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Kategorie: Krimis

Spätsommer in Stockholm, Sonntagnachmittag zwischen drei und vier: In dieser scheinbar friedvollen Zeit geschieht ein buchstäblich unsichtbares Verbrechen. Und der schiere Zufall macht Lena Lindberg, ein Mitglied der A-Gruppe, zur ahnungslosen Zeugin. Während ihr Vorgesetzter Paul Hjelm den undankbaren Auftrag erhält, den verschwundenen Geheimdienstchef zu finden, stößt die A-Gruppe auf eine Serie sadistischer Morde an jungen Frauen. Doch nicht allein die Tatsache, dass auch Hjelms Tochter Tora ins Visier des Täters gerät, ist der Grund für die außergewöhnlichen Mittel, zu denen die A-Gruppe greift …

 

Bussestunde 

Originaltitel: Himmelsöga
Autor: Arne Dahl
Übersetzer: Wolfgang Butt
Verlag: piper
Erschienen: 05/2013
ISBN: 978-3492049696
Seitenzahl: 464 Seiten

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Die Grundidee der Handlung
Lena Lindberg sitzt an einem sonnigen Augusttag in einem Straßencafé, als in einer nahegelegenen Videothek ein Überfall passiert. Als erste vor Ort, erlebt sie noch mit, dass einige der im Geschäft befindlichen Kunden und auch der Ladeninhaber etwas merkwürdig reagieren. Zusammen mit Sara Svenhagen bohrt sie nach und findet in der Wohnung einer Zeugin einen abgetrennten Arm. Die Zeugin hingegen ist verschwunden … Paul Hjelm bekommt derweil einen Geheimauftrag, der ihn so gar nicht begeistert: Er soll Nachforschungen anstellen, wohin der demnächst in Rente gehende Chef des Geheimdienstes verschwunden sein könnte. Eher widerstrebend macht er sich auf die Suche nach Hinweisen und wird überraschend schnell fündig …

Arne Dahl bleibt auch im definitiv letzten Band seiner Serie dem Prinzip treu, seinen Fall aus mehreren Perspektiven anzugehen, winzige Hinweise sich zu einem großen Ganzen zusammenfügen zu lassen und dabei die Entwicklung seiner Protagonisten nicht außer Acht zu lassen. Dieses Mal wird zusätzlich noch recht früh das Ende des A-Teams angedeutet, so dass auch die Geschichten der Ermittler noch ein wenig „abgerundet“ werden können. Überaus schade, aber sicher ist es besser, eine Serie auf ihrem Höhepunkt und mit einem grandios komponierten Fall enden zu lassen, als ein Ermittlerteam immer weiter ermitteln zu lassen, wenn dem Autor schon längst die Ideen ausgegangen sind. Das passiert leider viel zu oft, aber hier hat man zumindest die Möglichkeit, Kerstin Holm und einige andere in neuer Zusammensetzung weiter zu erleben (Das OPCOP-Team in „Gier“ und „Zorn“).


Stil und Sprache
Arne Dahl ist mein persönlicher Favorit unter den nordischen Autoren, niemandem gelingt es in meinen Augen so gut, die speziellen Eigenarten der schwedischen Sprache mit spannenden Bildern zu kombinieren. In diesem Abschlussband der Serie hat er sich noch einmal selbst übertroffen, indem er seine Geschichte aus der beobachtenden Perspektive, gleichsam als über dem Ganzen schwebende Instanz, einleitet. „Wenn es eine Tagesentsprechung zur Geisterstunde gibt, der Stunde nach Mitternacht, in der die Geister ihr Unwesen treiben (…), dann muss diese Stunde auf einen Sonntag fallen. Es ist die Stunde, in der alles stillsteht. Vielleicht die, in der eine Woche stirbt und eine neue geboren wird. Die Zeit häutet sich ganz einfach.“ (Seite 5). Mit solchen Formulierungen fängt er seine Leser ein und lässt sie einfach nicht mehr los, bis die Geschichte vorbei ist.

Spannung gibt es natürlich auch, auch wenn diese zunächst etwas auf sich warten lässt. Ganz allmählich taucht der Leser zusammen mit den Hauptpersonen in die Handlung ein, Arne Dahl lässt sich Zeit für Details und Nebenschauplätze, so dass man zu Beginn nicht genau weiß, was eigentlich im Zentrum des Falles steht. Erzähler sind wie immer verschiedene Personen, je nachdem, wer aus dem Team gerade „aktiv“ ist. So erhält man als Leser ein umfassenderes Bild als die Akteure, ohne jedoch genau zu wissen, was vor sich geht. Ein furioses Finale auf mehreren Ebenen rundet dann den perfekten Krimi ab und bildet den Schlusspunkt einer grandiosen Serie.


Figuren
Ich habe ja so meine Favoriten innerhalb des A-Teams, zu ihnen gehört eindeutig Kerstin Holm als Leiterin. Sie hat einige Höhen und Tiefen durchgemacht in den letzten Bänden, hat Freunde verloren und Beziehungen hinter sich. Entsprechend wirkt sie ein bisschen müde und hält sich mehr oder weniger aus den eigentlichen Ermittlungen heraus, zumal sie von Beginn an weiß, dass die Tage des A-Teams gezählt sind.

Sara Svenhagen und Lena Lindberg sind das Frauen-Gespann im Team und haben großen Anteil an den Ermittlungen, die anderen Mitglieder geraten aber nicht ins Hintertreffen. Selbst Paul Hjelm, der ja schon längere Zeit gar nicht mehr zum Team gehört, hat seine eigene Geschichte und kommt damit nicht zu kurz. So bekommt man noch einmal einen schönen Einblick in das dynamische Gruppenleben des A-Teams, bevor alle Beteiligten ihrer Wege gehen. Nach so vielen Büchern hat man als treuer Leser inzwischen das Gefühl, alten Bekannten zuzuschauen und ja, ich werde sie vermissen …


Aufmachung des Buches
Das gebundene Buch zeigt auf dem dunkelblauen Schutzumschlag ein totes Insekt, vielleicht eine Biene. Das hat zwar rein gar nichts mit dem Inhalt des Buches zu tun, stellt aber immer wieder ein beliebtes Titelmotiv dar. Der Name des Autors ist überproportional groß gedruckt und dominiert die obere Hälfte des Titels, während unten ebenfalls in weißer Schrift der Titel abgedruckt ist. Dieser entspricht leider nicht dem schwedischen Original, die korrekte Übersetzung „Himmelsauge“ hätte gut gepasst, aber vermutlich nicht so anziehend gewirkt. Innen gibt es 44 nummerierte Kapitel und ansonsten keine Besonderheiten.


Fazit
Der grandiose Abschluss einer herausragenden Krimireihe, deren Protagonisten ich jetzt schon vermisse. Absolut speziell, wunderbar und unvergleichlich!


5 Sterne


Hinweise

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Backlist:
Band 1: Misterioso
Band 2: Böses Blut
Band 3: Falsche Opfer
Band 4: Tiefer Schmerz
Band 5: Rosenrot
Band 6: Ungeschoren
Band 7: Totenmesse
Band 8: Dunkelziffer
Band 9: Opferzahl