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Kategorie: Horror

Alabaster Graves ist Fahrer - er ist Fahrer für die Toten. Während seiner beruflichen Laufbahn im Süden der USA hat er Hunderte von Leichen zu ihren letzten Ruhestätten chauffiert, wobei manche dieser Fahrten selbst alles andere als „ruhig“ verliefen. Graves ist nämlich kein normaler Leichenwagenfahrer; er ist Spezialist für die etwas „ungewöhnlicheren“ Aufträge. „Ungewöhnlich“ heißt oft auch „gefährlich“ und das bedeutet mehr Geld.

Darunter fällt zum Beispiel der Transport der sterblichen Überreste des Heilers Moses Freeman. Mit Freemans temperamentvoller Enkeltochter als Beifahrerin muss Alabaster zunächst die Strecke vom Shreveport nach New Orleans zurücklegen, um den Leichnam abzuholen. Doch Alabaster weiß nicht, dass er von einem Leichenräuber mit Namen Fallow verfolgt wird; ein Nekromant, der seine Kräfte aus den Körpern Verstorbener generiert ... Für Fallow wäre die Leiche von Moses Freeman der ultimative Fang.

 

Driver for the Dead 

Originaltitel: Driver for the Dead
Autor: John Heffernan
Übersetzer: Bernd Kronsbein
Illustration: Leonardo Manco
Verlag: Splitter
Erschienen: August 2012
ISBN: 978-3-86869-506-9
Seitenzahl: 168 Seiten
Altersgruppe: ab 16 Jahren (Empfehlung des Rezensenten)

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Die Grundidee der Handlung
Moses Freeman wird zu einem kranken Kind gerufen. Er ist bekannt als außergewöhnlicher Heiler, den man dann ruft, wenn normale Ärzte nichts ausrichten können. Schon auf dem Weg zur Haustüre entdeckt er mehrere Hinweise darauf, dass die Krankheit dieses Kindes mit Medikamenten nicht zu heilen ist. Die dunklen Mächte des Hoodoo sind hier im Spiel, aber damit kennt sich Moses Freeman bestens aus. Es gelingt ihm, die Dämonen aus dem Körper des Kindes auszutreiben, er selbst bezahlt diese Reinigung mit seinem Leben. Für die Überführung seiner sterblichen Überreste verlangt er in den letzten Sekunden seines langen Lebens nach einem ganz besonderen Fahrer ...

„Driver for the Dead“ ist eine düstere Horrorgeschichte, die mit einem ausgezeichneten Arwork aufwarten kann, das absolut filmreif inszeniert ist. Ungeheuer realistische Zeichnungen sind gepaart mit dramatischen Blickwinkeln und dynamischen Darstellungen der jeweiligen Szenen.


Beurteilung der Zeichnung / Textdarstellung
Rein äußerlich macht „Driver for the Dead“ nicht sonderlich viel her. Das Covermotiv wirkt eher schlicht und detailarm. Es schürt recht verhaltene Erwartungen, weckt aber durchaus ein gewisses Interesse. Fängt man dann an in dem kleinen, handlichen Bändchen zu blättern, klappt der Kiefer immer weiter nach unten und die Augen werden größer und größer. Die Zeichnungen von Leonardo Manco sind schlicht und ergreifend atemberaubend. 

Seine Settings sind atemberaubend schön. Sie sind so detailreich und perfekt ausgearbeitet, dass man erst einmal innehalten muss, um die Bilder wirken zu lassen. Alle Elemente sind vollkommen stimmig, integrieren sich perfekt in die Szenerie, sorgen für eine Atmosphäre, die ihresgleichen sucht. Die Lichtstimmungen sind absolut perfekt und sämtliche Details bis ins Kleinste ausgearbeitet. Auch seine Figuren wurden wunderschön umgesetzt. Gesichtszüge, Hautfältchen, Muskulatur, ... - jede Kleinigkeit wurde zu Papier gebracht. Die Mimik der Charaktere ist fotorealistisch. Die filmartige Inszenierung wird zusätzlich verstärkt durch die meist nicht sehr hohen, seitenbreiten Panels, von denen bist zu sechs auf einer Seite angeordnet sind. In diesem Breitwand-Format erzählt er insbesondere die Szenen, die die Story vorantreiben. Zu Beginn der Handlung setzt der Grafiker zunächst auf eine eher konventionelle Aufteilung mit einigen seitenfüllenden Bildern. Als dann der „Driver“ alias Alabaster Graves die Bildfläche betritt, tauchen zum ersten mal die Panoramapanels auf und man fühlt sich sogleich wie in einen Horror- / Roadmovie hineinversetzt. 

Vom Zeichenstil her setzt Manco auf eine direkte Kolorierung von Bleistiftvorzeichnungen, die vermutlich mit einem Grafiktablet digital erzeugt wurden. In einem Interview am Ende des Comics äußert sich Leonardo Manco zwar, wie er bei Zeichnen vorgeht, er lässt allerdings nicht durchblicken, ob er digital oder manuell arbeitet. Ganz egal wie er das macht, das Ergebnis alleine zählt, und das ist perfekt. Der gesamte Comic wirkt wie das Storyboard zu einem Kinofilm. Die szenische Darstellung, die Blickwinke, die Lichtführung, die Schnitte und Wechsel der Blickrichtungen - alles verströmt die Atmosphäre eines guten Horrorstreifens.  

Die Farbgebung ist durchweg düster und melancholisch. Erdige, warme Töne und tiefe Schatten dominieren den Großteil der Panels. Die Stege zwischen den Bildern, so es denn überhaupt welche gibt, sind schwarz, was die düstere Inszenierung geradezu zwingend erfordert.


Aufmachung des Comics
„Driver for the Dead“ erscheint im etwas kleineren „Book“ Format aus dem Hause Splitter, d.h. es verfügt über einen Schutzumschlag und ist trotz seiner 168 Seiten sehr handlich. Dennoch ist es schade, dass die Wahl auf dieses Format fiel, denn die ungeheuer detailreichen Zeichnungen würden im großen Albenformat sicherlich noch viel besser aussehen. Das ist freilich nur Gemeckere auf allerhöchstem Niveau, denn die Verarbeitung und die Druckqualität des wunderschönen Books ist wie immer ausgezeichnet.

An zusätzlichen Inhalten gibt einige CoverArt Zeichnungen der amerikanischen Einzelausgaben, sowie ein Interview mit den Schöpfer des Drivers. 


Fazit
„Driver for the Dead“ ist ein echter Meilenstein. Horrorfans sollten ohne zu zögern zugreifen. Diesen Klassiker muss man einfach gelesen haben.

 
5 Sterne


Hinweise

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