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Kategorie: Dystopien

Als Aria aus ihrer hoch technologisierten Welt in die Wildnis verbannt wird, scheint ihr Tod so gut wie sicher. Wäre da nicht Perry. Perry, der so ganz anders ist als alles, was Aria kennt. Perry, der Aria das Leben rettet. Doch wie kann sie ihm, der ihr so fremd ist, in dieser feindlichen Welt trauen? Und wie soll er mit ihr an seiner Seite die Mission erfüllen, zu der er aufgebrochen ist? Trotz aller Zweifel, Ängste und Gegensätze gibt es jedoch etwas, das die beiden verbindet, und so begeben sie sich gemeinsam auf eine gefährliche Odyssee. Der Kampf ums Überleben in der Wildnis treibt Aria bis an ihre Grenzen. Dabei entdeckt sie aber auch ihre Gefühle – Gefühle für Perry, gegen die sie sich mit aller Macht wehren muss. Denn kann ihre Liebe eine Zukunft haben in einer Welt, in der sie nicht füreinander bestimmt sind?

 

Gebannt 

Originaltitel: Under the never sky
Autor: Veronica Rossi
Übersetzer: Franca Fritz, Heinrich Koop
Verlag: Oetinger
Erschienen: März 2012
ISBN: 978-3789146206
Seitenzahl: 432 Seiten

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Die Grundidee der Handlung
Eine kosmische Katastrophe hat die Welt, wie wir sie kennen, untergehen lassen und ein Zwei-Klassen-System erschaffen. Auf der einen Seite stehen die Siedler, die in riesigen Kuppelbunkern eingepfercht leben und über virtuelle Welten dem Alltagstrott entkommen. Auf der anderen Seite stehen die Außenseiter, die in der Natur leben unter der ständigen Bedrohung durch Kriege, Ätherstürme und Krankheiten. Aria ist eine Siedlerin. Sie kennt all die Geschichten über die tödliche Außenwelt und die Außenseiter. Sie erfüllen sie mit Angst und als sie aus der Kuppel verstoßen wird, ist ihr klar, dass sie nicht lange überleben wird. Doch dann trifft sie Perry, einen Außenseiter, der ganz anders ist als alle Geschichten. Anfangs nur verbunden durch ein gemeinsames Ziel, machen sie sich auf eine gefährliche Reise, an deren Ende sie mehr herausfinden, als sie jemals gefürchtet haben.

Veronica Rossi reiht sich mit „Gebannt. Unter fremdem Himmel“, dem ersten Teil der Arie & Perry-Trilogie, in die Reihe der Dystopien ein und sticht gleichzeitig durch viele neue, innovative Ideen aus ihr hervor. Sie integriert geschickt Elemente der Fantasy und der Wissenschaft in ihre eigentliche Handlung und erschafft eine gelungene Mischung aus Romantik, Spannung und Kampf. Ihre Welt ist facettenreich und logisch beschrieben. Sie bietet genug Ähnlichkeit mit der unsrigen, um als denkbare Zukunft zu gelten und gleichzeitig genügend krasse Unterschiede, um interessant und faszinierend zu sein.


Stil und Sprache
Die Geschichte wird abwechselnd aus Arias und Perrys Sicht erzählt, jeweils in der ersten Person. Die Blickwinkel der beiden unterscheiden sich durch ihre Herkunft grundlegend und bieten so für den Leser zwei Sichtweisen in jeder Situation. Der Autorin gelingt es sehr gut, diese unterschiedlichen Blickwinkel sprachlich und inhaltlich rüberzubringen und sie wählt für beide Charaktere einen eigenen Stil. Besonders deutlich zeigt sich das in der Wortwahl, die die beiden ihrer Herkunft zu verdanken haben. Faszinierend ist dabei auch zu beobachten, wie die Sprechweisen sich angleichen, je näher die Charaktere sich kommen.

Die Handlung beginnt recht spannend, allerdings sind beide Hauptpersonen zunächst noch in ihrer gewohnten Umgebung, Aria in der Kuppel und Perry bei seinem Stamm. So bekommt der Leser Gelegenheit sich an die Welt des Romans zu gewöhnen, bevor die eigentliche Reise der beiden beginnt. Trotz der nötigen Erläuterungen kommt die Spannung auch hier nicht zu kurz. Im Laufe des Romans wird dann eine gewisse Grundspannung gehalten, aber dem Verlauf der Reise folgend gibt es immer mal wieder entspanntere und fesselndere Phasen. Gut lesbar bleibt das Buch aber zu jeder Zeit.
Sehr angenehm von der breiten Masse der Dystopien hebt sich das Buch durch die Entwicklung der Liebesgeschichte ab. Im Gegensatz zu vielen anderen Jugendbücher ist es keine Liebe auf den ersten Blick, sondern die Autorin gibt ihren Charakteren Zeit sich aneinander zu gewöhnen und die Situation zu verarbeiten. So wirkt die Gefühlsentwicklung deutlich realistischer und die Gefühle bleiben zu jeder Zeit nachvollziehbar. Außerdem wird damit der eigentlichen Handlung genug Raum zur Ausbreitung gegeben, statt sie zu einem schmückender Beiwerk der Liebesgeschichte zu machen.

Der Schreibstil der Autorin liest sich angenehm und wird gut an die verschiedenen emotionalen und spannenden Momente angepasst. Allerdings fällt der Einstieg in die Geschichte durch die diversen neuen Fachbegriffe schwer, zumal einige beim ersten Lesen wie schlechte Übersetzungen klingen (z.B. „die Horcher“). Sobald man sich daran gewöhnt hat, gibt es an der Sprache von Veronica Rossi aber nichts mehr auszusetzen.


Figuren
Aria ist in einem der riesigen Kuppelgebäude aufgewachsen, die die Menschen vor den Ätherstürmen schützen sollen, und wurde nach einem Zwischenfall in die Außenwelt verbannt. Eigentlich ein sicheres Todesurteil für die junge Frau, aber dank Perrys Hilfe überlebt sie und schafft es sich anzupassen. Da man einen Teil der Handlung durch ihre Augen sieht und ihre angestammte Umgebung unserem Leben näher kommt als die Außenwelt, fällt es sehr leicht sich in sie hinein zu versetzten. Es ist beeindruckend zu sehen, wie sie im Laufe der Handlung an den Ereignissen wächst und das Beste vom anfänglichen Charakter stärker wird. Ihre Sehnsüchte und Hoffnungen sind nachvollziehbar und auch ihre Handlungen, seien sie in der Situation auch dumm oder gedankenlos, machen für den Leser durchaus Sinn.

Perry, der zweite Hauptcharakter, ist weiter von dem Leben der Leser entfernt und trotzdem kann man sich schnell in ihn hineinversetzten. Sein Verantwortungsbewusstsein macht ihn sofort sympathisch und da man Passagen aus seiner Sicht lesen kann, bleiben auch die schwierigen, kontroversen Entscheidungen nachhvollziehbar. Seine Wandlung im Laufe des Buches ist schwächer ausgesprägt, aber auch er verändert sich weiter zum Positiven. Beiden Hauptcharakteren kommt es sehr zu gute, dass sie sich nicht innerhalb weniger Seiten „zwangsverlieben“, wie man es in vielen anderen Jugendbüchern sieht. So haben sie die Zeit, dem Leser um ihrer selbst willen ans Herz zu wachsen und sich zu entwicklen.

Über die Nebencharaktere erfährt man relativ wenig. Dadurch, dass Aria und Perry den Großteil des Romans alleine reisen, sieht man nur wenig von den anderen Menschen. Erst im letzten Drittel treten mehr Charaktere auf, von denen man sicher auch einige in den nächsten Bänden wiedertreffen wird. In diesem Band wird schonmal der Grundstein dafür gelegt. Sie werden zwar noch nicht vollständig beleuchtet, wirken aber bereits sehr dreidimensional und machen neugierig auf die noch kommenden Entwicklungen.


Aufmachung des Buches
„Gebannt. Unter fremdem Himmel“ ist als Hardcover mit Schutzumschlag erschienen. Das Cover ist sehr dunkel gehalten und lediglich ein kleiner Frauenkopf, eine Blumenranke und die Schrift des Titels stechen hervor. Das A im Titel ist dabei mit einem feuerähnlichen Muster geschrieben, was wahrscheinlich die Ätherstürme symbolisieren soll. Alles in allem eine schöne Gestaltung.


Fazit
Veronica Rossies erster Band der Aria & Perry-Reihe hebt sich angenehm von der Flut an neuen Dystopien ab. Trotz kleinerer Probleme beim Einstieg, gelingt es ihr schließlich, die Leser in eine düstere Zukunft zu entführen und mit ihren sympathischen Hauptcharakteren und einer spannenden Handlung an das Buch zu fesseln.


4 Sterne


Hinweise
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