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Zen oder die Kunst Karaoke zu singen
Als Michaela Vieser in einem japanischen Kloster landet, ist Buddhismus für sie kaum mehr als ein Modewort. Ein Jahr bleibt sie an dem abgelegenen Ort, zu dem sie als erste aus dem Westen Zutritt erhält. Sie singt und betet mit den Mönchen, wird in die Geheimnisse der Teezeremonie, des Schwertkampfs und der Kalligrafie eingeweiht. Sei es der Bergasket oder der Karaoke singende Zen-Mönch – die Begegnung mit faszinierenden Menschen offenbart ihr das Land hinter dem Lächeln.
Eine besondere Begegnung mit der gelebten Spiritualität Japans, realistisch, mit Sinn für Details und einer gehörigen Portion Selbstironie.

  Autor: Michaela Vieser
Verlag: Pendo
Erschienen: 2009
ISBN: 978-3-866-12210-9
Seitenzahl: 304 Seiten 


Stil und Sprache
Michaela Viesers Erfahrungsbericht liest sich ausgesprochen unterhaltsam. Trotzdem erfährt man eine Menge über Kultur, Alltag und Spiritualität in Japan und man lernt eine ausgesprochen sympathische junge Frau kennen, die wissbegierig und nicht immer sattelfest in Sitten und Gebräuchen des Landes ist. Und so tritt sie in das ein oder andere Fettnäpfchen, um daraus ihre Lehren zu ziehen. Lustige und nachdenklich stimmende Passagen wechseln sich wunderbar ab und dem Leser wird nie langweilig. Es wird mit vielen Klischeevorstellungen vom Leben im buddhistischen Kloster aufgeräumt. Das fängt schon damit an, dass das Jodo-Shinshu-Kloster, das die Deutsche aufnimmt, nicht etwa auf einem abgelegenen Berg thront, sondern ganz trivial mitten in einer ziemlich hässlichen japanischen Stadt. Ein spirituelles „Bergerlebnis“ hat die Autorin später dann trotzdem.
Spannend ist die Lektüre vor allem, weil man sehr gut miterleben kann, wie sich Michaela Vieser verändert. Sie selbst drückt das mit folgenden Worten aus: „Das Jahr im Kloster, die Monate mit dem Zen-Meister: Sie hatten zwar nicht zur Erleuchtung geführt, aber Funken geschlagen.“ (S. 295)
Wendepunkte gibt es in der Geschichte immer dann, wenn die junge Frau aus dem Westen erfahren muss, dass vieles in Japan anders funktioniert. Wenn sie beispielsweise den japanischen Schwertkampf Kendo erlernen möchte und sich plötzlich einer Meute von Grundschulkindern gegenübersieht, die schon mit ihren Schwertern aufeinander einschlagen dürfen, während sie noch öde Schrittfolgen üben muss, ist sie als Europäerin ziemlich schnell entmutigt und auch etwas erbost. Später kann sie allerdings den Sinn dieser „nervigen“ Vorübungen begreifen und hat damit eine Menge über die japanische Kultur gelernt.
Die ausgewogene Mischung aus Wissen und Unterhaltung konnte mich hier rundum überzeugen.


Aufmachung des Buches
„Tee mit Buddha“ ist ein fest gebundenes Buch mit Schutzumschlag und rotem Lesebändchen. Der Schutzumschlag ist einer typischen Kladde, in die man Reiseerfahrungen einträgt, nachempfunden. Die japanische Sonnenscheibe, japanische Schriftzeichen und ein Porträt der Autorin greifen die wichtigsten Inhalte auf: Die persönlichen Aufzeichnungen einer jungen Frau, die ein Jahr das Abenteuer Japan erlebt. Im Buch selbst gibt es keine Bilder, was aber völlig in Ordnung ist, handelt es sich doch nicht um einen Reisebericht, sondern um die Niederschrift von persönlichen Erfahrungen.


Fazit
Das Buch finde ich sprachlich wie inhaltlich sehr gelungen. Für mich ist es bei Biografien auch wichtig, dass mir die Person sympathisch ist, was hier auf alle Fälle gegeben war. Gerade die Fettnäpfchen, in die Vieser immer wieder tritt, machen sie so menschlich. Sehr zu empfehlen!



Hinweise
Rezension von Sigrid Grün


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