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Vom süßen Leben, Gesang und Spiel und Tanz

"Wenn dir etwas fehlt, dann musst du es dir selbst ersetzen"

Klaus Hoffmann, einer der bekanntesten deutschen Liedermacher und Schauspieler, nahm den Spruch seiner Leute ernst und schuf sich eine ganze Welt, als wenn es gar nichts wär. In seiner poetischen Autobiographie erzählt er von einem Jungen, der lebenslang auf der Flucht vor seiner eigenen Geschichte war und nach Hause gefunden hat. Sein Weg war oft holprig und steinig, manches Mal durch Zwänge und Ängste versperrt. Aber er wollte hinaus, und die Lieder halfen ihm dabei. Sie retteten ihm buchstäblich das Leben.

 

Als wenn es gar nichts waer 

Autor: Klaus Hoffmann
Verlag: Ullstein Verlag
Erschienen: 5. Oktober 2012
ISBN: 978-3-5500-8851-3
Seitenzahl: 368 Seiten 

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Inhalt, Stil und Sprache
Klaus Hoffman – ein Liedermacher, aber kein politischer, sondern eher ein Chansonnier, hat seine Autobiographie geschrieben. Einfach so, unbeabsichtigt wie er sagt, vielleicht, weil er während des Schreibens Sechzig wurde und man dann die Muse hat zurückzublicken - oder den Mut. Und letzteres scheint mir bei ihm zuzutreffen. In diesem Buch springen Schmerz und Wut und Trauer den Leser förmlich an. Man muss aufpassen, davon nicht überwältigt und fortgespült zu werden. Es könnte auch den Titel tragen "Der Vaterlose". Immer wieder kommt er darauf zurück und dreht sich im Kreis. Er weiß, dass er loslassen sollte, aber es gelingt ihm nicht. So bleibt er trotz aller Erfolge im Leben, nicht nur beruflichen, in der Kindheit stecken.

Den Autor erlebt man als energiegeladenes, hypersensibles und bereits schauspielerisch begabtes Kind, das schon früh lernt, Rücksichten zunehmen und sich nicht zu zeigen. Und dieses Dilemma bleibt ihm erhalten. Zeigen kann er sich nur seinem Publikum und hier in seiner Autobiographie dem Leser. Er sprüht vor Energie, schreibt mitreißend und dynamisch, möchte sich selbst und sein Publikum von seinem Wert überzeugen und bleibt doch skeptisch sich selbst gegenüber. Oft scheint es, als fahre er Vollgas mit angezogener Handbremse, um diese dann auf der Bühne in einem bewussten Akt zu lösen, um „ganz“ zu sein. Zum Ende des Buches hin begann ich mich zu fragen, ob diese Entblößung des Innersten nicht übertrieben ist, ob mit ihm nicht irgendwann der Gaul durchgegangen ist, ob er nun authentisch ist, oder doch eher ein Meister des Scheins, statt des Seins. Eine Antwort muss ich schuldig bleiben.

Alles in allem bleibt ein etwas fader Geschmack zurück, man könnte glauben, es ginge ihm nicht um Erkenntnis, sondern er buhle lediglich um Aufmerksamkeit, von der er glaubt, dass sie seine Wunden heilen könne. Aber das ist, so es denn zutrifft, legitim, denn er gibt seinem Publikum so viel, dass dieses ihm auch etwas zurückgeben kann. Er nennt sich selbst einen Gaukler - und das glaube ich ihm gern.


Aufmachung des Buches
Das graue Hardcover wird von einem Schutzumschlag umgeben, dessen Vorderseite ein Foto von Klaus Hoffmann zeigt. Sonderlich glücklich wirkt er darauf nicht, eher schwermütig, einsam. Der Text wird durch einige Schwarz-Weiß-Fotografien von ihm selbst, aber auch von seiner Familie ergänzt.
Die Kapitel, die die Gegenwart beschreiben, haben Überschriften wie "September" oder "Hamburg", diejenigen hingegen, die sich der Vergangenheit widmen, werden durch Zitate (meistens handelt es sich dabei um Songtexte) eingeleitet, außerdem sind nur diese durchnumeriert.


Fazit
Ein schwieriges Leben, eine sperrige Biographie, die dennoch die Leser mit sich reißt, ja hineinzieht in (s)eine Vergangenheit, die nicht vergehen will. Hoffmanns Fans sollten sie sich nicht entgehen lassen.


4 Sterne


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