Wenn das Licht den Tod bringt, musst du in die Schatten fliehen.
Die sechzehnjährige Carya lebt mit ihren Eltern in Arcadion, einer der wenigen Zufluchtsstätten in einer öden, verwüsteten Welt. Doch das scheinbare Paradies, über das der religiöse Orden des Lux Dei herrscht, wird von Angst und Irrglaube beherrscht. Als der Geliebte ihrer besten Freundin von der Inquisition festgenommen wird, lässt sich Carya zu einer verzweifelten Tat hinreißen, um ihn vor der Folter zu retten. Doch damit gerät sie selbst ins Fadenkreuz der Inquisitoren. Ihre einzige Hoffnung ist der junge Templersoldat Jonan, der für Carya sein Leben aufs Spiel setzt …
Autor: Bernd Perplies |
Die Grundidee der Handlung
Carya wächst wohl behütet in Arcadion auf, einer sicheren Insel in all der Gefahr, die außerhalb der Stadtmauern lauert. Doch dann muss sie feststellen, dass der oberste Herrscher, der Lux Dei, mit deutlich grausamerer Hand herrscht, als sie es sich in ihren dunkelsten Träumen hätte vorstellen können. Carya wird offenbar, dass vieles in ihrem bisherigen Leben eine Lüge war - und genau das stellt ihr eigenes Leben gehörig auf den Kopf. Zur Seite steht ihr dabei Jonan, der ebenfalls erkannt hat, dass die Befehle des Lux Dei nicht mit seiner Einstellung vereinbar sind und seinen Posten als Schwarzer Templer in der Eliteeinheit des Ordens gibt, um Carya zu retten.
"Flammen über Arcadion" ist der Auftaktband einerTrilogie Bernd Perplies'. Was bei dieser Dystopie besonders positiv auffällt ist die Tatsache, dass sich die Liebe nicht zwischen Hauptfiguren abspielt, die aus gänzlich gegensätzlichen "Lagern" kommen, wie es sehr oft der Fall ist. Dadurch geht es aber nicht weniger spannend zu. Allerdings fallen die Hintergrundinformationen, die zu dieser neuen Gesellschaft geführt haben, ein wenig dürftig aus, das meiste wird nur angedeutet, aber nicht weiter erklärt.
Stil und Sprache
Das Buch beginnt in eher gemächlichem Tempo, denn zunächst wird der Grundstein für die Geschichte gelegt. Allerdings hat der Autor dies geschickt gelöst, denn statt dass sich der Leser seitenweise durch Informationen über die Gesellschaft und die Umstände, die dahin geführt haben, lesen muss, wird all das in die Handlung eingeflochten und nach und nach offenbart. Dennoch packt die Geschichte den Leser nicht von Anfang an, aber nach der Warmlaufphase wird es schließlich spannend und an der einen oder anderen Stelle hält man beim Lesen glatt die Luft an. Perplies macht es seinen Figuren nicht leicht, weiß zu überraschen und damit den Spannungsbogen aufrecht zu erhalten. Wer die bisherigen Werke des Autors kennt weiß, dass es dort durchaus kämpferisch zugeht, aber in diesem Buch nun wird es stellenweise regelrecht brutal. Dabei wird jedoch nicht explizit auf die Folterungen eingegangen, sondern lediglich angedeutet - den Rest erledigt sehr farbenfroh die eigene Fantasie.
"Flammen über Arcadion" ist eine düstere Geschichte als "Tarean" oder "Magierdämmerung", Humor blitzt eher selten durch. Auch ist der Schreibstil ein anderer. Nach wie vor bildreich, aber nicht so bildgewaltig und von Vergleichen und Metaphern geprägt, wie man es bisher gewohnt ist. Perplies geht gradliniger und direkter zu Werke, mit weniger Schnörkeln, aber nicht weniger gut und flott zu lesen. Dabei wird abwechselnd in dritter Person aus Caryas und Jonans Sicht erzählt, wodurch der Leser diesen beiden Figuren besonders nahe kommt. Umso mehr bangt man zum Ende hin um sie, denn dort wird es noch einmal richtig spannend!
Figuren
Wirken einige Figuren zu Beginn noch unscheinbar und haben eine gewisse Distanz zum Leser, werden sie im Verlauf der Geschichte immer lebendiger. Insbesondere die Hauptfiguren Carya und Jonan machen die größten Veränderungen durch und wachsen über sich hinaus. Carya ist zu Beginn sehr naiv, die schrecklichen Ereignisse rütteln sie jedoch wach. Auch Jonans blinden Gehorsam als Soldat kann er schon bald nicht mehr mit seiner eigenen Ansicht übereinbringen.
Neben diesen beiden Figuren ist es wohl der freche Straßenjunge Pitlit, der dem Leser am meisten ans Herz wächst. Er redet, wie ihm der Schnabel gewachsen ist, ist aber auch mutig und treu, wenn es darauf ankommt. Viele weitere Figuren spielen eine Rolle und gewinnen mit der Zeit an Konturen, nicht alle erleben das Ende dieses ersten Bandes ...
Nicht immer sind die Handlungen der einzelnen Figuren sofort nachvollziehbar, doch mit der Zeit klären sich die Beweggründe auf und werden für den Leser verständlich.
Aufmachung des Buches
Zunächst war ich bezüglich der Umschlaggestaltung unschlüssig, ob mir diese nun gefällt oder nicht. Einerseits erschien sie mir relativ nichtssagend, andererseits machen kleine Details wie die Prägungen und der Spotlack das Ganze auch schon wieder ansprechend. Spätestens nach dem Lesen des Buches erschließt sich jedoch die Symbolik und es lässt sich nichts anderes sagen, als dass das Cover gut zum Inhalt passt. Im Hintergrund eine Stadt (Arcadion), davor nur öde Leere und in den Händen einer Frau (Carya) eine Rose, die zu Asche zerfällt. Interessant!
Besonders erwähnenswert ist die Illustration der Vor- und Nachsatzpapiere, denn diese ist einfach atemberaubend schön! Zudem beginnt jedes Kapitel mit einer Vignette; ein braunes Lesebändchen vervollständigt die hochwertige Aufmachung.
Fazit
Nach ein wenig Anlaufschwierigkeiten weiß die Geschichte den Leser zu packen und über den Durchschnitt heraus zu heben. Man darf auf den zweiten Band "Im Schatten des Mondkaisers" gespannt sein!
Hinweise
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