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Die Wahrheit ist das erste Opfer im Krieg.

Im Februar 1945 schließt sich Osmar White,  einer der besten Kriegsreporter des Zweiten Weltkriegs (Philipp Knightley), der 3. Armee General Pattons an. Als Berichterstatter marschiert er mit den Amerikanern in das geschlagene Deutschland ein und beobachtet, wie die Sieger mit den Besiegten umgehen. White ist dabei, als die letzten Kämpfe im Westen stattfinden, er wird durch das befreite KZ Buchenwald geführt und durchstreift das zerbombte Berlin ... Seine brillante Reportage, die erst jetzt auf deutsch erscheinen kann, gleicht einer Zeitreise in das Jahr 1945 – authentisch, direkt und ohne Scheuklappen.

 

Die Strasse des Siegers 

Originaltitel: Conquerors' Road. An Eyewitness Report of Germany 1945.
Autor: Osmar White
Übersetzer: Ursel Schäfer
Verlag: Piper Verlag
Erschienen: März 2005
ISBN: 978-3492047111
Seitenzahl: 304 Seiten


Umsetzung, Verständnis und Zielgruppe
White nimmt als Kriegsberichterstatter am 2. Weltkrieg teil und ist einer der wenigen Menschen, die sich selbst angesichts von Kriegsgreul und KZ-Horror, trotz Mitgefühl und Patriotismus, ein eigenes Urteil bilden können. Vielen gelingt das nicht. Der Klappentext nennt seine Reportage brillant – dem ist nichts hinzuzufügen.

Das vorliegende Buch wurde in weiten Teilen 1945 verfasst und hatte auch bereits Verleger in den USA und Großbritannien gefunden, verschwand aber aus politischen Gründen wieder in der Schublade. Vieles war im Januar 1946 zu brisant geworden, um noch veröffentlicht zu werden. Obwohl inzwischen lektoriert, weicht die nun erschienene Ausgabe nur unwesentlich vom Original ab, wie die Herausgeber betonen. Einiges, das gekürzt wurde, kann aber vollständig im Anhang nachgelesen werden. Dieser gut lesbare Bericht ist eine einzigartige historische Quelle, die auch nach so vielen Jahren noch bewegt und ob ihrer Klarsichtigkeit gelesen werden sollte, selbst wenn man sich nur bedingt für das Kriegsende und die unmittelbare Nachkriegszeit interessiert.

Ausgehend von der Erkenntnis, dass die Wahrheit im Krieg immer als Erste stirbt, ist White bereit, eben diese Wahrheit vor dem Tod zu bewahren. Er ist ein sehr distanzierter, genauer, oder anders formuliert, ein unbestechlicher  Beobachter, der aber nie emotionslos wirkt, sondern eher abgeklärt, und der auch sich selbst, seine Einstellungen und sein Handeln immer wieder hinterfragt. Niemand entgeht seinem forschenden, kritischen  Blick – weder die Alliierten noch die Deutschen; und auch nicht die Zwangsarbeiter und KZ-Häftlinge. Wo andere wegsehen, sieht er hin. Er urteilt nicht vorschnell und ehe er sich eine Meinung bildet, recherchiert er ausgiebig. Eine Meinung übrigens, die oft genug von der offiziellen Linie der damaligen Berichterstattung abweicht; und laut White auch von Dingen berichtet, die seine Leser eigentlich nicht lesen wollen. Obwohl der Besuch des KZ Buchenwald ihm alles abverlangt was er an seelischen Reserven zu besitzen scheint, kann er nicht anders, er muss auch hier nach der objektiv möglichsten Wahrheit suchen, und die ist nicht schwarz oder weiß, sondern grau. Die Schlussfolgerungen, die er zu bestimmten Themen - z.B. den Entnazifizierungs–Bemühungen der Amerikaner - zieht, gelten heute noch genauso wie damals.
Seine Erfahrungen in Deutschland fasst er folgendermaßen zusammen: "... Da begriff ich, dass wir genauso zu entsetzlichen Taten fähig sind, wie sie [die Deutschen] es waren, wenn wir behaupten, daß wir von dem kleinen Unrecht in unserer Umgebung nichts wissen. Unwissenheit ermöglicht, daß aus kleinem Unrecht große Unmenschlichkeit wird."


Aufmachung des Buches
Das Cover des Taschenbuches zeigt eine Kriegsszene – Panzer in den Straßen einer deutschen Stadt, die von Zivilisten beobachtet werden. Das Foto ist in SchwarzWeiß aufgenommen. Die Aufnahme auf der Rückseite des Buches (eine alte Frau inmitten von Soldaten) gehört zu den Foto-Klassikern der damaligen Zeit und dürfte wohl allen Interessierten bekannt sein. Einige Fotos, die von Osmar White stammen, wurden in den Text eingefügt, deren Druckqualität ist aber nicht sehr gut; man erkennt kaum etwas darauf. Im sehr ausführlichen Anhang finden sich einige Artikel von White, die in der australischen Presse erschienen. Das ursprüngliche Schlusskapitel von 1945 wurde ebenfalls abgedruckt. Eine Karte zu Beginn gibt den Frontverlauf nach der Überquerung des Rheins durch die Alliierten wieder.


Fazit
Dieses Buch muss man gelesen haben – als historische Quelle und als Mahnung an die Menschheit.


5 Sterne


Hinweise
Dieses Buch ist nur noch im Antiquariat erhältlich

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