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Wer nach Einbruch der Dämmerung sein Haus verlässt, Bücher liest oder uneheliche Kinder zeugt, wird im Amerika der Zukunft hart bestraft. Denn die Moralmiliz versklavt mit ihren totalitären Gesetzen die Bürger der Vereinigten Staaten. Die 17-Jährige Ember hat deshalb ein Leben in Deckung gewählt - doch trotz aller Schutzmaßnahmen wird plötzlich ihre Mutter verhaftet. Sie hat gegen Artikel 5 der Moralstatuten verstoßen, weil sie nicht mit Embers Vater verheiratet war. In einer Besserungsanstalt für Mädchen wehrt sich Ember gegen Hass, Gewalt und fanatische Moralisten. Und sie muss ihre Mutter retten - doch dazu braucht sie ausgerechnet die Hilfe des Soldaten, der sie verhaftet hat ...

 

Artikel 5 

Originaltitel: Article 5
Autor: Kristen Simmons
Übersetzer: Frauke Meier
Verlag: ivi
Erschienen: April 2013
ISBN: 978-3492702867
Seitenzahl: 428 Seiten

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Die Grundidee der Handlung
Die Moralmiliz kontrolliert das Amerika der Zukunft. Ember versucht verzweifelt, nicht in ihr Blickfeld zu geraten, verhält sich so unauffällig wie möglich. Immer wieder wurden Mitschüler von ihr abgeholt und für Taten bestraft, die nach den neuen Gesetzen strafbar sind. Ember hätte nie gedacht, dass es auch sie treffen könnte. Doch nun legt Artikel 5 fest, dass alle unehelichen Kinder gesetzeswidrig sind. Ihre Mutter wird verhaftet, sie selbst kommt in die Obhut des Staates. Von einem Moment auf den anderen hat Ember alles verloren, was ihr etwas bedeutet und ihr einziger Weg, zumindest ihre Mutter zu retten, führt ausgerechnet über den Soldaten, der sie verhaftet hat, Chase, den sie noch bis vor Kurzem bedingungslos liebte ...

„Artikel 5“ zeichnet eine düstere Zukunft Amerikas ab und vermittelt diese so realistisch, dass man schon nach wenigen Seiten nicht mehr daran zweifelt, dass es genau so kommen könnte. Die Idee einer nach dem Krieg etablierten Diktatur ist für das Genre geradezu Standard und doch gelingt es der Autorin, dem Szenario einige interessante Neuerungen abzugewinnen. Ihre Handlung ist dadurch trotz der genre-typischen Elemente spannend und an vielen Stellen unerwartet für den Leser.


Stil und Sprache
Ember erzählt ihre eigene Geschichte in der ersten Person und schafft so innerhalb weniger Seiten eine sehr persönliche Bindung zum Leser. Sie wirkt auf Anhieb sympathisch, man nimmt schnell Anteil an ihrem Schicksal und das schlägt direkt zu. Gerademal wenige Seiten bleiben dem Leser zur Eingewöhnung in die unbekannte Zukunft, dann wird Embers Mutter bereits verhaftet und sie selbst abtransportiert. Ab diesem Moment bleibt das Buch bis zur letzten Seite so spannend, dass man es nicht aus der Hand legen kann. Embers Weg ist beschwerlich und von so vielen Gefahren und physischen sowie emotionalen Herausforderungen gesäumt, dass man als Leser wirklich keine Sekunde von ihrer Seite weichen will. Trotz der schnell voran schreitenden Handlung bleibt der Autorin noch genügend Zeit, ihre Charaktere vorzustellen und die Emotionen einzubinden. Lediglich die Einführung der dystopischen Welt geschieht am Anfang etwas hastig, aber die offenen Fragen zu der düsteren Zukunftsvision vergisst man bei all der Spannung. Zumal zu keiner Zeit Logikbrüche erkennbar sind und die offenen Fragen vielleicht noch absichtlich unbeantwortet bleiben. Da dies der erste Teil einer Trilogie ist, bleiben schließlich automatisch einige Punkte offen. Das Ende ist aber zum Glück trotzdem zufriedenstellend und für die Hauptfrage des Buches abschließend. Den zweiten Band kann man trotzdem kaum erwarten, allein weil man Embers Geschichte weiter verfolgen will.

Der Schreibstil der Autorin passt sehr gut zu ihrer Ich-Erzählerin und wirkt authentisch in allen beschriebenen Situationen. Das Buch wurde vom Verlag ab 16 Jahren empfohlen und das ist auch durchaus begründet. Embers Erlebnisse sind teilweise sehr grausam und entsprechend beschrieben. Es handelt sich zwar eindeutig um ein Jugendbuch wegen der Hauptperson, ist aber nicht für Kinder geeignet und richtet sich eher an alle ab dem jungen Erwachsenenalter.


Figuren
Trotzdem das Buch die Charaktere einmal quer durchs Amerika der Zukunft führt, beschränkt sich ein Großteil der Handlung auf Ember und den Soldaten, der sie verhaftet hat, Chase. Die anderen Charaktere begleiten sie immer nur phasenweise. So bleiben die Nebenfiguren im Hintergrund, sind aber trotzdem glaubwürdig ausgearbeitet. Sie handeln ihrer Zeit entsprechend und bleiben authentisch, selbst wenn sie sehr grausame oder unmenschliche Dinge tun.
Ember ist als Erzählerin natürlich die Hauptfigur und überzeugt den Leser als solche schon nach kurzer Zeit. Auf der einen Seite ist sie ein noch relativ naives Mädchen, das eigentlich für die grausame Zeit noch sehr behütet aufgewachsen ist. Auf der anderen Seite zwingen die Ereignisse sie schnell zum Erwachsenwerden und bringen eine selbstbewusste, starke junge Frau zum Vorschein. Die Wandlung ist glaubwürdig dargestellt, besonders dadurch, dass Ember immer mal wieder in alte Muster oder Verhaltensweisen zurückfällt und nicht einfach von jetzt auf gleich eine Superheldin wird. Gerade diese Rückfälle machen sie dem Leser so sympathisch und es umso beeindruckender, wenn sie dann doch für ihr Leben und ihre Lieben kämpft.
Chase ist im Gegenteil zu Ember kein Charakter, den man von der ersten Seite an gern hat, sondern sehr vielschichtig und verwirrend. Man erfährt nur einiges von dem, was er in der letzten Zeit durchmachen musste und erst zum Schluss wird deutlicher, warum er zu dem geworden ist, was er nun ist und was sein eigentliches Ziel ist. Auch hier wirkt die Dreidimensionalität des Charakters sehr authentisch. Eine solch düstere Zukunft bringt eben nicht automatisch starke Helden hervor, sondern fordert auch Opfer und verändert die Menschen.


Aufmachung des Buches
„Artikel 5“ erschien als Klappbroschur und zeigt ein traurig guckendes Mädchen auf dem Cover. Das gesamte Cover ist sehr düster gehalten, so dass die Augen des Mädchens und der Titel hervorstechen. Auf der Rückseite ist ein Ausschnitt der Moralstatuten abgedruckt, deren fünfter Artikel Embers Leben zerstört hat. Die Gestaltung passt zum düsteren Inhalt des Buches.


Fazit
Es gibt viele Dystopien unter den diesjährigen Neuerscheinungen, aber einige von ihnen stechen aus der Masse hervor. „Artikel 5“ ist ein solches Buch. Spannend von der ersten bis zu letzten Seite, eine interessante Grundidee und eine sympathisch-authentische Hauptperson… mehr kann man sich als Leser nicht wünschen, außer vielleicht, dass der zweite Band ganz bald erscheint!


4 5 Sterne


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