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Dotti Wilcek hat der Männerwelt abgeschworen. Endgültig! Wer braucht schon Männer, wenn es Bücher und Katzen gibt? Kaum jemand könnte also ungeeigneter sein, eine Internetdatingagentur zu testen. Doch Dottis bissiger Blog über Mauerblümchen und Flirten für Anfänger spricht einer ganzen Generation von Singles aus dem Herzen …

 

Naschmarkt 

Autor: Anna Koschka
Verlag: Knaur
Erschienen: August 2012
ISBN: 978-3426511206
Seitenzahl: 448 Seiten

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Die Grundidee der Handlung
Nur Tupperware und Kochtöpfe brauchen Deckel, das menschliche Herz lässt sich auch ohne erhitzen oder kalt stellen. Ja, richtig, ich bin Single, empfinde diese Lebensweise jedoch weder als vorübergehend noch als krankhaft.“ (Seite 28) - Mit dieser Kampfansage gegen nervige Dates und anstrengende Beziehungen startet Dotti Wilcek in die Geschichte. Keine Dates, nie wieder, das ist der Plan. Allerdings wird der kräftig über den Haufen geworfen, als sie den Auftrag erhält eine Internetdatingseite zu testen. Was andere als Chance auf die große Liebe betrachten, ist für sie Nahrung für ihren bissigen Blog über die Vorzüge des sogenannten Pluskatze-Daseins. Bis sie auf einen rätselhaften Fremden trifft, der vielleicht doch ihr Pluseins werden könnte, so ungern sie das auch zugeben will.

Anna Koschka ist das Pseudonym der österreichischen Autorin Claudia Toman, die bereits ihre Hexendreimaldrei-Trilogie sehr erfolgreich veröffentlicht hat. Mit ihrem neusten Werk schafft sie es auch ohne fantastische Elemente eine abwechslungsreiche und liebenswerte Handlung darzustellen. Die Idee, einen Dating-Muffel zwangsweise auf Dates zu schicken, ist keineswegs neu, aber in „Naschmarkt“ sehr innovativ und witzig umgesetzt.


Stil und Sprache
Der Roman ist aus Dottis Sicht in der ersten Person geschrieben. Nach einem kurzen Prolog steigt man direkt mit Dotti in ihren neuen Auftrag ein: Testen der Online-Datingagentur. Während der Auftrag selbst und der Weg zum ersten Beitrag noch sehr fesselnd ist, flacht der Spannungsbogen danach deutlich ab. In aller Ausführlichkeit werden Dottis Freundinnen und ihre Mutter vorgestellt. So interessant die kleinen Anekdoten dazu auch sind, die Spannung leidet deutlich darunter. Erst als der Plot um den fremden Unbekannten voll einsetzt, fesselt das Buch den Leser wieder und lässt ihn dann auch bis zum romantischen Finale nicht mehr los.
Was den Leser während der spannungsarmen Mitte zum Weiterlesen animiert, ist zweifellos der unglaublich gute Schreibstil von Anna Koschka. Sie verleiht Dotti eine Stimme, die mit viel Humor und ein bisschen bissigem Sarkasmus überzeugt. Der gesamte Schreibstil glänzt durch ungewöhnliche, aber passende Vergleiche, viel Wortwitz und eine durchgängig lebhafte Sprache. Auch die unzähligen Anspielungen auf Romane und Filme sind sehr gut gewählt.

Ergänzend zur eigentlichen Handlung des Romans werden verschiedene Beiträge zu Social Media Seiten und andere Texte eingefügt. So wird zum Finale ein Romanauschnitt integriert, Dottis Blogeinträge sowie Kommentare dazu werden eingebunden und auch immer wieder verschiedene Chatmitschnitte. Diese Einschübe werden sehr gut in die eigentliche Handlung eingebunden und sorgen sowohl für zusätzliche Spannung als auch angenehme Abwechslung. Gerade die Blogeinträge sind sprachlich so gut formuliert, dass man zu dem ein oder anderen Zitat noch Kapitel später mal wieder zurück blättert.


Figuren
Dotti Wilcek arbeitet als Journalistin bei der drittgrößten Zeitung Österreichs und lebt mit ihrem Kater und sehr vielen Büchern in einer eigenen kleinen Wohnung. Seit Jahren ist sie zufrieden als Single, bis ihr Leben durch den Auftrag, das Onlinedatingportal zu testen, durcheinander gebracht wird. Da der Leser die Handlung durch Dottis Augen sieht, lernt man sie gut kennen und auch sehr schnell lieben. Sie ist liebenswürdig-chaotisch und gleichzeitig eine sehr selbstbewusste Frau. Ihre Blogeinträge sprechen sicher vielen Leserinnen aus dem Herzen und machen sie sogar noch sympathischer. Auf der Buchrückseite ist ein Zitat von Andrea Kossmann zu lesen, die vermutet, dass in uns allen ein bisschen Dotti steckt - und sie hat damit vollkommen recht. Wahrscheinlich wünscht man ihr allein schon deswegen ein wunderschönes Happy-End. Auf dem Weg dorthin gibt es jedoch einige Hindernisse zu überwinden, was Dotti auf ihre ganz eigene und sehr authentisch dargestellte Art tut. Nicht all ihre Charakterzüge sind dabei nett und besonders ihr Umgang mit den nervigeren Menschen in ihrer Umgebung ist bissig bis feindselig. Gerade das lässt sie jedoch glaubwürdig und lebensnah wirken.

Die detaillierte Beschreibung der Nebencharaktere, die in der ersten Hälfte des Romans die Spannung dämpft, sorgt zugleich dafür, dass man alle Nebenfiguren sehr gut und schnell kennen lernt. Sie alle werden ausführlich und mit vielen kleinen Anekdoten präsentiert und wachsen einem schnell ebenso ans Herz wie Dotti selbst. Zwar wirken sie leicht überzogen, aber sie bleiben glaubwürdig und athentisch.


Aufmachung des Buches
Der Knaur Verlag hat den Roman als Taschenbuch rausgebracht und ihm ein wunderschönes und passendes Cover verpasst. Sowohl die Farbwahl als auch die liebevollen Details, z.B. die kleine Katze am unteren Bildrand oder der Vogel im Haar, sind sehr gut gewählt und das Buch springt in der Buchhandlung sofort ins Auge. Auch das Innere ist ansprechend und verspielt gestaltet. Die Schrift ist angenehm zu lesen und die Einschübe aus dem Blog oder anderen Seiten werden mit anderen Schriftarten oder Kursivstellung hervorgehoben.


Fazit
Mit „Naschmarkt“ ist Anna Koschka ein sehr unterhaltsamer Roman gelungen. Die interessanten Charaktere in Kombination mit dem herausragenden, witzigen Schreibstil garantieren beste Unterhaltung bis zur letzten Seite. Der spannungsärmere Mittelteil sorgt für einen Punkt Abzug, aber abgesehen davon ist das Buch uneingeschränkt empfehlenswert und bereichert, sicher auch dank des wunderschönen Covers, jede (Frauen-)Büchersammlung.


4 Sterne


Hinweise
Dieses Buch kaufen bei: amazon.de

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