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Lulu sucht verzweifelt nach Ben, den sie auf der letzten Party kennengelernt hat. Ben sucht nach gar nichts, findet aber plötzlich eine Facebook-Nachricht von irgendeiner Lulu in seinem Posteingang. Die beiden haben sich nie gesehen und dennoch fühlen sie sich gleich beim ersten Kontakt, als hätten sie nur aufeinander gewartet. Von diesem Moment an chatten Lulu und Ben jeden Tag, erzählen sich Dinge, die sie niemand anderem auf der Welt anvertrauen würden. Mehr und mehr erkennen sie, dass nicht alles ist, wie es scheint. Aber plötzlich entsteht da so ein Gefühl, gegenüber diesem Fremden, den man eigentlich gar nicht kennt.

 

Im Pyjama um halb vier 

Autor: Gabriella Engelmann & Jakob M. Leonhardt
Verlag: Arena
Erschienen: Januar 2013
ISBN: 978-3401067933
Seitenzahl: 237 Seiten

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Die Grundidee der Handlung
Lulu versucht über eine Partybekanntschaft an ihren Schwarm heranzukommen, landet mit ihrer Facebook-Nachricht aber nicht bei einem Jungen in Hamburg, sondern bei Ben in München, einem völlig Fremden. Trotzdem es nur eine Verwechslung war, beginnen die beiden regelmäßig miteinander zu schreiben. Gerade weil sie sich eigentlich fremd sind, vertrauen sie einander Dinge an, die sie niemandem sonst erzählen würden. Nach und nach werden aus ein paar lustigen Nachrichten sogar tiefe Gefühle. Aber wenn man jemanden nur über Facebook kennt, wie kann man dann sicher sein, dass es wirklich der ist, für den man ihn hält? Und was, wenn er das nicht ist?

Gabriella Engelmann und Jakob M. Leonhardt haben die moderne und für Jugendliche sicher eingängigere Form des Briefromans geschrieben und erzählen Lulus und Bens Geschichte nur über Facebook-Nachrichten. Eine wirklich gute Idee, die zu dieser Handlung hervorragend passt. Es ist ihnen sehr gut gelungen, die Handlung nachvollziehbar zu erzählen, ohne dass die einzelnen Nachrichten unrealistisch werden.


Stil und Sprache
Lulu und Ben erzählen ihre eigene Geschichte im Dialog, über ihre Nachrichten. Ergänzend kann man immer mal wieder ihre Posts an Freunde und deren Antworten lesen. Die Nachrichtenform wurde sehr gut umgesetzt und die Handlung bleibt auch durchgängig verständlich. Leider gibt es in der ersten Hälfte des Buches jedoch nicht sonderlich viel Handlung. Stellenweise wirken die Nachrichten von Ben und Lulu da eher wie ein Dr. Sommer Frage- und Antwort-Beitrag. Erst als die beiden nicht mehr nur um Rat fragen, sondern auch miteinander agieren, kommt wirkliche Spannung in das Buch. Ab da beginnen auch die unerwarteten Wendungen, die zum Ende einige Überraschungen für den Leser bereithalten und Drama in die Handlung bringen. Es lohnt sich also durchaus, das Buch trotz des Anfangs zu lesen und durchzuhalten - nur schade, dass das Potential da nicht voll genutzt wurde.

Gleiches gilt für den Schreibstil, in dem die Nachrichten verfasst sind. Zwar ist es sehr gut, dass Lulu und Ben eigene Stimmen erhalten und sie bringen auch einiges an Humor mit ein, aber teilweise wirken sie leider etwas gestellt. Besonders bei dem Frage-Antwort-Spiel am Anfang drücken sie sich sehr gewählt aus für Jugendliche. Zum Glück sind das aber nur wenige Stellen und im Großen und Ganzen ist der Schreibstil sehr angenehm zu lesen und authentisch.


Figuren
Lulu und Ben treten dem Leser und einander so ehrlich gegenüber, dass man sie schon nach wenigen Seiten ins Herz geschlossen hat. Sie sprechen aus, was viele Jugendliche beschäftigt, und bleiben nicht an der Oberfläche, sondern reden auch über sehr ernste und bedrückende Themen. Während des gesamten Buches wirken sie sehr authentisch und glaubwürdig. Selbst als einige ihrer Schwächen und Fehler ans Licht kommen, bleiben sie sympathisch und man leidet mit ihnen mit, verzeiht ihnen schnell alle Lügen.

Neben Lulu und Ben kommen nur noch ihre Facebook-Freunde in den kurzen Posts zu Wort. Über sie erfährt man nicht viel, oftmals dienen ihre Beiträge aber auch nur für einen kurzen Lacher oder einen weisen Spruch. Näher kennenlernen kann man da schon eher die Menschen, die neben Lulu und Ben die Handlung bestimmen: ihren Freund, seine Freundin und die Eltern. Letztere spielen anfangs eine untergeordnete Rolle und werden erst zum Ende bedeutender. Erstere werden anfangs sehr verklärt beschrieben, passend zur ersten Verliebtheit von Lulu und Ben. Erst später werden sie realistischer und auch unsympathischer dargestellt. Insgesamt bleiben alle Nebencharaktere im Hintergrund, der Fokus liegt ganz klar auf Lulu und Ben - nur auf ihnen. Da die beiden so vielschichtige und sympathische Charaktere sind, stört das aber kein bisschen.


Aufmachung des Buches
„Im Pyjama um halb vier“ ist als broschiertes Buch erschienen und sehr liebevoll gestaltet. Das Coverbild zeigt neben dem Titel nur zwei Paar Füße, das des Jungen passenderweise in Pyjama-Hose. Mit den bunten Kästchen um die Buchstaben fällt es sofort ins Auge, spricht aber durch der rosa Farben vor allem Mädchen an. Im Inneren ist der Text tatsächlich in Form von Chatnachrichten dargestellt und vor jedem Abschnitt zeigen der Name und ein Symbol den entsprechenden Autor an. Mädchen und Jungen sind durch die Farbe der Symbole leicht unterscheidbar. Datumsangaben sorgen dafür, dass man die Tage unterscheiden kann und vor allem zum Ende die aussagekräftigen Pausen erkennt. Alles in allem sehr schön und zugleich übersichtlich gestaltet.


Fazit
Die Grundidee von „Im Pyjama um halb vier“ ist sehr interessant und spricht sicher viele Leser an. Durch den spannungsarmen Frage-Antwort-Teil des Buches wurde das Potential jedoch leider nicht voll ausgeschöpft. Dank der sympathischen Hauptfiguren und dem überraschenden Ende ist es aber trotzdem ein durchaus empfehlenswertes, gutes Jugendbuch.


3 5 Sterne


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