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Kylas Gedächtnis wurde gelöscht, ihre Persönlichkeit ausradiert, ihre Erinnerungen sind für immer verloren. Kyla wurde geslated. Aber die Stimmen aus der Vergangenheit lassen die Sechzehnjährige nicht los – hat sie wirklich unschuldige Kinder bei einem Bombenanschlag getötet? Zählte sie zu einer Gruppe von gefährlichen Terroristen? Und warum steht ein Bild von ihr auf einer geheimen Webseite mit vermissten Kindern? Kyla wird immer wieder von Flashbacks aus ihrem früheren Leben eingeholt und begreift allmählich, dass ihre wahre Identität ein großes Geheimnis birgt. Gemeinsam mit Ben, einem anderen Slater, in den sie sich verliebt, begibt sie sich auf die Suche nach der Wahrheit – doch wem kann sie überhaupt noch vertrauen?

 

geloescht 

Originaltitel: Slated
Autor: Teri Terry
Übersetzer: Marion Hertle
Verlag: Coppenrath
Erschienen: Juni 2013
ISBN: 978-3649611837
Seitenzahl: 429 Seiten

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Die Grundidee der Handlung
Auch wenn sie schon 16 ist, begann Kylas Leben erst vor wenigen Monaten, denn nur an diese kann sie sich auch erinnern. Alles, was davor war, wurde aus ihrem Gedächtnis gelöscht, ebenso wie ihre bisherige Persönlichkeit: sie wurde geslated. Es ist ihre zweite Chance, ihre letzte. Slaten ist die Strafe für jugendliche Verbrecher. Kyla weiß nicht, was sie getan hat, aber sie hat nun eine neue Familie, eine neue Schule und einen Freund. Trotzdem bleibt das Gefühl, in Gefahr zu sein, das Gefühl, dass etwas mit ihr nicht stimmt. Sie ist anders als die anderen Slater, denn ihre Vergangenheit lauert noch immer am Rande ihrer Wahrnehmung …

Teri Terrys Dystopie entspricht in der Grundstimmung dem Genre, präsentiert eine düstere Zukunft und eine Protagonistin, die gegen das System kämpft. Soweit, so gewöhnlich. Doch die Autorin verfolgt eine interessante neue Grundidee. „Gelöscht“ greift dadurch zwar typische Elemente auf, verbindet sie aber neu und überzeugt den Leser durch viele unerwartete Ideen, die so realistisch sind, dass man Angst bekommt.


Stil und Sprache
„Gelöscht“ wird in der ersten Person von Kyla erzählt. Zwar lernt man sie erst ein paar Monate nach ihrem Gedächtnisverlust kennen und doch ist noch vieles in der Welt neu für sie, so dass der Leser es mit ihr zusammen kennenlernen kann und nicht das Gefühl unnötiger Belehrungen erhält. Ein weiterer Vorteil dieser Sichtweise ist die starke Verbundenheit zu Kyla, die man von der ersten Seite an spürt. Sie berührt den Leser und ihre Geschichte fasziniert ohne besondere Actionfrequenzen. Das liegt vor allem daran, dass der Autorin von der ersten Seite an eine bedrohliche Grundstimmung gelingt. Selbst in den entspannten Szenen, in denen Kyla ihr neues Zuhause kennenlernt, spürt man, dass irgendetwas nicht stimmt und wartet auf die Probleme, die sicher kommen werden. Auch der sehr gute Schreibstil der Autorin unterstützt die Grundstimmung. Es gelingt ihr mit wenigen Worten, die Ängste von Kyla bewegend zu vermitteln, besonders in einer dramatischen Szene kurz vorm Ende. Aber auch vorher vermittelt sie die Bedrohung mit wenigen Nebensätzen selbst in harmlosen Alltagsszenen. Der Spannungsaufbau beruht stark auf der so erzeugten Grundstimmung. Lange passiert nichts Gravierendes und doch werden durch kleine Ereignisse die Erwartungen des Lesers geschürt. Dazu tragen auch Kylas Albträume bei, denn man ahnt schnell, dass es sich um mehr als nur zufällige Produkte ihres Unterbewusstseins handelt. Tatsächlich stellen sie einen wichtigen Schlüssel zur Aufklärung von Kylas Besonderheiten dar. Da dies der erste Teil einer Trilogie ist, werden natürlich bei weitem nicht alle Geheimnisse gelöst und vieles bleibt noch im Dunkeln, hält so die Spannung auf den zweiten Teil hoch. Leider wirkt das Ende aber sogar für den Auftakt einer Trilogie ein wenig zu offen und vor allem zu abrupt. Während die Autorin sich bis dahin viel Mühe gibt, die Spannung langsam aufzubauen, geht am Ende auf einmal alles sehr schnell und die Enthüllung wirkt enttäuschend ruppig. Da dies die einzige Schwäche des Buches ist, verzeiht man sie jedoch und hofft, dass im zweiten Band eine logische Erklärung folgt.


Figuren
Kyla braucht nur wenige Sätze, um den Leser für sich einzunehmen. Sie kennt nichts außer den wenigen Monaten im Krankenhaus und kommt in eine neue Familie, eine neue Welt. Ihre Art, damit umzugehen, wirkt sehr authentisch und lässt zugleich schnell die starke Persönlichkeit erkennen, die sie mal werden wird. Immer wieder plagen sie Selbstzweifel wegen dem Verbrechen, das wahrscheinlich für ihre Strafe verantwortlich war und sie versucht nur umso dringender, alles richtig zu machen. Doch sie ist anders, etwas Besonderes, und gerade dadurch in großer Gefahr.
Von Anfang an ist nicht klar, wem in Kylas Umgebung sie wirklich trauen kann. Anfangs sympathische Menschen verbergen weit mehr, als man erwartet und immer wieder droht ihr plötzlich Gefahr von unvorhergesehener Stelle. Besonders gut gelungen ist dabei zum Einen die Wandlung ihres Freundes Ben, der an den Herausforderungen des Buches sogar noch stärker wächst als Kyla selbst. Zum Anderen ist Kylas Mutter ein beeindruckend vielschichtiger Charakter, der sicher auch in den Folgebänden noch eine wichtige Rolle spielen wird. Gleiches gilt für Kylas Ärztin, von der man bisher nur wenig erfahren hat, aber trotzdem viele Vermutungen entwickelt.


Aufmachung des Buches
„Gelöscht“ erschien als Hardcover mit Schutzumschlag. Auf diesem ist ein Mädchen mit beeindruckend grünen Augen und leicht apathischen Blick zu sehen. Der Titel steht wie ausgerissen aussehend einmal quer über ihrem Gesicht. Die düstere und zugleich zurückhaltende Gestaltung passt sehr gut zur Grundstimmung des Buches und gleichzeitig in den Trend der dystopischen Cover-Gestaltung. Das Innere ist schlicht und gut leserlich gehalten. Einzige Besonderheit sind die durchgestrichenen Kapitelüberschriften.


Fazit
Teri Terry gelingt mit „Gelöscht“ ein sehr beeindruckender Auftaktband! Kylas Geschichte fesselt von der ersten Seite an mit einer düsteren Grundstimmung, faszinierenden Charakteren und erschreckend realistischen Ideen dahinter. Einen Stern Abzug gibt es für den abrupten Schluss, aber den zweiten Band nächstes Frühjahr kann man trotzdem kaum erwarten.


4 Sterne


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