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1917. Hoch über den schlammigen Schützengräben, in denen sich Franzosen und Deutsche abschlachten, kämpfen täglich Flieger beider Nationen in gnadenlosen Zweikämpfen, bis zu dem Tag, an dem eine geheimnisvolle deutsche Albatros mit einem großen Edelweiß auf dem Rumpf auftaucht, die den Schrecken bis ins Herz der berühmten Staffel der Störche trägt …
Aus welchem Grund wird ein todesmutiges Ass wie Henri Castillac plötzlich bei jedem Auftauchen dieses feindlichen Flugzeuges von Angst und Schrecken übermannt? Welches schreckliche Geheimnis teilt Henri mit seinem Bruder Alphonse, der selbst ein ehemaliger Pilot ist, aber zur Panzerwaffe versetzt wurde?
Und vor allem: Was ist im Januar 1910 während eines der schrecklichsten Hochwasser der Seine wirklich auf der Pariser Brücke “Pont de l’Alma” passiert?

 

Der Pilot mit dem Edelweiss 1 

Originaltitel: Le Pilote l’Edelweiss, Tome 1: Valentine
Autor: Yann
Übersetzer: Eckart Schott
Illustration: Romain Hugault
Verlag: Salleck Publications
Erschienen: 04/2013
ISBN: 978-3-89908-488-7
Seitenzahl: 48 Seiten
Altersgruppe: ab 14 Jahren (Empfehlung des Rezensenten)

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Die Grundidee der Handlung
Der Inhaltsbeschreibung der Buchrückseite ist nichts weiter hinzuzufügen, möchte man den Ereignissen nicht zu weit vorausgreifen und damit zu viel verraten. Der Szenerist Yann hat diese Comicreihe den Helden der Luftschlachten an der deutsch-französischen Front im ersten Weltkrieg gewidmet, ihrem Leben, ihrem Streben nach Ruhm, aber auch ihrem einsamen Sterben hoch über den Schlachtfeldern. Die Story, die er inszenierte, ist dabei so spannend wie tragisch, wird aber in ihrer klaren und realistischen Umsetzung begeistern.


Beurteilung der Zeichnung / Textdarstellung
Der erste Band dieser dreiteiligen Serie wird mit einem auf den ersten Blick friedlich daliegenden Schlachtfeld auf französischem Boden eröffnet, das auf den zweiten Blick die Grauen des Todes und die Sinnlosigkeit des Krieges darstellt. Der trübe, regenverhangene Himmel und das schlammige Feld unterstreichen diese Wirkung noch gezielt. Innerhalb weniger Panels geht die Szene über zum Hauptthema dieser Comicreihe – den Flugzeugen und Luftschlachten über der deutsch-französischen Front – und packt den Leser sofort mit den so beeindruckenden wie dramatischen Geschehnissen.

Romain Hugaults Zeichenstil ist schlicht und einfach als brillant zu bezeichnen – weniger ausdrucksstarke Worte würden seinem extrem detaillierten und realitätsnahen Bildern, die zugleich eine enorm dichte Atmosphäre erzeugen, nicht gerecht werden. Das fängt schon bei den Flugzeugen an, die mit ihrem Aufbau, der Technik und Bewaffnung sowie den Lackierungen in allen Einzelheiten dargestellt sind, so dass es für Fans der Luftwaffe im Ersten Weltkrieg eine wahre Freude ist, sie zu betrachten. Atemberaubend ist ebenso das auf Seite 26 gezeigte Flugzeug. Ähnlich schaut es bei den Lastwagen oder Panzern aus, und die wenigen Automobile, die hier einen Auftritt haben, sind ein Genuss für Oldtimer-Liebhaber. Weiter geht es über die Bewaffnung der Soldaten, beispielsweise wirkt der Revolver auf Seite 8 so echt, dass man auf den ersten Blick schon fast von einem überzeichneten Foto ausgehen könnte. In den Schlachtszenen kommen noch verschiedene andere Waffenarten, MG-Nester und ähnliches vor, die ebenfalls sehr realistische Eindrücke hinterlassen und neben der Kunstfertigkeit auch die Recherchearbeit des Illustrators winderspiegeln.
Ein Rückblick widmet sich Paris im Jahre 1910 – die Ansichten der vom Hochwasser so schlimm heimgesuchten Stadt sind ebenso grandios wie bestechend von Hugault umgesetzt, sei es nun der im Hintergrund  aufragende Eiffelturm oder die wunderschöne, von Statuen besetzte Seine-Brücke „Pont de l’Alma“.

Und dann sind da natürlich die Figuren, die den Comic beleben – von weit in den Bildtiefen angeordneten Statisten abgesehen, bekommt man solche Porträts wie hier nicht allzu oft zu sehen. Die Gesichter der Hauptfiguren sind bis auf die feinen Linien und Merkmale ausgearbeitet und individuell gestaltet, trotz zeitgenössischer Frisuren und Bartmoden sind sie immer gut zu unterscheiden. Ihre Kleidung – an der Front Helme und Uniformen, in dem Rückblick die schöne Garderobe der zivilen Mittelschicht – geben einen wunderbaren Eindruck des Zeitgeistes wieder, während Einzelheiten wie Orden, Uniformknöpfe, Abzeichen, oder aber die feine Spitze der hübschen Pariser Künstlerin sehr detailreich gezeichnet wurden. Etwas schwächer fallen dann einige Statisten aus, aber das verzeiht man Hugault gerne.

Neben dem reinen Geschick des Zeichners sorgt auch die Kolorierung – vermutlich mit Ölmalfarben – mit ihrer kontraststarken, aber nie aufdringlich oder knallig wirkenden Art für Plastizität und verleiht den Szenen in diesem Comicband zusätzliche Lebendigkeit. Die Panelanordnung bleibt bis Seite 43 klassisch sortiert und durch weiße Stege getrennt – von diesem zur Geschichte sehr gut passenden Stil bildet dann die Luftschlacht auf den Seiten 44 und 45 eine Ausnahme. Während sich ein großes Bild über die volle Doppelseite ausstreckt und dem weiten Himmel über den Frontlinien viel Raum zur Entfaltung gibt, wird es von fünf kleineren Panels überlagert. So stellt es das Duell zwischen Castillac und seinem deutschen Gegner noch einmal gesondert heraus.


Aufmachung des Comics
Die Hardcoverausgabe entspricht dem typischen Comicgroßformat, welches inzwischen bei mehreren Verlagen zum Standard geworden ist und einen guten Kompromiss zwischen ausreichender Handlichkeit und genug Fläche für die Darstellungen bietet. Die Verarbeitung ist genauso tadellos wie die Materialwahl des stabilen Umschlags und des griffigen Papiers im Inneren, die Druckqualität ist ebenso astrein. Auf den Vorsatzblättern sind vorne wie hinten verschiedene Bilder und Skizzen der Nieuport NI-XVII sowie der technischen Daten zu finden und stimmen auf die Geschichte ein.


Fazit
Der Auftaktband zur dreiteiligen Comicserie überrascht nicht nur mit einer packend-dramatischen Story um die heroischen Jagdflieger des Ersten Weltkriegs, sondern auch mit einem brillanten Zeichenstil, der schlichtweg begeistert. Ein Kunstwerk der besonderen Art!


5 Sterne


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