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Wann bzw. wie hast du deine Liebe zur Literatur entdeckt?

Ich reihe mich da nahtlos in die Gruppe 'als Kind öfter krank, Eltern beide berufstätig' ein. Meine Mutter hat mir daher mit fünf Jahren Lesen beigebracht, Bücher neben mein Bett gestapelt und sich selbst die Daumen gedrückt … und es hat funktioniert. Zu gut sogar; sie musste mir abends häufig ein Buch unter der Wange wegziehen, weil ich darauf eingeschlafen war. Anfangs akzeptierte ich nur Tiergeschichten und Sagen, in der Grundschule erweiterte ich meinen Leseradius gnädig um die John Sinclair-Heftchen meines Bruders und Fantasygeschichten. Die mag ich auch heute noch.


Kannst du dich noch an dein Lieblingsbuch aus deiner Kindheit erinnern?

Ja da fallen mir drei ein: Enid Blyton schrieb eine süße Kurzreihe über den 'Zauberbaum'. Darin entdeckten vier Kinder besagten Baum, auf dem Phantasiegeschöpfe lebten und der so hoch in den Himmel ragte, dass er die Wolken berührte. Darüber 'erschien' alle paar Tage ein anderes Land, das die Kids natürlich besuchten. Mich hat damals besonders ein Kästchen fasziniert, dass jedes Mal eine andere Süßigkeit enthielt, wenn man es aufklappte. Als Kind ist das der Inbegriff von Reichtum!
Später liebte ich die 'Camelon'-Reihe von Martin Eisele, in der ein Junge von der Erde einen Zauberstein findet und in eine andere Welt gerät. Dort erlebt er seine Abenteuer in Begleitung einer Amazone, eines beleibten, jungen Königs und eines nach Käse stinkenden Kobolds. Ich glaube, es gab fünf Bände, und danach brach die Reihe unbeendet ab. Ich war am Boden zerstört und schrieb sogar den Autor an, der mir auch sehr freundlich antwortete, aber trotzdem keine guten Nachrichten für mich hatte.
Zu meinem 11. Geburtstag bekam schließlich ich 'Die Nebel von Avalon' von Marion Zimmer-Bradley und las es gleich zweimal. Danach bestand ich eine Weile darauf, nur noch Bücher dieser Dame in meine Nähe kommen zu lassen.


Welches (Hör-)Buch bzw. welche (Hör-)Bücher magst du (derzeit) am liebsten?

Das ist schwer zu beantworten, denn 'das Lieblingsbuch' oder auch 'die drei bis zehn Lieblingsbücher' habe ich nicht. Früher hatte ich noch phasenweise Lieblingsautoren, aber auch da gibt es mittlerweile zu viele, die gute Bücher auf den Markt bringen, und ich mag auch nicht alles von jedem.
Aber ich stelle mich nun einfach mal vor mein (virtuelles) Regal und erwähne die ersten drei Bücher, die mir ins Auge springen und die ich in letzter Zeit mochte: 'The Fall' von Guillermo del Toro, zweiter Teil der Strain-Reihe: Hier geht es um eine Seuche und eine ganz besonderen Art von Vampiren. Ich mag Vampire, selbst wenn sie dank des Romance-Hypes oft verschrien sind, und del Toro ist weder zimperlich noch romantisch, wenn er von ihnen erzählt.
Dann ist da Roger Hutchinsons 'Eine Straße in Schottland'. Schottland mag ich noch mehr als Vampire, und die Geschichte von Calum McLeod, der zwanzig Jahre lang eine Straße auf Raasay baute, ist an manchen Stellen zwar etwas trocken, aber doch sehr schön.
Als drittes wäre da Maggie Stiefvaters 'Rot wie das Meer'. Die Stimmung im Buch – hervorgerufen durch diese Insel, auf der es vollkommen normal ist, dass Pferde dem Meer entsteigen und durchaus bösartig sind – hat mich ziemlich fasziniert.

Hörbücher und ich kommen dagegen nicht ganz so gut miteinander aus. Für ein Hörbuch brauche ich im Durchschnitt ein Jahr. Wenn, dann höre ich es abends im Bett oder wenn ich krank bin, und dann bin ich nach wenigen Minuten fest eingeschlafen. Am nächsten Morgen erinnere ich mich nicht mehr an das, was ich gehört habe, und dann geht das Spiel von vorn los. Gerade versuche ich es mit Sally Gardners 'The red necklace', gelesen von Tom Hiddleston, aber das ist noch schlimmer: Hiddlestons Stimme ist so großartig, dass ich sofort 'weg' bin.


Welche Genres haben es dir besonders angetan?

Wenn ich durch mein Bücherregal schaue, findet sich Fantasy in jeder Ausrichtung. Weniger High Fantasy mit Orks und Elfen, vielmehr alles von Steampunk über Urban und Historic Fantasy bis hin zu Gothic und Horror. Aber dann gibt es auch die Sektion 'rein historisch bis hin zum Sachbuch', Thriller oder auch Bücher, die schlicht unter 'Unterhaltung' laufen (oder wo ordnet man 'Die Eleganz des Igels' ein oder auch 'Die unglaubliche Reise des Smithy Ide' oder 'Das Gleißen der Nacht' ein?).
Weniger gern lese ich Krimis oder ChickLit, obwohl es ja immer Ausnahmen gibt. Ich finde es schön, wenn ein Buch nur ein halbes (oder auch mal kein) Happy End hat, und schrecke vor allzu rosigem Zuckerguss zurück. Daher findet man auch weder 'Twilight' noch 'Fifty Shades' (denn sind wir ehrlich: das ist auch nichts anderes als viel Zuckerguss) bei mir.


Welche Autoren liest du am liebsten?

Ich lese sehr viele Autoren gern, aber bedenkenlos zum neuen Buch greifen kann ich auf jeden Fall bei Neil Gaiman. Ich habe noch nichts von ihm gefunden, das ich nicht mag, und seine Figurenentwicklungen und der Einfluss von Mythen und Sagen in seinen Büchern gefallen mir äußerst gut. Letztes Jahr hab ich ihn in Edinburgh endlich auch einmal live lesen hören, aber verdammt, er hatte seine Frau Amanda Palmer dabei, und sie hat ihm fast die Show gestohlen. ;)
Sehr schöne Ideen und Umsetzungen finde ich auch immer wieder in den Büchern von Nina Blazon. Sie hat ein Händchen für interessante Settings und gute Spannungsbögen, und sie schreibt toll.
Letztlich mag ich – und er fällt hier ein wenig aus der Reihe – Hermann Hesses Werke sehr gern. Ich habe im Zuge eines Filmdoku-Projekts sehr viel von ihm gelesen, auch Briefe seiner Frau Ninon an ihn oder seine Korrespondenz mit Thomas Mann. In der Schule musste ich Hesse lesen und fand es eher langweilig, aber als ich ein paar Jahre später den Steppenwolf noch einmal in der Hand hatte, war ich hin und weg. Liebe Lehrbeauftragte, wartet bis zur Abschlussklasse, ehe ihr Hesse auf den Lehrplan setzt! Das bringt sonst nichts.


Hast du „Leserituale“? Liest du beispielsweise zu bestimmten Tageszeiten, an speziellen Orten, immer ein Buch nach dem anderen oder mehrere gleichzeitig?

Ich lese meist zwischen zwei und vier Bücher parallel. Wenn ich unterwegs bin, habe ich den Reader dabei; zu Hause greife ich lieber zu Papier (und manchmal, wenn ich auf dem Reader lese, versuche ich, umzublättern). Manchmal ist mir nach Sachbuch, manchmal möchte ich nicht groß nachdenken beim Lesen, manchmal möchte ich eine deutsche Übersetzung lesen, manchmal ausschließlich ein englischsprachiges Original.
Wo ich lese, ist mir gleich, und ich habe das Glück, auch auf der Rückbank eines fahrenden Autos lesen zu können. Da ich viel per Mitfahrzentrale in Deutschland unterwegs bin, mache ich das auch regelmäßig.
Am liebsten lese ich mit Blick auf das Meer. Der Wunsch hadert nur meist mit meiner Urlaubskasse.


Wie bist du dazu gekommen, Bücher nicht nur zu lesen, sondern den entsprechenden Autoren im Rahmen von Interviews Löcher in den Bauch zu fragen?

Ich komme beruflich aus der Kommunikationsecke und habe eine Weile bei einer Tageszeitung gearbeitet. Ich mochte den Job sehr, bin aber gegangen, als überall Personal abgebaut wurde. Heute arbeite ich neben meinem Hauptjob noch hin und wieder für Zeitungen und -schriften und mag auch dort den Kontakt beim Interview am liebsten. Ich muss wohl ein sehr neugieriger Mensch sein.
Bei der Tätigkeit 'Autoren löchern' fließt beides wunderschön zusammen: Menschen, die Geschichten erzählen, sind mir vorübergehend ausgeliefert.


Was macht dir Spaß daran, Interviews zu führen, was vielleicht weniger?

Spaß macht mir der Blick hinter die Kulissen. Je nachdem, wie der zu Interviewende reagiert oder sich präsentieren möchte, kann man das Interview in jede beliebige Richtung führen und viele Dinge erfahren, von denen man zuvor nicht wusste. Man kann Klischees untermalen oder widerlegen, Anregungen erhalten, Themenaspekte diskutieren, miteinander lachen oder einen Menschen von allen Seiten beleuchten – wenn er es zulässt und sich dabei wohl fühlt.
Weniger Spaß macht mir, dass ich ständig zu wenig Zeit habe. Ich möchte mich hiermit offiziell beschweren, dass meine Tage nur eine bestimmte Stundenzahl haben und ich noch keine Möglichkeit gefunden habe, das zu strecken.


Bei der Menge an Literaturportalen stellt sich die Frage, warum du dich entschieden hast, die Leser-Welt mit deinen Interviews zu unterstützen?

Ich weiß ehrlich gesagt nicht mehr, wie genau ich auf die Leser-Welt gestoßen bin; es war auf jeden Fall Ergebnis einer Internet-Surf-Session. An der Webseite gefällt mir ihre Struktur und ihre Übersichtlichkeit. Man ist sehr schnell 'drin', weiß, wo man was findet, und die Auswahl der vorgestellten Bücher ist interessant. Ich habe mich zunächst angemeldet, um hin und wieder bei 'Liest & Lauscht' mitzumachen, und mochte das Konzept. Als dann Interessierte für Interviews gesucht wurden, habe ich mich gemeldet.


Vervollständige bitte folgenden Satz: Lesen ist für mich …

… jedes Mal eine kleine Reise.

Warum? Ich lebe nun einmal – momentan – 2013, da kann ich nicht mehr abends am Lagerfeuer sitzen und den Ältesten zuhören. Also schnappe ich mir ein Buch – oder auch einen Film oder eine Serie.
Ich habe ja oben bereits über meine Urlaubskasse gejammert (und dann hat man ja auch nur eine bestimmte Anzahl an Urlaubswochen im Jahr), das ergänzt es ganz gut: Im Grunde wäre ich gern ständig unterwegs und weiß genau, was Fernweh ist. Lesen entführt mich auf mentale Reisen, wenn die körperlichen gerade nicht möglich sind.

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