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Halloween, für Kinder ein gruseliger Spaß, für zwei Erwachsene jedoch das grausige Ende. Die beiden Toten schmückt das Tattoo eines Zentauren, die einzige Spur, der die Polizei und der Fotograf Lou Cale nachgehen können. Ihr Weg führt sie nach Coney Island und mitten hinein nach Brooklyn. Während dort ein Gangsterkrieg zu eskalieren scheint, rätselt Lou, welche Rolle die beiden Toten gespielt haben könnten …

 

Lou Cale 5 

Originaltitel: Lou Cale: Le centaure tatoué
Autor: Éric Warnauts, Guy Raives
Übersetzer: Dr. Marcus Schweizer
Illustration: Éric Warnauts, Guy Raives
Verlag: Finix Comics
Erschienen: Januar 2013
ISBN: 978-3-941236-73-8
Seitenzahl: 46 Seiten
Altersgruppe: ab 18 Jahren (Empfehlung des Rezensenten)

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Die Grundidee der Handlung
Im Mittelpunkt der in den 1940er Jahren angelegten Krimireihe steht ausnahmsweise mal nicht ein Kommissar oder Detektiv, nein, Lou Cale ist Zeitungsreporter – allerdings mit heißem Draht zur Polizei, so dass er seinen Kollegen immer eine Nasenspitze voraus ist, wenn es darum geht, den Verbrechern von New York auf die Schliche zu kommen. Im fünften und letzten Band gerät Lou nach Auffinden von zwei Wasserleichen mitten hinein in den Bandenkrieg zwischen dem italienischen und dem jüdischen Syndikat. Obwohl sich die Identifizierung der verstümmelten Leichen als schwierig erweist, liefert ihre auffällige Tätowierung erste Anhaltspunkte für die New Yorker Polizei und Lou Cale.

Lange lässt man den Leser im Dunkeln tappen, was die Spannung hochhält, nur die Auflösung am Schluss kam mir etwas plötzlich und überhastet vor. Diese kleine Schwäche verzeihe ich dem Comic allerdings gerne, denn alles andere weiß zu überzeugen. Dass dies der letzte Teil einer längst vergriffenen Reihe ist, tut eigentlich nichts zur Sache, denn mit einer in sich abgeschlossenen Handlung und kaum vorhandenem persönlichem Hintergrund um die Hauptperson Lou Cale, steht der Band auch für sich alleine; ein Vorwissen aus den Vorgängerbänden ist absolut nicht nötig. In erster Linie den Fans der noir-Reihe bei Schreiber & Leser, aber auch allen anderen Krimifans kann ich ihn nur wärmstens empfehlen.


Beurteilung der Zeichnung / Textdarstellung
Das Zusammenspiel der warmen, kräftigen Erdfarben mit den authentisch gezeichneten Bildern vom New York bzw. Brooklyn der 1940er Jahre erinnert einen beim Lesern an die frühen Hollywood-Filme in Technicolor aus derselben Zeit. Trotz aufkommender Nostalgiegefühle ist der Krimi aber alles andere als ein entspannter Spaziergang. Schon gleich zu Beginn, als man am Ufer von Coney Island die verstümmelten Leichen aus dem Wasser fischt, und auch wenig später bei der Autopsie sind gute Nerven und ein stabiler Magen gefragt beim Anblick der schonungslos realen Zeichnungen, die absolut nichts verbergen.
Gleichzeitig beeindrucken diese ersten Szenen bei Nacht an den Holzstegs von Coney Island mit einer einmaligen Inszenierung und Kolorierung, dass ich trotz aller gezeigten Grausamkeit vor Ehrfurcht und Staunen nur so an die Illustrationen gebannt wurde. Ähnliches wiederholt sich bei einer nächtlichen Verfolgungsjagd über den Dächern von Brooklyn ab Seite 17 ganz in Schwarz-Grau-Gelb gehalten oder bei einem Überfallkommando mit tödlicher Mission ab Seite 26 in Grau-Türkis. Was hier teilweise mit recht einfachen Mitteln, dafür genialen Ideen an künstlerischer Raffinesse geboten wird, kann ich nur schlecht beschreiben, man muss diese Bilder sehen, fühlen, atmen …

Die Figuren sind allesamt keine Schönlinge, sondern gut einprägsame, sympathische Charakterköpfe mit faltigen oder knautschigen Gesichtern, gebogenen und langen Nasen, die Augenbrauen buschig und steil, ihre Körper zeigen sich entweder gedrungen, hager oder mit Ansatz erster Speckrollen um Bauch und Hüfte. Ebenso gefällt mir, wie gut die ethnischen Unterschiede zwischen Anglo-Amerikanern, Juden und Italienern herausgearbeitet sind.
Die eher liebevoll als bös gemeinten Kabbeleien und Wortgefechte zwischen Lou und dem Polizeikommissar verstehen es zwischendurch immer wieder, von der angespannten Atmosphäre für einen Moment abzulenken. Ebenso fand ich es beruhigend zu wissen, dass Lou nicht nur zur Polizei sondern auch in die „Unterwelt“ jede Menge Connections hat, so dass ich nie ernsthaft um sein Leben bangte, wenn er sich in die „Höhle des Löwen“ begab.

Die Panels von unterschiedlicher, aber zumeist mittlerer Größe, angeordnet mit einigen Millimetern Abstand auf weißem Seitenuntergrund, sind eine typische Erscheinung im frankobelgischen Comic und nicht der Rede wert. Das einheitliche Textbild in Sprechblasen und Erzählrahmen besteht aus einer kursivgestellten Großschrift, ungewöhnlich dabei, dass alle Namen fettgedruckt sind.  Soundwords begegnet man nur gelegentlich, ohne dass sie sich besonders hervortun.


Aufmachung des Comics
Wie immer darf man bei Finix Comics allerbeste Qualität erwarten, die sich in der Aufmachung exakt an die der vergriffenen Vorgängerbände (hier Carlsen Comics) anlehnt. Der vorliegende Lou Cale-Abschlussband (Format 29,5 x 22 cm) ist in fadengebundener Broschur verlegt mit harten, glanzbeschichteten Buchdeckeln. Als einziges Extra enthält der Band im Anhang eine illustrierte Farbseite, allerdings ohne nähere Infos dazu.

Die Illustration des vorderen Covers zeigt Lou Cale ganz als lässigen, souveränen Reporter der 1940er Jahre mit fetter Zigarre zwischen den Zähnen und die Kamera (damals noch von gigantischen Ausmaßen) in der Hand haltend. Hinter ihm erstrahlt Manhattans Skyline bei Nacht. Das Rückcover ist längsseitig in die zwei Untergrundfarben Schwarz und Gelb unterteilt, darauf sind von oben nach unten eine mittelgroße Illustration im Querformat, Inhaltsangabe und Serienübersicht platziert.


Fazit
Obwohl Abschluss einer 5-teiligen Serie, steht Das Zentauren-Tattoo mit seiner in sich abgeschlossenen Handlung durchaus für sich alleine. Alle Krimifans unter den Comiclesern, insbesondere Fans der noir-Reihe bei S & L, können bei diesem eindrucksvoll gezeichneten Album im frankobelgischen Stil auch ohne Kenntnis der Vorgängerbände bedenkenlos zugreifen, und diejenigen, die bereits seit vielen Jahren sehnsüchtig auf diese Veröffentlichung warten, sowieso!

 
4 5 Sterne


Hinweise
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Backlist:
Band 1: Tod eines Mädchens
Band 2: Mord auf indianisch
Band 3: Siamesische Perlen
Band 4: Summertime

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