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Doktor Proktor ist ein verrückter Professor. Na ja, beinahe vielleicht – eigentlich ist er nämlich ein ganz genialer Erfinder! Es wird schließlich nicht alle Tage ein Pupspulver erfunden, das man sogar als Raketenstarthilfe an die NASA verkaufen könnte. Davon sind zumindest seine zwei Assistenten, die Nachbarskinder Bulle und Lise, fest überzeugt! Wären da bloß nicht die fiesen Zwillinge Truls und Trym, die alles daran setzen, sich das Pupspulver unter den Nagel zu reißen …

 

Doktor Proktors Pupspulver  Originaltitel: Doktor Proktors Prompepulver
Autor: Jo Nesbø
Übersetzer: Hinrich Schmidt-Henkel
Verlag: Arena
Erschienen: 05/2008
ISBN: 978-3-401-06304-1
Seitenzahl: 240 Seiten


Die Grundidee der Handlung
In der Kanonenstraße in Oslo lebt Lise, die Tochter des Kommandanten. Als dann Bulle in die Nachbarschaft zieht, findet sie nicht nur in ihm einen guten Freund, sondern auch in Doktor Proktor. Dieser etwas schrullige Professor hat ein Pulver erfunden, das die Kinder aus Lises Schule mit seiner lautstarken, aber geruchslosen Wirkung begeistert. Doch Herr Thrane und seine beiden Zwillinge, Truls und Trym, wollen mit einem besonders gemeinen Plan die Idee von Doktor Proktor stehlen, um noch reicher zu werden. Können die drei Freunde dies noch verhindern?

Eine herrliche Kindergeschichte, die man fast in einem Rutsch durchlesen kann, und die mit ihrem ganz eigenen Humor die Lachmuskeln strapaziert.


Stil und Sprache
Jo Nesbø, der seit 1997 vor allem für seine Krimis bekannt ist, hatte mit Doktor Proktors Pupspulver sein Debüt im Kinderbuchsektor. Seine Geschichte, in der dritten Person geschrieben, wird schon früh turbulent, als Doktor Proktor und Bulle aufeinandertreffen. Gemeinsam sind sie ein tolles Team und haben oft die gleichen Gedankengänge. Doch so richtig vollständig ist die kleine Gruppe erst mit Lise. Die Erfindung von Doktor Proktor und seinen beiden Assistenten – das Pupspulver – sorgt bei jungen Lesern sofort für viel Spaß, das Buch dürfte aber auch so manche junge Leserin mit seinem Charme begeistern können. Und der ist speziell: „Selbst wenn du reife Äpfel gegessen hast und denkst, das war jetzt aber der lauteste Furz, den du jemals gelassen hast, dann war das nur ein laues Lüftchen im Vergleich zum zahmen Tuckern nach Doktor Proktors Pupspulver“ (Seite 82). Nicht zuletzt wird noch die ältere Leserschaft, die sich ein kindliches Gemüt bewahrt hat, mit Doktor Proktor viel Vergnügen haben.
Dabei liest sich Nesbøs Kinderbuch so flüssig und kurzweilig, so humorvoll und unterhaltsam, dass die Seiten wie von einem kräftigen Wind beflügelt nur so dahinfliegen. Doch es ist nicht nur Nesbøs Humor, der die Handlungen vorantreibt. Einige düstere Andeutungen eines gefährlichen Tieres unter den Straßen Oslos sorgt für Gänsehaut – und für Spannung. Und nicht zuletzt wäre eine Kindergeschichte keine gute Geschichte ohne einige fiese Schurken. Und so gibt es nicht nur die beiden so dicken wie dummen Zwillinge Truls und Trym, sondern auch ihren fetten und hinterhältigen Vater Herr Thrane, der anderen ihre Ideen klaut und gerne Haustiere quält, um reich zu werden.

Der Autor versteht es, Figuren, Handlungen und Plätze ausreichend detailliert, aber vor allem lebendig und treffend zu beschreiben, zudem bedient er sich schöner und unverbrauchter Vergleiche, so heißt es beispielsweise auf Seite 71: „Und dann rannten sie so schnell, dass sie in der Zeit in der Schule waren, als man braucht, um vom Anfang dieses Kapitels bis hierher zu lesen“. Begleitet wird der Text ab der ersten Seite durch die Illustrationen von Per Dybvig, die zwar grob mit Bleistift skizziert wurden, dafür aber erstaunlich viele Details enthalten. Sie sind teils monochrom, teils farbig gehalten und setzen die Handlungen sehr treffend um.


Figuren
Die Geschichte wird von Charakteren belebt, die alle sehr eigenwillig und teilweise exzentrisch, aber genau deshalb auch liebenswert sind. Zunächst begegnet man Lise, der Tochter des Kommandanten von Oslo. Sie ist zwar gut in der Schule, aber auch eine Außenseiterin, die zunächst keine Freunde hat – und nicht selten zur Zielscheibe der Zwillinge Truls und Trym wird. Bis sie Bulle kennenlernt. Der Junge mit den knallroten Haaren, der in die Nachbarschaft zieht, hinterlässt einen untypischen ersten Eindruck: er popelt im Ohr, prahlt mit Dingen, die scheinbar seiner blühenden Fantasie entsprungen sind – und überhaupt ist er nicht auf den Mund gefallen. Doch am auffälligsten ist seine Größe, denn er ist sehr klein, um nicht zu sagen, geradezu winzig, und zwar so klein, „dass nicht mal für den Streifen auf der Seite von seiner Uniformhose Platz ist“ (Seite 61). Doch das weiß er durch Selbstvertrauen und Sprachwitz auszugleichen. Und dann ist da noch Doktor Proktor: auf den ersten Blick mag er schrullig wirken, doch das gehört doch zu einem etwas verrückten Professor.

Auch die Nebenfiguren und die drei Schurken sind Nesbø gut gelungen und auf ihre Weise glaubwürdig, wenngleich sie – ähnlich wie die Hauptcharaktere – ein wenig überzogen sind.  Aber dafür passen sie ganz hervorragend zum Stil dieser Kindergeschichte.


Aufmachung des Buches
Der Umschlag des fest eingebundenen Buches ist hälftig matt und glänzend gehalten und zudem farbenfroh in Gelb und Hellblau gestaltet. Das Cover hat einen ganz eigenen, kindlichen Charme, macht mit einigen der Zeichnungen Dybvigs bereits Spaß auf mehr und passt ganz hervorragend zur Geschichte. Der Karton des Buchumschlags ist genauso wie das griffige Papier im Innern von guter und haltbarer Qualität, auch die Fadenbindung bürgt dafür, dass sich selbst nach häufigerem Lesen keine deutlichen Spuren zeigen.


Fazit
Wer glaubt, dass Jo Nesbø nur spannende Krimis schreiben kann, der irrt. Auch junge Leser ab 8 Jahren weiß er mit den schwungvollen und spannenden Abenteuern von Doktor Proktor zu fesseln und sorgt mit seinem humorvollen Stil sowie einem ganz eigenen Charme für viel Spaß!


4 5 Sterne


Hinweise
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