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In Martin Walkers fünftem Bruno-Roman geht es um Wasser: um glasklare, gemütliche Flüsse im Périgord, auf denen statt Kanufahrern eine schöne nackte (leider tote) Frau mit einem satanistischen Tattoo herumtreibt. Um undurchsichtige Finanzflüsse. Um ein Labyrinth prähistorischer Grotten und ein internationales Ferienressort an lauschigen Ufern. Es geht um Fischspezialitäten, mit denen Bruno - in verwirrenden Frühlingsgefühlen gefangen - die Frauen verführt, und um große Fische einer Rüstungslobby, die ihm fast wieder von der Angel springen. Und schließlich um Teufelsweiber, die seit Ludwigs XIV. Mätresse Madame de Montespan die französischen Staats- und Finanzgeschäfte zu lenken versuchen.

 

Femme fatale 

Originaltitel: The Devil's Cave
Autor: Martin Walker
Übersetzer: Michael Windgassen
Sprecher: Johannes Steck
Verlag: Diogenes Hörbuch
Erschienen: 04/2013
ISBN: 978-3-257-80109-5
Spieldauer: 637 Minuten, 8 CDs; ungekürzte Lesung

 


Die Grundidee der Handlung
Es ist ein Vormittag, zwei Wochen vor Ostern und Bruno könnte kaum glücklicher sein. Alles ist ruhig in Saint-Denis und so hat der Chef de Police einmal Muße, um sich die Probe des Kirchenchores anzuhören, der gerade die Matthäus-Passion einstudiert. Doch dann plötzlich vibriert Brunos Handy. Aufgeregt erzählt ihm eine Anruferin, dass ein 15-jähriger Junge eine nackte, wunderschöne und vermutlich tote Frau in einem Kahn auf dem Fluss treiben sah. Bruno eilt zum Fluss und zur Bergung des Kahns benötigt es dann doch viele helfende Hände. Da trifft es sich gut, dass viele Bruno aus reiner Neugierde gefolgt sind. Alles, was Bruno am Telefon gesagt wurde, stimmt. Die Frau ist hübsch, nackt und unglücklicherweise eben auch tot. Doch wer ist sie und wo kam sie her? Und was um alles in der Welt ist da noch in dem Kahn? Zwei riesige schwarze Kerzen und ein toter Hahn. Sind hier etwa Satanisten am Werk? Da Bruno ein Freund der Fakten ist, gibt er zunächst nicht viel auf die Gerüchte. Doch noch bevor er überhaupt die Fakten untersuchen kann, bekommt der Satanismusverdacht neue Nahrung. In einer Höhle wird eine Marienstatue mit schwarzer Farbe beschmiert und neben ihr liegt ein Ziegenkopf. Nun ist im beschaulichen Saint-Denis der Teufel los und Bruno hat alle Hände voll zu tun. Als würde die tote Frau nicht schon Arbeit genug sein, bekommt Bruno mit, dass es in Saint-Denis bald ein Luxus-Ferienresort geben soll und zwar von eben jenen Investoren, die eine Nachbargemeinde mit einer Bauruine fast in die Pleite trieben. Höchste Zeit also, dass Bruno auch auf seinen Freund den Bürgermeister ein Auge hat. Als dann noch eine junge Frau, der Bruno Tennisunterricht seit Kindstagen gab, plötzlich wegzieht und ihre Mutter immer wieder Verletzungen aufweist, ist Bruno auch als Familientherapeut gefragt. Und dann sind da ja auch noch Brunos eigene Gefühle: Da ist Pamela, die zur Pflege ihrer Mutter in Schottland weilt und plötzlich nicht sicher ist, ob sie zurückkehrt, da ist Isabell, die schöne Inspectrice aus Paris mit wunderbaren Erinnerungen und doch unerreichbar und nun kommt auch noch die rätselhafte Eugenie, eine schwarzhaarige Schimmelreiterin und wahrhaft fatale Frau...

Brunos fünfter Fall ist sein bisher schwerster. Nichts ist, wie es auf den ersten Blick scheint und die Ereignisse sind scheinbar völlig zusammenhangslos. Und doch bietet auch "Femme fatale" alles, was diese Serie bislang so liebenswert machte. Einen Polizisten, der Recht und Ordnung mit Charakter und Menschlichkeit verbindet, liebevolle kulinarisch und touristisch wertvolle Beschreibungen des Perigord und quasi als "Amuse bouche" einen soliden Krimi. Obwohl Walker diesmal zum Teil auch mit klischeehaften Bildern arbeitet, ein wunderbar stimmungsvolles und liebenswertes Hörbuch.


Darstellung des Hörbuchs
Johannes Steck und der Chef de Police werden immer mehr zu einer wirklichen Einheit. Zunächst spricht Herr Steck die Lesung in gemütlich langsamem Tempo, fast als wolle er der Lesung, der Landschaft und den Flüssen ausreichend Gelegenheit geben, sich im Hirn des Hörers festzusetzen. Dann wiederum - stets an den passenden Stellen - verschärft und beschleunigt der Sprecher das Tempo. Wunderbar kann man das zum Beispiel auf den Ausritten Brunos verfolgen, wo es wirkt, als könne der Sprecher die Stimme mühelos der Gangart der Pferde anpassen. Atmosphärisch ist Herr Steck die perfekte Stimme für die Serie. Seine ruhige, leicht rau klingende Stimme ist ähnlich sympathisch wie Bruno und sie macht seine Art fast noch authentischer. Stimmlich macht der Sprecher deutliche Unterschiede zwischen den Personen, ohne sich dabei auf allzu gewagte Experimente einzulassen. Lediglich bei der Stimminterpretation von Pamela würde ich leichte Abstriche machen, aber die Sprecherleistung hält bislang über die gesamte Serie ausgesprochen hohes Niveau.

Aufmachung des Hörbuchs
Das Hörbuch wird im Papp-Schuber zum Aufklappen geliefert. Diesmal ist er in Grün und Weiß gehalten. Etwa drei Viertel des Platzes sind dem Cover vorbehalten, auf dem diesmal der Blick auf einen klaren See, auf dem sich ein rotes Kanu befindet, zu sehen ist. Am Ufer ist Baumbewuchs zu erkennen und es scheint leichter Nebel oder Morgentau auf dem Wasser zu liegen. Insgesamt wirkt das Motiv idylisch und dennoch gleichzeitig bedrückend. Das Boklet bietet neben den ausführlichen, üblichen Informationen zu Autor, Sprecher und Hörbuchgestaltung auch einen Text Martin Walkers, in dem er näher auf seine Verbundenheit zur Region und die Schauplätze seines neuen Romans eingeht. Eine gewohnt seriöse, qualitativ gute und gelungene Aufmachung.


Fazit
Altbekannt und doch hinreißend gut. Nichts an diesem Bruno-Krimi ist wirklich neu. Brunos leidenschaftlicher Einsatz für die Dorfgemeinschaft, seine ebenso große Hingabe zu gutem Essen und schönen Frauen und sein unverkennbares Talent, über augenscheinlich kleine Fälle in die Welt von großen Kriminalfällen zu rutschen. Diesmal kommen dann noch zum Teil sehr klischeehafte Bilder - wie das Erscheinen von Eugenie - hinzu. Und dennoch kann man die Stopp-Taste nicht drücken, man möchte wissen, wie es weiter geht. Schade, dass ausgerechnet das Ende mit Brunos Stärken bricht und eher an einen Actionfilm in bizarrer aber wunderschöner Umgebung erinnert. Trotzdem


4 Sterne


Hinweise
Dieses Hörbuch kaufen bei: amazon.de

Backlist:
Teil 1: Bruno, Chef de Police
Teil 2: Grand Cru
Teil 3: Schwarze Diamanten
Teil 4: Delikatessen

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Es ist ein Vormittag, zwei Wochen vor Ostern und Bruno könnte kaum glücklicher sein. Alles ist ruhig in Saint-Denis und so hat der Chef de Police einmal muse, um sich diw Probe des Kirchenchores anzuhören, der gerade die Matthäus-Passion einstudiert. Doch dann plötzlich vibriert Brunos Handy. Aufgeregt erzählt ihm eine Anruferin, dass ein 15-jähriger Junge eine nackte, wunderschöne und vermutlich tote Frau in einem Kahn auf dem Fluss treiben sah. Bruno eilt zum Fluss und zur Bergung des Kahns benötigt es dann doch viele helfende Hände. Da traf es sich gut, dass viele Bruno aus reiner Neugierde gefolgt waren. Alles, was Bruno am Telefon gesagt wurde stimmt. Die Frau ist hübsch, nackt und unglücklicherweise eben auch tot. Doch, wer ist sie und wo kam sie her? Und, was um alles in der Welt ist da noch in dem Kahn? Zwei riesige schwarze Kerzen und ein toter Hahn. Sind hier etwa Satanisten am Werk? Da Bruno ein Freund der Fakten ist, gibt er zunächst nicht viel auf die Gerüchte. Doch, noch bevor er überhaupt die Fakten untersuchen kann, bekommt der Satanismusverdacht neue Nahrung. In einer Höhle wird eine Marienstatue mit schwarzer Farbe beschmiert und neben ihr liegt ein Ziegenkopf. Nun ist im beschaulichen Saint-Denis der Teufel los und Bruno hat alle Hände voll zu tun. Als würde die tote Frau nicht schon Arbeit genug sein, bekommt Bruno mit, dass es im beschaulichen Saint-Denis bald ein Luxus-Ferienresort geben soll und zwar von eben jenen Investoren, die eine Nachbargemeinde mit einer Bauruine fast in die Pleite trieben. Höchste Zeit also, dass Bruno auch auf seinen Freund den Bürgermeister ein Auge hat. Als dann noch eine junge Frau, der Bruno Tennisunterricht seit Kindstagen gab, plötzlich wegzieht und ihre Mutter immer wieder Verletzungen aufweist, ist Bruno auch als Familientherapeut gefragt. Und dann sind da ja auch noch Brunos eigene Gefühle. Da ist Pamela, die zur Pflege ihrer Mutter in Schottland weilt und plötzlich nicht sicher ist, ob sie zurückkehrt, da ist Isabell, die schöne Inspectrice aus Paris mit wunderbaren Erinnerungen und doch unerreichbar und nun kommt auch noch die rätselhafte Eugenie, eine schwarzhaarige Schimmelreiterin und wahrhaft fatale Frau...

 

Brunos fünfter Fall ist sein bisher schwerster. Nichts ist, wie es auf den ersten Blick scheint und die Ereignisse sind scheinbar völlig zusammenhangslos. Und doch bietet auch "Femme fatale" alles, was diese Serie bislang so liebenswert machte. Einen Polizisten, der Recht und Ordnung mit Charakter und Menschlichkeit verbindet, liebevolle kulinarisch und touristisch wertvolle Beschreibungen des Perigord und quasi als "Amuse bouché" einen soliden Krimi. Obwohl Walker diesmal zum Teil auch mit klischeehaften Bildern arbeitet, ein wunderbar stimmungsvolles und liebenswertes Hörbuch.

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