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Kategorie: Mythen und Historik

Keine Gnade. Für niemanden. Niemals!

Die Karibik … Die zwei von Kapitän de la Loya kommandierten Galeonen machen sich bereit, Anker zu werfen. Auf der Fahrt nach Puerto Blanco gibt es einen Punkt, der auf keiner Seekarte verzeichnet ist …

Rache und Vergeltung sind “Kapitän” Jean Dufaux’ Leitmotiv in diesem Barracuda-Band – wieder brilliant bebildert vom “Steuermann” Jérémy!

 

Barracuda 3  Originaltitel: Barracuda – 3. Duell
Autor: Jean Dufaux
Übersetzer: Uwe Löhmann
Illustration: Jérémy
Verlag: Ehapa Comic Collection
Erschienen: 12/2012
ISBN: 978-3-7704-3659-0
Seitenzahl: 48 Seiten
Altersgruppe: ab 14 Jahre (Empfehlung des Rezensenten)


Die Grundidee der Handlung
Während Kapitän de la Loya auf einer mysteriösen Insel nach Hinweisen zu dem verschollenen Diamanten von Kashar sucht, ist die Barracuda weiterhin vermisst. Raffy, Sohn von Kapitän Blackdog, wartet in Puerto Blanco weiterhin auf die Rückkehr des Piratenschiffs. Doch ist er zunehmend seiner Liebe zu Dona Maria Emilia Sanches del Scuebo erlegen – eine Affäre auf Messers Schneide. Und Emilio nimmt Unterricht im Fechten, um sich auf die Rache an Morkam für den Mord an Kapitän Flynn zu rächen …

Jean Dufaux‘ dritter Band der Piratensaga packt den Leser mit einer ungemein dichten Atmosphäre, die sich bedrohlich über die Hauptcharaktere und den Plot legt – vom Zeichner Jérémy durch ein hervorragendes Artwork unterstützt.


Beurteilung der Zeichnung / Textdarstellung
Wie die Story dieses Teils, so sind auch die Arbeiten Jérémys bestimmt von einer unheilvollen, bedrohlichen Stimmung, die sich in den Bildern von Beginn an niederschlägt. Die beiden vertikal angeordneten Panels der ersten Seite sorgen mit ihren grünen Farbtönen in der nächtlich-regnerischen Szene, durchbrochen nur vom warmen Licht der Laternen und des Leuchtturms, für einen schaurigen Einstieg. Diese grauenvolle Ausstrahlung wird auf den nächsten Seiten vom Zeichner noch vertieft, begleitet von kurzen Texten eines Erzählers. Aber nicht nur die Insel entfaltet diese Wirkung, auch ihre Bewohner – von Lepra gezeichnet, in alte und dreckige Verbände gehüllt – stehen ihr in nichts nach. Jérémy gelingt es sehr überzeugend, ihre Entstellungen und den Verfall in Bildern einzufangen. Das Schicksal der Barracuda – verflucht durch den Diamanten von Kashar – wird in der Erzählung eines sterbenden Matrosen, dem man auf der Insel begegnet, in Gelb-Monochrom dargestellt. Die ideale Kolorierung für eine weitere Schauergeschichte. In weiteren Rückblicken sind die Bilder mit einem blassen Sepiaton überzogen.

Gegen diese Bilder tritt Puerto Blanco in den klaren, strahlenden Farben der Karibik in Kontrast. Die hellen Häuser setzen sich gut gegen die grünen Hügel dieser Hafenstadt ab, auch wenn man bei näherem Hinsehen den marodierten Zustand vieler Gebäude erkennen kann. Doch in anderen Szenen – besonders am Strand – meint man die Sonne und die Gischt schon fast spüren zu können, denn der karibische Flair kommt in diesen Umgebungen voll zum Tragen. In diese Hintergründe setzt Jérémy die von ihm ins Leben gerufenen Figuren ein, und zeichnet sie sehr gekonnt und von individuellem, zeitgenössischen Aussehen. Emilio hält seine Tarnung als Fräulein – Emilia – weiterhin aufrecht. Mit ihm gelingt dem Grafiker das Kunststück, ihn nahezu geschlechtsneutral zu portraitieren; würde man diesen Charakter aus den Vorbänden nicht kennen, man würde ihm seine Rolle abnehmen, so feminin wirken seine Züge. Sein Gegner Morkam, den zu Töten er geschworen hat, ist mit seiner grauen Haut und der schwarzen Kleidung so finster wie eh und je – was auch zu seinem skrupellosen Gemüt und den vielen Narben, die ihm Jérémy ins Gesicht legt, passt. Den Sklavenhändler Ferrango, den seine geliebte Frau auch weiter bis aufs Blut für die einstige Behandlung büßen lässt, ist sein Bemühen, sie zufriendenzustellen, seine Qual und sein Entsetzen überzeugend ins Gesicht geschrieben. Beim Leser sorgen diese Abschnitte immer für eine ordentliche Portion Humor, denn es ist zu schön, wie ihn Dona Maria immer wieder lächerlich macht. Ähnlich abstoßend wie Morkam ist Madame Si-Non, das Ebenbild einer Voodoo-Hexe. Ihre reptilartigen Augen allein sind schon unheimlich, aber auch ihr gesamtes Äußeres – unter anderem eine Halskette aus Zähnen und Ohren – tun ihr Übriges. Als es zwischen ihr und Kapitän Blackdog zum Kampf kommt, lässt ein Cliffhanger den Leser an der spannendsten Stelle zurück. Doch dies ist nicht die einzige packende Szene, denn auch das Duell zwischen Emilio und Morkam – wie auf dem Cover bereits angedeutet – wurde von Jérémy klasse umgesetzt. Hier zeigt Morkam erneut sein wahres Ich, eine Fratze des Bösen. Passend hierzu hat der Zeichner auch die perfekte Atmosphäre geschaffen: der karibische Strand, umhüllt von tiefschwarzen Wolken, peitschender Regen jagt durch die Bilder, begleitet von gleißendem Gewitter – erneut eine spektakuläre Atmosphäre. Und so schließt sich der Kreis dieses Bandes …


Aufmachung des Comics
Die Gestaltung des mit festem Umschlag gebundenen und einwandfrei verarbeiteten Comicbandes ist dem Verlag wieder einmal gelungen. Auf dem glänzenden Coverbild sehen wir Emilio – den Blick gesenkt, den Degen in der rechten Hand, während um ihn herum ein grauenhaftes Gewitter tobt. Zusammen mit dem Untertitel des dritten Teils der Serie wird direkt klar, worauf die Handlungen hinauslaufen. Die dunkelgrauen Vorsatzpapiere sind vorne wie hinten mit einer detailreichen Skizze der Insel der Leprakranken bedruckt.


Fazit
Ein packender dritter Band – Emilio fordert Morkam, um Rache an Kapitän Flynn zu nehmen. Doch nicht nur dieses Duell sorgt für Dramatik. Dufauxs Plot begeistert mit seiner knisternden Atmosphäre, Jérémy unterstützt dies gekonnt durch seine herausragenden Zeichnungen, und fiese Cliffhanger lassen gebannt auf den vierten Teil warten.


5 Sterne


Hinweise
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Backlist:
Band 1: Sklaven
Band 2: Narben