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August 1939: In den Wirren des Zweiten Weltkriegs verlieren sich sechs junge Menschen in einem Netz aus Freundschaft, inniger Liebe und tiefgreifendem Hass. Was aber hat das mit Robert Lubisch zu tun, der beinahe 60 Jahre später im Nachlass seines Vaters, einem Industriemagnaten der Nachkriegszeit, den SS-Ausweis eines Unbekannten und das Foto einer schönen Frau findet? Lubisch’ Neugierde ist geweckt: War sein Vater doch nicht so makellos, wie er immer angenommen hatte? Und wer ist die Fremde? Auf der Suche nach Antworten stößt Robert Lubisch auf die ehrgeizige Journalistin Rita Albers, die sofort eine große Story wittert. Doch die Wahrheit lockt die Geister der Vergangenheit wieder hervor und zieht grausame Folgen nach sich. Lubisch ahnt, dass die Geschichte seines Vaters noch viel dunkler ist, als er befürchtet hat. Danach ist nichts mehr, wie es einmal war.

 

Wer das Schweigen bricht 

Autor: Mechtild Borrmann
Verlag: Pendragon
Erschienen: Februar 2011
ISBN: 978-3865322319
Seitenzahl: 224 Seiten


Die Grundidee der Handlung
Robert Lubisch ordnet nach dem Tod seines Vaters die verbliebenen Dokumente, als er ein altes Zigarrenkästchen findet. In ihm ist ein Entlassungsschein aus der Kriegsgefangenschaft, ausgestellt auf den Namen seines Vaters. Allerdings auch ein SS-Ausweis mit einem anderen Namen und das Bild einer jungen Frau. In der Hoffnung, einen Kratzer im perfekten Bild des Vaters zu finden, macht er sich auf die Suche nach der Fremden. Er findet die Journalistin Rita Albers, die sich schnell auch für den Fall interessiert. Sie beginnen nach den alten Geheimnissen zu suchen. Geheimnisse, die seit beinahe 50 Jahren ruhen. Geheimnisse, die 1939 ihren Anfang nahmen. Geheimnisse, für die manche Menschen noch immer bereit sind zu töten.

Mechtild Borrmann vereint in ihrem Roman geschickt die Ereignisse während des zweiten Weltkriegs mit der Wahrheitssuche in der Neuzeit. Dabei schafft sie es wunderbar, die Erkenntnisse der verschiedenen Zeitebenen ineinander fließen zu lassen und so nach und nach eine Geschichte zu entwirren, die der Leser so sicher nicht erwartet hatte. Das Buch wurde dafür mit dem deutschen Krimi-Preis 2012 ausgezeichnet.


Stil und Sprache
Der Roman wird in der dritten Person Singular erzählt, aus wechselnden Perspektiven. Neben Robert Lubisch und der Journalistin kommen auch viele Nebencharaktere immer mal wieder zu Wort. Dadurch ist die Lösung des Verbrechens auf verschiedenste Personen und Zeiten verteilt und der Leser kann sie nur Schritt für Schritt entwirren. Jeder Charakter bringt seine eigene Geschichte mit ein und steuert so ein kleines bisschen zu einem Gesamtbild bei, was bis zum Schluss unvorhersehbar bleibt. Sowohl die Ereignisse während des zweiten Weltkrieges als auch die der Gegenwart sind dabei so spannend beschrieben und aufgebaut, dass man das Buch kaum aus der Hand legen kann, bis endlich alle Details bekannt sind. Erst nach und nach wird dem Leser dabei klar, wie viel größer das Geheimnis eigentlich ist und wie viele Tragödien wirklich behandelt werden.

Lediglich am Anfang, bevor die Geschichte ihren Gang nimmt, hat das Buch kleinere Schwächen. Die vielen Charaktere sind erst einmal verwirrend und es dauert ein paar Seiten, bevor man sie auseinander halten kann und die Hintergründe der einzelnen versteht. Der Schreibstil von Mechtild Borrmann wirkt zu der Zeit noch etwas unnahbar und abgehackt. Mit der aufkommenden Spannung gibt sich das aber sehr schnell und der Autorin gelingt es im Buchverlauf meisterhaft, die emotionale Lage der jeweiligen Situation an den Leser zu übermitteln. Besonders deutlich wird das in den schwersten Stunden des Krieges und den emotionalen Tiefpunkten der Charaktere. Der eindringliche Schreibstil der Autorin lässt all das für den Leser geradezu lebendig werden.


Figuren
Anders als der Klappentext es vermuten lässt, spielt Robert Lubisch nicht die Hauptrolle in diesem Roman. Zwar ist er derjenige, der die Handlung mit seinen Nachforschungen in Gang setzt, aber in der Gegenwart ist eher Rita Albers die Protagonistin und die Ereignisse während des zweiten Weltkriegs werden weitestgehend aus der Sicht von Therese Peters erzählt. Beide Frauen werden sehr gut präsentiert. Rita Albers bleibt ein wenig blasser, weil man von ihr nicht viel mehr als ihren Beruf und ihre Art zu recherchieren erfährt. Therese Peters hingegen wird sehr ausführlich dargestellt, man sieht das halbe Buch durch ihre Augen in die Vergangenheit. Dabei wird sie sehr differenziert charakterisiert, Schwächen und Stärken gleichermaßen durch ihre Handlungen abgebildet. Trotz der schwierigen Ereignisse bleibt der Leser mit ihr verbunden und leidet mit ihr.

Die vielen Nebencharaktere werden ebenso differenziert dargestellt. Viele treten sowohl 1939 als auch in der Gegenwart auf und es ist faszinierend zu sehen, wie die Zeit sie entwickelt hat. Dabei bleiben sie alle in ihrer Rolle ausgesprochen glaubwürdig, besonders während der Kriegszeit, die immer wieder einzelne Charaktere zu sehr grausamen oder schmerzhaften Handlungen treibt.


Aufmachung des Buches
„Wer das Schweigen bricht“ ist als Taschenbuch im Pendragon Verlag erschienen. Das Cover zeigt im Hintergrund einige in Graustufen gehaltene Häuser und davor den roten Titel. Außerdem wurde in der Neuauflage der Hinweis mit abgedruckt, dass das Buch den deutschen Krimi-Preis 2012 erhalten hat. Im Inneren findet sich zuerst ein Personenregister, das sowohl die Charaktere der Gegenwart als auch die von damals enthält. Anschließend ist vor jedem Absatz ein Hinweis abgedruckt, in welcher Zeit sich der kommende Teil abspielt. Dadurch verliert man zu keiner Zeit den Überblick und kann der Handlung problemlos folgen.


Fazit
Mechtild Borrmanns Krimi „Wer das Schweigen bricht“ überrascht und fesselt den Leser bis zur letzten Seite. Die herausragende Verbindung der zwei zeitlichen Ebenen beeindruckt und bewegt zugleich. Trotz kleinerer Schwächen am Anfang ein sehr empfehlenswerter Roman, nicht nur für Krimi-Fans.


4 Sterne


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