Sie liebt ihn. Aber kann sie ihm auch trauen?
Wer ist der Unbekannte, der vor der Küste Heiligenhafens Schiffbruch erlitten hat? Ein dänischer Spion? In Kriegszeiten zwischen dem Königreich und der Hanse eine lebenswichtige Frage. Brida, die heilkundige Tochter von Kapitän Dührsen, nimmt sich des geheimnisvollen Fremden an und unterstützt ihn in dem Bemühen, sein Gedächtnis wiederzufinden. Sie ahnt nicht, in welche Gefahr sie sich dadurch bringt ...
Autor: Melanie Metzenthin |
Die Grundidee der Handlung
Heiligenhafen 1428. Seit Jahren kämpfen die Hansestädte und das Königreich Dänemark um die Herrschaft über den Ostseehandel. Die Insel Fehmarn hatte bereits 1420 unter dem Konflikt schwer zu leiden, trifft es nun den Nachbarort auf der anderen Seite des schmalen Sundes? Als am Strand der einzige Überlebende eines Schiffsunglücks gefunden wird, begegnen ihm die meisten Einwohner mit Mißtrauen und sogar offener Feindschaft. Ob „Erik“ sein richtiger Name ist, weiß er angeblich selbst nicht, denn er behauptet, sein Gedächtnis verloren zu haben - aber da er Dänisch und Deutsch gleichermaßen gut spricht, kommt schnell das Gerücht auf, dass er ein Spion ist. Das bringt nicht nur ihn in Gefahr, sondern auch Kapitän Dührsen und seine Tochter Brida, die den Fremden bei sich aufgenommen haben.
Melanie Metzenthin erzählt diese spannende Geschichte atmosphärisch dicht und mit viel Zeit- und Lokalkolorit.
Stil und Sprache
In einer schönen, bildhaften Sprache versetzt die Autorin ihr Publikum zurück in das 15te Jahrhundert und beschreibt das Leben und Treiben der Menschen, ihre Gebräuche und Örtlichkeiten so detailliert und authentisch, dass man den kleinen Fischerort oder das mächtige Lübeck buchstäblich vor sich sehen, auf der „Adela“ mitsegeln und das Meer schmecken und riechen kann. Die Handlung wird überwiegend aus Sicht der beiden Hauptpersonen – Brida und Erik – erzählt und lässt sich leicht und flüssig lesen. Trotzdem liegt der Spannungsbogen von Beginn an sehr hoch und es gelingt der Autorin mit Leichtigkeit, ihn zu halten. Der Leser wird von Eriks Schicksal genauso berührt wie Brida, und er hofft und bangt mit den beiden auf einen guten Ausgang. Viele Dialoge machen die Erzählung abwechslungsreich, die kleinen „Kabbeleien“ zwischen Marieke und Kalle lassen auch den Humor nicht zu kurz kommen, und ab und zu klingt auch einmal der Dialekt der Gegend an.
Figuren
Melanie Metzenthin hat alle ihre Akteure sehr lebendig und glaubwürdig gestaltet. Sie beschreibt ihre Charaktereigenschaften, ihre Stärken und Schwächen sehr einfühlsam. Brida hat ihren Vater von Kind an auf seinen Seereisen begleitet, ist daher sehr unkonventionell aufgewachsen und weiß sich durchzusetzen. Trotzdem denkt und handelt sie, wie es einer jungen Frau ihrer Zeit und ihres Standes angemessen ist. Dass sie sich z.B. auch darüber Gedanken macht, wie ihr Verhalten sich auf Andere auswirken könnte, lässt sie besonders sympatisch erscheinen.
Eriks Gedächtnisverlust und die Ängste und Alpträume, die daraus resultieren, schildert die Autorin - im Hauptberuf Fachärztin für Psychiatrie - sehr eindrucksvoll und für den Leser gut verständlich, da sie im Nachwort noch einmal auf dieses Thema gesondert eingeht.
Auch die Nebenfiguren sind sehr liebevoll gezeichnet - die Familie des reichen Hansekaufmanns aus Lübeck, Bridas Magd Marieke und der Schmuggler Kalle, der Pfarrer, der nicht so fromm ist, wie er tut -, sie alle fügen sich authentisch in die Geschichte ein. Ihre Handlungen und Gefühle sind stimmig und ihre Motive - wenn auch nicht immer gutzuheißen – so doch jederzeit nachvollziehbar.
Aufmachung des Buches
Das Taschenbuch zeigt auf dem Cover eine junge Frau mit einer Kerze vor dunklem Hintergrund. Der Name der Autorin und der Titel sind in erhabenen Lettern aufgeprägt. Links oben ist schemenhaft die Silhouette eines Schiffes unter vollen Segeln erkennbar, ein Motiv, das sich auf der Rückseite unter dem Klappentext wiederholt. Der Prolog ist mit „Heiligenhafen, April 1428“ übertitelt. Der Epilog ist vom August 1429 an gleicher Stelle. Dazwischen liegen 27 Kapitel. Ein Nachwort der Autorin beschließt das Buch.
Fazit
„Ein letztes Mal flackerte das Signalfeuer auf der Fehmarner Seite der Bucht, dann verlosch sein Licht, und die Morgenröte vertrieb die Dunkelheit“ - Schon der erste Satz des Buches hat mich fasziniert, denn die Insel und Heiligenhafen – samt seiner schönen, alten Kirche - sind mir von vielen Urlauben wohlbekannt. Ich bin aber überzeugt davon, dass „Schicksalsstürme“ auch andere Leser in seinen Bann ziehen wird, weil es der Autorin glänzend gelungen ist, historische Fakten, Spannung und Romantik zu einer überaus stimmigen und berührenden Erzählung zu verbinden.
Hinweise
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