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Zwei Leichen bei einem Salzburger Campingplatz - ein Mann und eine Frau, beide Mitte zwanzig. Auf den ersten Blick sieht es nach Mord und Selbstmord aus, doch die beiden scheinen zu Lebzeiten keinen Kontakt miteinander gehabt zu haben. Die einzige Gemeinsamkeit ist eigentlich zu belanglos, um sie ernst zu nehmen: Die Toten haben in einer Lyrik-Gruppe auf Facebook stimmungsvolle Gedichte und Fotos ausgetauscht. Ganz harmlos? Beatrice Kaspary folgt ihrem Ermittlerinstinkt und schleust sich als U-Boot in die Gruppe ein. Bald ahnt sie, dass hier Botschaften ausgetauscht werden, die nur wenige Teilnehmer verstehen, düstere Botschaften voller Todesahnung. Und dann stirbt eine Frau aus der Lyrik-Gruppe ...

 

Blinde Voegel 

Autor: Ursula Poznanski
Verlag: Wunderlich
Erschienen: 04/2013
ISBN: 978-3805250450
Seitenzahl: 480 Seiten


Die Grundidee der Handlung
Der Einstieg in diesen Krimi wird schon im Rückentext ganz gut erläutert, dem bleibt wenig hinzuzufügen. Dass sich die Ermittlungen auf die Lyrik-Gruppe bei Facebook konzentrieren, scheint ebenso logisch. Und doch ergibt sich im Laufe der Handlung ein völlig anderer Hintergrund für die Morde, irgendwie weit hergeholt und doch nicht ganz unwahrscheinlich.

Ursula Poznanski hat nach „Fünf“, einem Krimi mit Geocaching-Bezügen, nun für den zweiten Fall ihrer Ermittlerin Beatrice Kaspary die Internetplattform Facebook ins Visier genommen. Leider ist ihr der Bezug nicht so gut gelungen, der Zusammenhang mit den Mordfällen wirkt etwas weit hergeholt, so als ob die Autorin nur einen pikanten Aufhänger für ihren Fall wollte.


Stil und Sprache
Wie schon erwähnt ist Facebook der Aufhänger dieser Geschichte, und wie sollte es anders sein, beginnt der Thriller auch direkt mit einer Facebook-„Unterhaltung“. Dann aber wechselt die Autorin zu einem Prolog mit den ersten beiden Opfern, die sich in einem Kofferraum auf dem Weg zu dem Mord an ihnen befinden. Ziemlich abrupt endet auch diese Schilderung und Beatrice Kaspary hat ihren ersten Auftritt. Im weiteren Verlauf der Handlung ist sie es auch, die überwiegend erzählt, abgesehen von einigen Passagen aus anderen Perspektiven.

Ursula Poznanski schreibt sehr flüssig und schnörkellos, sie macht alles richtig mit ihrer Geschichte, bringt Beatrice‘ Privatleben mit ein, erzählt einiges drumherum um die eigentliche Krimi-Handlung und doch fehlt dieses Mal etwas, ein besonderer Aspekt, der der Geschichte das gewisse Etwas verleiht. Der „Facebook-Effekt“ reicht einfach nicht aus, zu lange ermitteln Beatrice und ihre Kollegen vor sich hin, ohne wirklich voran zu kommen. So geht die Spannung zwischendurch verloren und stellt sich erst gegen Ende wieder ein, wenn ein wirklich furioses Finale einen noch einmal fast aus dem Lesesessel reißt. Im Mittelteil hätten es ein paar Seiten weniger jedoch auch getan.


Figuren
Erfreulich an „Blinde Vögel“ ist vor allem, dass die Geschichte um Beatrice weiter fortgeführt wird. In ihrem Leben läuft längst nicht alles so, wie sie sich das wünscht, aber es gibt auch Lichtblicke. Allerdings muss sie für ihre Ermittlungen in der Lyrik-Gruppe in eine andere Identität schlüpfen und es zeigt sich, dass so etwas erschreckend einfach vonstattengeht. Im echten Leben ist das Aufrechterhalten einer falschen Identität dann nicht mehr ganz so einfach und genau an diesem Punkt setzt meine Kritik an: Das läuft alles viel zu einfach, eine Perücke reicht schon, um Beatrice unkenntlich zu machen gegenüber jemandem, der sie als Polizistin kennt, ganz so leicht ist es dann wohl doch nicht.

Beatrice‘ Kollege Florin war schon im ersten Teil etwas seltsam, dieses Mal nervt er einfach nur. Ständige Andeutungen, knappe Worte und geheimnisvolle Telefonate sind nicht nur für Beatrice anstrengend, auch der geneigteste Leser verliert irgendwann die Geduld mit ihm. Die übrigen Beteiligten sind allesamt eher Randfiguren, die nicht länger im Gedächtnis bleiben, das liegt aber sicher auch daran, dass die meisten von ihnen sowohl Beatrice als auch dem Leser nur durch einen Namen im Internet charakterisiert werden. Wozu das führt, kann sich jeder selbst überlegen, der schon mal jemanden nur aus dem Netz „kannte“.


Aufmachung des Buches
Das als Hardcover ausgeführte Buch zeigt – wie schon sein Vorgänger – einen großen dunkeln Vogel, der dieses Mal gerade zur Landung auf einem Zaunpfosten ansetzt. Im Hintergrund erahnt man eine Sumpf- oder Seenlandschaft. Innen gibt es 20 schlicht nummerierte Kapitel, die immer wieder durch Teile von Dialogen aus der Lyrik-Gruppe unterbrochen werden.


Fazit
"Blinde Vögel“ ist etwas schwächer als sein Vorgänger ausgefallen, aber dennoch lesenswert. Für Facebook-affine Leser sicher genau die richtige Lektüre, alle anderen werden aber auch einen überdurchschnittlichen Krimi genießen können. Man darf gespannt sein, welchem Thema sich die Autorin im nächsten Teil widmen wird.


4 Sterne


Hinweise
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Backlist:
Band 1: Fünf

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