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Eines Tages beschließt Marianne, eine junge Pariserin, Nachforschungen über einen angeblichen Verrat ihres Vaters im zweiten Weltkrieg anzustellen. Nicht, weil sie je an seiner Unschuld gezweifelt hätte. Auch nicht, weil ihre Neugier so groß wäre. Aber in letzter Zeit treten in ihrem Leben regelmäßig merkwürdige Zufälle auf … so regelmäßig, dass es unmöglich erscheint, darin kein Zeichen des Schicksals zu sehen.

Sollte der Zufall die Macht haben, unser ach so rationales Leben zu lenken? Ist Marianne bereit, eine unglaubliche Reise quer durch die Vergangenheit ihrer Familie und um die halbe Welt zu unternehmen, um die Wahrheit zu finden?

 

Schritte ins Licht 

Originaltitel: Quelques pas vers la lumiére – La géométrie du hasard
Autor: Bruno Marchand
Übersetzer: Saskia Funke
Illustration: Bruno Marchand
Verlag: All-Verlag
Erschienen: Dezember 2012
ISBN: 978-3-926970-18-3
Seitenzahl: 48 Seiten
Altersgruppe: ab 14 Jahren (Empfehlung des Rezensenten)

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Die Grundidee der Handlung
Die junge Engländerin Marianne lebt in den 1950-er Jahren allein und auch etwas einsam ohne Eltern, Geschwister und nur einer einzigen Freundin in Paris, wohin ihre Mutter nach dem Tod und den Anschuldigungen eines möglichen Verrats des Vaters kurz nach Ende des Zweiten Weltkriegs mit der Tochter geflohen ist. Alle einschneidenden Wendepunkte in Mariannes Leben, positive wie auch negative, fanden bisher immer nach einer Zeitspanne von 5 Jahren und 7 Monaten statt. Zufall? Jedenfalls steht das Ende einer weiteren Periode unmittelbar bevor. Mit mulmigen Gefühlen sieht Marianne diesem nun entgegen, da lenkt die zufällige Begegnung mit dem besten Freund ihres Vaters Mariannes Leben in eine völlig ungeahnte Richtung. Etwa die ersten Anzeichen für das bevorstehende Ereignis?

Vom Auftaktband des in 3 Teilen abgeschlossenen Zyklus‘ war ich insgesamt sehr positiv überrascht. Die Erzählweise mit relativ viel Text für einen Comic gleicht einem ruhig dahinfließenden Fluss, vermag dabei aber eine stetig anwachsende Spannung aufzubauen, ganz so als ob gleich um die nächste Flussbiegung die ersten Strudel zu erwarten wären. Vom soliden Handlungsaufbau und der Charakterzeichnung war ich ebenfalls sehr angetan. Als Schauplätze fungieren in Band 1 zunächst Paris und London, weitaus exotischere stehen für die Folgebände an, was auch den Plot abenteuerlicher gestalten wird.


Beurteilung der Zeichnung / Textdarstellung
Die mit dünner Feder gezeichneten Bilder im klassischen franko-belgischen Stil geben das Setting der 1950-er Jahre in klaren, schnörkellosen Linien authentisch wieder, wobei die Metropolen Paris und London mit dem Einbau einiger signifikanter Plätze in die Bilder leicht wiederzuerkennen sind. Es ist ein relativ nüchterner Zeichenstil, der sich nur aufs Nötigste beschränkt. Detailverliebtheit, wie man sie aus anderen Comics kennt, darf man hier nicht erwarten. In den Hintergründen verlieren sich deshalb auch recht schnell die Einzelheiten und die Motive werden zu grob umrissenen Silhouetten. Das gleiche gilt für die Figuren: Obgleich in Kleidung und Frisuren authentisch ausstaffiert, bleiben ihre Gesichter oft flach und ausdruckslos. Vielleicht auch deshalb, weil sie immer recht klein oder aus größerer Entfernung abgebildet sind. Trotzdem denke ich, dass der minimalistische Stil Absicht des Künstlers ist und nicht etwa mangelndes zeichnerisches Können.

In der Farbwahl passt sich der Comic dem zurückgenommenen Zeichenstil an, denn er wirkt mit hellblauen bis türkisen oder hellgrauen bis beigen Farbabstufungen homogen, aber kühl und distanziert. Polarisierende, klare Farben wie Grün, Rot und Blau sucht man hier vergebens, höchstens mal ein bisschen Gelb und ein zwischen Orange und Rost gehaltenes Rot blitzt ab und zu in kleinen Mengen auf. Sogar die Dunkelheit unterscheidet sich nur im etwas satteren, türkisen Himmel mit kleinen, weißen Tupfern für die Sterne vom Tag.

Wie schon erwähnt, erwartet einen hier sehr viel Text, der sich nur mit großer Konzentration lesen lässt. Sowohl die Sprechblasen als auch der eckig umrahmte Erzähltext sind regelrecht vollgestopft. Erschwerend kommt noch eine leicht schnörkelige, kursiv gestellte Großschrift dazu. Damit hat man dem Comic, zumal von einem kleinen, unbekannten Verlag, sicher keinen Gefallen getan, denn für manchen Comic-Fan mag sowas schon als triftiger Grund ausreichen, dieses Album im Regal des Händlers stehen zu lassen. Soundwords konnte ich keine entdecken, was aber durchaus typisch für den Europäischen Comic ist.


Aufmachung des Comics
In der Verarbeitung entspricht das Album dem üblichen Standard für gebundene Comics. Es ist in stabile, harte Buchdeckel gebunden, mit türkisen, weißgetupften Vor- und Nachsatzblättern (Sternenhimmel) und einem etwas dickeren, glatten, festen Seitenpapier ausgestattet. Auch die Druckqualität kann als tadellos bezeichnet werden.
Das patchworkartige Coverdesign, zusammengesetzt mit diversen Szenen aus dem Innenteil, ist ungewöhnlich für einen Comic, gleichzeitig auch sehr gewagt, wenn ich das so sagen darf. Irgendwie kann man sich beim Anschauen an nichts festhalten und genauso ist da nichts, was das Auge des Betrachters anzieht. Andererseits, wer dennoch daran hängen bleibt, wird  durch die Szenenauswahl mit einem sofortigen, ersten Eindruck vom Innenteil belohnt. Die Buchrückseite hat einen beigen Untergrund, auf dem die Inhaltsangabe – durchbrochen von einem Szenenbild – abgedruckt ist. Im unteren Teil sind die Covers aller drei Teile dieses Zyklus abgebildet.


Fazit
Das Album war insgesamt eine sehr positive Überraschung. Mit einer gut durchdachten, fundiert aufgebauten und spannend erzählten Geschichte macht es großen Appetit auf die zwei Folgebände, die noch mehr an Exotik und Abenteuer versprechen. Im Gegenzug muss man aber sehr viel Text in Kauf nehmen. Die Zeichnungen bieten ein eher kühles, zurückgenommenes Ambiente, das authentisch die Schauplätze Paris und London in den 1950-er Jahren wiedergibt.


4 Sterne


Hinweise
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