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Christoph Hardebusch wurde 1974 in Lüdenscheid geboren. Nach seinem Abitur machte er sein Zivildienst in einem Krankenhaus und studierte danach BWL. Kurz darauf wechselte er die Studienrichtung zu Anglistik, Germanistik und Geschichte. Bei einer Werbeagentur in Mannheim arbeitete er als freier Mitarbeiter. 2006 erschien sein Debüt "Die Trolle" beim Heyne Verlag, es folgten zwei Fortsetzungen, und seine "Sturmwelten", die mittlerweile auch zwei Bände beinhalten, versprechen ebenso ein Erfolg zu werden.


Hallo Herr Hardebusch. Vielen Dank, dass Sie sich die Zeit für ein Interview mit der Leser-Welt nehmen.

Hallo. Ich bedanke mich.


Ihr Roman „Die Trolle“ wurde bereits in mehrere Sprachen übersetzt. Haben Sie sich einmal eine ausländische Ausgabe angeschaut und versuchsweise reingelesen? Welches Gefühl gab es Ihnen, Ihr Buch in einer anderen Sprache zu sehen?

Ich habe natürlich von allen bislang erschienenen Lizenzausgaben Belegexemplare erhalten. Leider spreche ich keine der Sprachen, in die meine Bücher übersetzt wurden, weshalb ich wenig mehr tun konnte, als mir die Bücher anzusehen. Dass Menschen zum Beispiel in Russland oder Italien Bücher von mir lesen, ist manchmal noch schwer zu fassen. Aber die Ausgaben sind insgesamt sehr schön geworden.


„Die Trolle“ wurden mit dem Deutschen Phantastikpreis 2007 für das beste deutsche Romandebüt ausgezeichnet. Ein schönes Gefühl, aber wird dadurch nicht der Erwartungsdruck zu hoch? Wie gehen Sie damit um?

Ich muss gestehen, dass mich der Preis selbst nicht unter Druck gesetzt hat. Jedes neue Buch muss sich in den Augen der Leser behaupten, und sein eigenes Publikum finden; dementsprechend ist der Druck immer vorhanden, ob mit Preis oder ohne. Ich versuche allerdings, mich von jedem Erwartungsdruck frei zu machen, damit ich die Bücher schreiben kann, die ich schreiben will. Das ist nicht immer einfach, aber notwendig, um die notwendige Ruhe für das Buch zu finden.


Wie lange haben Sie an Ihrem ersten Roman geschrieben?

Die reine Schreibzeit betrug etwa ein dreiviertel Jahr. Dazu kamen aber noch die ganzen Vorarbeiten, das Plotten der Geschichte, die Ausarbeitung von Welt und Charakteren und dergleichen. Und nach dem Schreiben kommt das Lektorat, das ebenfalls noch einmal Wochen oder gar Monate in Anspruch nehmen kann. Ich würde schätzen, dass die Arbeit am Text etwa ein Jahr gedauert hat; die Vorarbeit selbst kann ich nicht genau einschätzen.


Das Schreiben übt für viele eine besondere Faszination aus und viele Anfänger erhoffen sich mit ihrem Manuskript einen internationalen Durchbruch sowie Ruhm und Anerkennung. Was sagen Sie zu solch ambitionierten Autoren?

Ich verstehe die Faszination sehr gut. Einerseits ist man fast komplett selbstbestimmt und quasi allein für sein Werk verantwortlich. Andererseits hört man in den Medien immer nur die Geschichten von den Extrembeispielen unter den Autoren, meist Erfolgsgeschichten. Aber das alltägliche Schreiberleben sieht natürlich ganz anders aus.
Schreiben ist zunächst mal harte Arbeit. Ambition und Durchhaltevermögen sind wichtig, denn der Weg zur Veröffentlichung ist meist lang und steinig. Man sollte in der Lage sein, auch Rückschläge wegstecken zu können.
Die allermeisten Autoren erlangen keinen Ruhm, wie er von Stars und Sternchen bekannt ist. Man wird eher nicht auf der Straße erkannt. Der Großteil der Autoren kann nicht einmal vom Schreiben leben. Wer wirklich Autor werden will, sollte sich über diese Realitäten informieren und sich ihrer bewusst sein. Dass sollte einen nicht vom Träumen abhalten, aber man sollte bei der Lebensplanung realistisch bleiben.


Stephen King sagte einmal, er läse 70 Bücher pro Jahr. Eine enorme Menge, wie ich finde. Wieviele Bücher lesen Sie pro Jahr? Lesen sie querbeet oder speziell Fantasy oder vermeiden Sie gar das Genre, in dem Sie selbst schreiben?

Ich schätze, dass ich im Durchschnitt mehrere Bücher pro Monat lese. In besonders hektischen Zeiten weniger, dafür in ruhigen auch deutlich mehr. Ich lese quer durch fast alle Genres, darunter auch Fantasy. Ich halte das Lesen für eine angenehme Art, auch das eigene Schreiben zu verbessern. Man erweitert seinen Wortschatz, findet neue Sprachhorizonte und kann von Meistern der Kunst lernen.


Gibt es ein Buch, welches Sie besonders fasziniert hat und in dem Sie immer wieder mal reinlesen?

Es gibt Bücher, die ich mehrfach gelesen habe – Ecos „Baudolino“ zum Beispiel – und die ich auch sicher noch häufiger lesen werde. Aber meistens lese ich mir unbekannte Bücher. Es gibt so viele gute Bücher, dass ich mich immer wieder gerne auf Entdeckungsreise begebe.


Sind Sie ein Bauchschreiber oder konzipieren Sie die Geschichte im Voraus? Wie hat man sich die Planung eines Buches vorzustellen?

Ich erstelle vor der eigentlichen Arbeit am Text einen Plan. Der ist einigermaßen ausführlich, aber nicht in Stein gemeißelt. Sprich, wenn mir später eine bessere Lösung für ein Problem, oder eine schönere Szene einfällt, wird der Plan auch verlassen. Ich lasse mich da ungern durch mich selbst einschränken (lacht).
Die Planung beginnt, sobald die ersten Ideen sich genug konsolidiert haben, um als Basis für ein Buch verwendet werden zu können. Ich versuche dann, meine Ideen zu Charakteren, der Welt und der Geschichte zu ordnen, die Verhältnisse und Abhängigkeiten untereinander festzustellen und dann sozusagen aus diesem Ton ein Buch zu formen. Ich halte den groben Verlauf der Geschichte fest, inklusive des Endes, auf das alles hinsteuert, und schreibe kurze Notizen zu möglichen Szenen. Während des Schreibens arbeite ich diesen Plan dann ab, ohne mich aber sklavisch daran zu halten.


Manche Autoren erklären, dass, wenn sie erst einmal das Fieber gepackt hat, sie praktisch mit ihren Figuren zusammenleben. Sitzen Ihre Trolle bei Ihnen auch mit am Esstisch?

Während der heißen Phase ist mein Kopf durchaus sehr intensiv mit dem Buch beschäftigt. Das kann schon dazu führen, dass ich mitten im Essen dringend an den Rechner muss, um etwas aufzuschreiben. Aber ich vermeide es, in Gegenwart der Trolle zu essen: dafür sind mir ihre Tischsitten doch zu gewöhnungsbedürftig (lacht).


Nach „Sturmwelten“ ist jetzt der zweite Band der Trilogie „Sturmwelten – Unter schwarzen Segeln“ erschienen. Der erste Band ist sehr erfolgreich. Verfolgen Sie die Rezensionen und Kritiken für den zweiten Band erwartungsvoller als bei dem ersten?

Es ist im Prinzip der erste „wirkliche“ zweite Teil, den ich geschrieben habe, da die Troll-Bücher ja keine Trilogie im ursprünglichen Sinn ergeben, sondern einzeln lesbar sein sollten. Deshalb war und bin ich natürlich schon auf die Reaktionen gespannt. Aber jedes Buch ist wichtig, und in jedem Buch steckt sehr viel Herzblut und Arbeit, deshalb würde ich nicht sagen, dass es bei diesem deutlich anders ist.


Sind „Herr der Ringe“ und „Die Orks“ Pflichtlektüre für einen Fantasy Autor?

Ich würde jedem Fantasyschreiber empfehlen, sich auch mit den Klassikern des Genres und aktuellen Trends auseinanderzusetzen. Aber Pflichtlektüre würde ich das nicht nennen.


Sie geben auf Ihrer Homepage viele nützliche Tipps für angehende Autoren. Wird das der Anfang für das eine oder andere Schreibseminar oder gar einer Schreibwerkstatt sein wie es Andreas Eschbach oder Rainer Wekwerth machen?

Ich habe schon Seminare und Workshops abgehalten, allerdings bislang immer im Rahmen von bereits bestehenden Veranstaltungen, wie Conventions und dergleichen, und das kostenlos. Das werde ich vermutlich sporadisch auch weiterhin machen, aber mein Hauptaugenmerk liegt auf dem Schreiben.


Haben Sie an Schreibworkshops teilgenommen? Raten Sie jedem angehenden Autor, Seminare zu besuchen?

Ich glaube, es kann niemals schaden, sich weiterbilden zu wollen. Ob man das nun autodidaktisch macht, Bücher anderer Autoren analysiert, Schreibratgeber liest, sich in Schreibgruppen engagiert oder Seminare besucht, muss jeder selbst entscheiden. Ich würde jedem Autor raten zu versuchen, die Grenzen des eigenen Könnens beständig zu verschieben und sich weiterzuentwickeln. Die Methoden dafür sind allerdings so unterschiedlich wie Menschen selbst.


Nun interessiert es Ihre Fans, ob es einen weiteren Band über die Trolle geben wird?

Ich schließe das nicht aus. Es gibt eine Geschichte der Generation, die im dritten Band das Heft in die Hand genommen hat, die mich noch reizt, und ich sammle weiterhin Ideen und Einfälle zu den Troll-Büchern. Allerdings ist meine Zeit bis weit ins nächste Jahr schon verplant, und dann müsste das Buch auch noch geschrieben werden. Allzu bald wird da also nichts kommen.


Welche Herausforderungen sehen Sie für das Jahr 2009?

Die Herausforderungen dieses Jahres sind eher globaler Natur. Die Finanzkrise, und die daraus resultierende, weltweite Wirtschaftskrise werden wohl noch an Schärfe gewinnen, und ich denke, dass wir alle die Auswirkungen spüren werden. Die echte Herausforderung des Jahres für jeden einzelnen wird sein, diese Härte für uns alle zu minimieren, und anderen zu helfen.


Ich danke Ihnen für das Interview.

Ich bedanke mich.


Die offizielle Homepage des Autors: http://www.hardebusch.net/index.shtml

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