lesen. Ein ausführliches Glossar erklärt Geocaching.


Fazit
Ein an sich gelungener Erstling, der ein schwieriges Thema sensibel in die Kriminalhandlung einbaut.


3 5 Sterne


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