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Nicht nur was die Sinnenfreuden angeht – auch kriminalistisch wird es delikat im Périgord. Archäologische Funde zeigen, dass man dort schon vor 30000 Jahren gut leben konnte. Aber der Tote, auf den man bei neuen Grabungen stößt, stammt eindeutig aus dem falschen Jahrhundert und weist alle Spuren eines Gewaltverbrechens auf. Ein Roman über die scheinbar gemütliche französische Provinz und gleichzeitig die explosiven Themen des modernen Europa.

 

Delikatessen 

Originaltitel: The Crowded Grave
Autor: Martin Walker
Übersetzer: Michael Windgassen
Verlag: Diogenes
Erschienen: 2012
ISBN: 978-3-257-06819-1
Seitenzahl: 400 Seiten


Die Grundidee der Handlung
Was ist nur los im Périgord? Die Ruhe und Beschaulichkeit, die diesen Landstrich für Bruno, Chef de police von Saint-Denise, so lebenswert macht, scheint dahin zu sein. Erst verüben Öko-Aktivisten einen Anschlag auf einen Geflügelhof, der Gänse für die Delikatesse ‚foie gras’ züchtet, dann wird bei einer Ausgrabung eine männliche Leiche gefunden. Die neue Amtsrichterin Annette Meraillon versucht zusammen mit seinem Erzfeind Capitain Duroc Brunos Einfluss in der Gemeinde zu brechen und ein Gipfeltreffen spanischer und französischer Minister, bei dem Bruno mitverantwortlich für die Sicherheit ist, wird zur Zielscheibe für die baskische Terrorgruppe ETA. Zu allem Überfluss klappt es auch privat gerade nicht so besonders bei Bruno. Pamela muss zu ihrer Mutter nach England und Isabelle, seine alte Liebe, die er im Rahmen des Gipfeltreffens wiedersieht, hat sich bereits zu weit von ihm entfernt. Keine einfache Situation für Bruno, der trotz allem einen kühlen Kopf bewahren muss, um nicht unter die Räder zu kommen.

Wieder einmal versteht es der Autor aufs vortreffliche, die kulinarische und die geschichtliche Seite Frankreichs miteinander zu verbinden, um im spannenden Umfeld eines politischen Treffens seinen Kriminalfall zu erzählen.


Stil und Sprache
Martin Walker bleibt auch im vierten Teil seiner Linie treu, Hauptakteur ist Bruno Courrèges und aus dessen Sicht wird auch die Geschichte erzählt. Der Leser ist also immer auf demselben Wissensstand wie Bruno und erhält nicht wie in anderen Krimis Zusatzinformationen aus anderen Sichtweisen. So bleibt der Plot bis zum Ende spannend und man wird immer wieder zum Tüfteln angeregt.

Der Hauptstrang des Falles ist nicht immer gleich zu erkennen und entwickelt sich auch im aktuellen Buch erst nach und nach. Diverse Nebenschauplätze wie die Aktionen der Öko-Aktivisten, diverse private Geschehnisse mit zum Beispiel Pamela oder anderen Freunden oder auch der Zwist mit der neuen Amtsrichterin bilden anfangs für sich stehende Ereignisse, die erst nur durch die Person Bruno verknüpft sind, die aber später wie Zahnräder ineinander greifen und den eigentlichen Fall offenbaren.

Die Sätze sind leicht verständlich und auch an die französischen Namen und Orte hat sich der Leser schnell gewöhnt. Somit ist trotz der 400 Seiten ein flüssiger Lesespaß garantiert. Ein besonderes Schmankerl der Bruno-Reihe sind neben einem spannenden Fall und der persönlichen Geschichte Brunos die vielen Verweise auf kulinarische Köstlichkeiten wie die Weine der Region oder eben Delikatessen wie ‚foie gras’, die Gänsestopfleber, sowie die zahlreichen leicht verständlichen und locker präsentierten geschichtlichen Hintergründe. Hier lernt der Leser dann zum Beispiel, was im sogenannten ‚dreckigen Krieg’ Spaniens passiert ist. Bekommt Begriffe wie ETA und GAL erklärt und erhält Einblick in die nicht immer sauberen Praktiken der Geheimdienste und der Gegenseite. Oder aber er taucht ab in die menschliche Frühgeschichte, in der Neandertaler und moderner Mensch aufeinander treffen, um den heutigen Archäologen Rätsel zu hinterlassen.

Garniert wird das Ganze durch sehr bildliche und atmosphärische Beschreibungen der Region sowie der verschiedenen Szenen, in denen schnell ersichtlich wird, dass der Autor einen ganz besonderen Bezug zu dieser Gegend pflegt. So wird nicht nur das Interesse am Buch, sondern auch am Perigord selbst geweckt.


Figuren
Unumstößlicher Sympathieträger und natürlich Hauptakteur ist Bruno Courrèges, Chef de police von Saint-Denise. Ihn zu beschreiben ist nicht schwer, vereint er doch all das, was man sich beim Lesen so vorstellt. Er ist ein Held, der Kinder aus brennenden Häusern und Minister vor Bombenattentaten rettet. Dabei natürlich immer an sein Umfeld, sprich seine Freunde und Bekannte denkt. Er ist ein liebender Mann, der alles was die Frauen mit ihm machen still erträgt. Er kann aber auch wie im aktuellen Fall zügellose Wut gegen seine Feinde zeigen. Kurz ein wahrer Allrounder, der zum Glück nicht ganz so aalglatt wie von mir beschrieben ist. Er zeigt genauso viele Schwächen wie Stärken, was ihn sehr sympathisch macht.

Die positive Ausstrahlung reflektiert sich auch auf sein Umfeld. Selbst vermeintliche Übeltäter erliegen seinem Charme. So zum Beispiel Terry und Kajte, die Öko-Aktivisten, die durch ihre Aktionen kurz vor der Ausweisung aus Frankreich stehen, dann aber doch dem Drängen Brunos nachgeben und am Ende sogar zu wichtigen Helfern werden. Immer mit dabei ist auch dieses Mal die Truppe um den Brigadier, der mit seinen Spezialaufgaben - wie zum Beispiel dem Gipfeltreffen - erneut das ganze Perigord in Aufruhr versetzt und für die ein oder andere brenzlige Szene sorgt. In diesem Geheimdienst-Umfeld sind dann auch die wahren Übeltäter zu finden. Wie immer und wie zu erwarten mit skrupellosem, nur dem eigenen Ziel dienlichem Vorgehen. Also viele alte Bekannte, die sich stetig weiterentwickeln und so neben einer guten Story das Buch interessant und lesenswert machen.


Aufmachung des Buches
Das gebundene Buch steckt in einem weißen Umschlag, auf dem ein Bild von den im Buch vorkommenden Gänsen zu sehen ist. Die Qualität ist Diogenes-typisch sehr gut, auch wenn ein Stofflesebändchen das Ganze noch etwas aufgewertet hätte. Hübsch aber nicht entscheidend wäre eine kleine Skizze der Region, da doch einige Kilometer zurück gelegt werden.


Fazit
Fantastisch!! Der Autor wird mit jedem neuen Teil der Serie besser. Viel Spannung und eine mitreißende private Nebengeschichte lassen beim Leser keine Langeweile aufkommen.


4 Sterne


Hinweise
Dieses Buch kaufen bei: amazon.de

Backlist:
Fall 1: Bruno, Chef de police
Fall 2: Grand Cru
Fall 3: Schwarze Diamanten

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