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Kategorie: Abenteuer

Bei einer Segelpartie auf dem Meer finden Lord und Lady Glenarvan im Magen eines Hais eine Flaschenpost. Es ist der Notruf des Kapitän Grant, dessen Schiff unterging. Glenarvan beschließt, die Überlebenden des Unglücks zu suchen. Ihn begleiten die Kinder des Kapitäns sowie ein zerstreuter Gelehrter. So beginnt die aufregende Reise ans Ende der Welt ...
Die Kinder des Kapitän Grant, dieser tragikomische Abenteuerroman, erschien 1886 innerhalb der Serie Außergewöhnliche Reisen. Damit gelang es Jules Verne, seinen Lesern Wissen über Amerika und Australien zu vermitteln, über Flora und Fauna sowie Geografie.

 

Die Kinder des Kapitaen Grant 

Originaltitel: Les Enfants du Capitaine Grant
Autor: nach einer Geschichte von Jules Verne
Übersetzer: Resel Rebiersch
Illustration: Alexis Nesme
Verlag: Splitter
Erschienen: März 2013
ISBN: 978-3-86869-578-6
Seitenzahl: 48 Seiten
Altersgruppe: All Age

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Die Grundidee der Handlung
Der Aristokrat Lord Glenarvan lässt, zuliebe der Reiselust seiner Frau Lady Helena, die stolze Yacht "Duncan" erbauen. Während der Jungfernfahrt zur Erprobung des prächtigen Schiffes fängt er einen Hai. In dessen Magen finden sie eine Flaschenpost mit dem Hilferuf eines gewissen Kapitän Grant, dessen Schiff, die Britannia, bereits zwei Jahre zuvor in der Nähe des 37sten Breitengrades gesunken ist. Leider ist die Nachricht nicht mehr in der Gänze lesbar, und so lässt sich die genaue Position des Schiffsunglücks nicht präzise bestimmen. Da sich die britische Admiralität weigert, aufgrund dieser vagen Beweise eine Suchmannschaft auszusenden, beschließen Lord und Lady Glenarvan, auf eigene Faust nach eventuell Überlebenden zu suchen. Eine lange Reise voller Abenteuer und Gefahren beginnt.

Alexis Nesme hat den Romanklassiker aus der Feder von Jules Verne Die Kinder des Kapitän Grant als Comic adaptiert. Herausgekommen ist dabei ein ungeheuer bildgewaltiger All Age Comicband, der Leser jeden Alters in seinen Bann schlagen dürfte. Die grafische Gestaltung ist schlicht und ergreifend umwerfend, inhaltlich wurde das Werk mit Sicherheit stark gerafft, denn immerhin wurden über 300 Seiten Text auf weniger als 150 Seiten Comic reduziert. Dennoch ist die Geschichte sehr rund und das Erzähltempo ist eher gemächlich.


Beurteilung der Zeichnung / Textdarstellung
Grafisch hat sich Alexis Nesme dazu entschlossen, alle Figuren in Tiergestalt darzustellen. Diese Idee ist nicht gerade neu, allerdings hat man bislang noch keine Arbeiten in dieser Art gesehen, die mit solcher Sorgfalt und Detailfülle ausgeführt wurden. So ist etwa Lord Glenarvan ein Tiger, während Kapitän John Mangles, der Lord Glenarvan´s Schiff befehligt, ein Fuchs ist. Dies erinnert sehr stark an die schon etwas ältere Animationsserie aus dem Hause Nippon Animations mit den Abenteuern von Willy Fog. Dort wurden die drei populärsten Abenteuer von Jules Verne verfilmt: In 80 Tagen um die Welt, 20000 Meilen unter dem Meer und Die Reise zum Mittelpunkt der der Erde. Die Hauptrolle verkörpert stets eine Figur mit Namen Willy Fog, an dessen Seite stets sein treuer Diener Rigodon und dessen kleiner Freund Tico sind.

Nesmes Zeichenstil selbst erinnert an die illustrierte Ausgabe von The Wind in the Willows mit den Zeichnungen von Inga Moore oder aber an die traumhaften Gemälde des US-Malers Thomas Kinkade. Es lassen sich zwar auch Ähnlichkeiten zu Juanjo Guarnidos Black Sad-Reihe erkennen, aber sein Zeichenstil ist viel kantiger, weniger verträumt und zeigt deutliche Tuschestriche, wodurch die Arbeiten wesentlich comichafter wirken.

Die Grafiken von Alexis Nesme weisen keinerlei Comiccharakter auf. Vielmehr wirken sie beinahe wie reproduzierte Ölgemälde, Tuschelinien sind keine zu erkennen. Sämtliche Panels sind akribisch ausgestaltet und strotzen nur so vor liebvollen Details. Die Landschaftsdarstellungen sind von pittoresker Schönheit und zählen zu den zauberhaftesten, die ich je in einem Comic gesehen habe. Sie ziehen die Blicke an, laden den Betrachter zum Verweilen ein und immer wieder gibt es in den extrem detailierten Panels Neues zu entdecken.

Oftmals sind einige der großformatigeren Panels sogar mit aufwendig gestalteten Schmuckumrahmungen eingefasst. Hier kommen goldene Ornamente und an Wappen erinnernde Textfelder zum Einsatz. Auch diese wurden sehr sorgfältig und liebevoll gestaltet. 


Aufmachung des Comics
Schon die Gestaltung dieses wunderschönen Comicbandes ist dermaßen gelungen, dass man einfach zugreifen muss. Das Covermotiv im Stile viktorianischer Abenteuerromane ist rundum gelungen und zieht die Blicke förmlich auf sich. Die Panels im Innern des Prachtbandes sind beinahe noch opulenter, als das ebenfalls sehr detailreiche Motiv auf dem Einband. Einziger Unterschied: die Panels im Innern sind ausnahmslos viel kleiner, was auch den Umstand erklärt, warum sie noch schärfer und detailreicher wirken. 

Die Verarbeitung des gebundenen Comicbandes ist tadellos und begonnen beim Vorsatzpapier, das eine antike Weltkarte zeigt, ein absolut stimmiges Gesamtwerk. 


Fazit
Eine fantastische Comicadaption eines Literaturklassikers, die sich kein Comicliebhaber entgehen lassen sollte, mit großartigen Zeichnungen, die zum Träumen und Verweilen einladen. Wunderschöne Unterhaltung für die ganze Familie. Hoffentlich entschließt sich Alexis Nesme, noch weitere Werke von Jules Verne zu bearbeiten.


5 Sterne


Hinweise
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