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Olga Krouk 2012 klein


Nach ihrer Fantasy-Trilogie um die Nachtwesen und weiteren fantastischen Romanen legt die Autorin Olga A. Krouk mit "Im Visier des Todes" ihren ersten Thriller vor. Dabei beweist sie, dass sie sich auch in diesem Genre zu behaupten weiß. Der Leser-Welt hat sie nun einige Fragen zu der Romantic Thrill-Serie beantwortet.


Liebe Olga, ich danke dir herzlich, dass du dir Zeit für ein Interview mit mir nimmst!
Kürzlich ist dein neues Buch im Egmont LYX-Verlag erschienen. „Im Visier des Todes“ ist bodenständiger als deine Trilogie um die Nachtwesen. Warum hast du diesmal auf fantastische Elemente verzichtet?

Ich liebe neue Herausforderungen. Als ich gehört habe, dass der Egmont Lyx-Verlag sein Programm um Romantic Thrills erweitert, war ich Feuer und Flamme. Ich wollte wissen, ob ich so eine Geschichte schreiben könnte. Recht schnell kam mir auch eine Idee dazu.
Der Weg zum fertigen Roman war spannend aus vielerlei Hinsicht. In der Zusammenarbeit mit dem Verlag konnte ich unglaublich viel lernen und meinen Horizont erweitern. Ich habe viele schöne Momente erlebt, aber auch einige Zweifel gehabt, ich konnte neue Techniken ausprobieren und ganz neue Möglichkeiten entdecken.
Dieser Roman ist etwas Besonderes.


Warst bzw. bist du nervös, wie das Feedback deiner Leser zu diesem Thriller ausfallen wird? Immerhin ist nicht nur das Genre ein anderes, sondern auch die Art, wie du die Geschichte zu Papier gebracht hast.

Das bin ich immer, ganz unabhängig vom Genre. Schließlich schreibe ich nicht für mich - sonst bräuchte ich nicht zu veröffentlichen. An dieser Stelle möchte ich gerne allen Lesern danken, die meine Geschichten lesen bzw. gelesen haben, sich mit dem Buch auseinandersetzen und sich die Mühe machen, eine Rezension zu verfassen und diese zu verbreiten. Es ist immer spannend, ein Feedback zu bekommen, ob per Mail oder auf Facebook, die Reaktionen in Blogs oder auf Amazon zu lesen. Obwohl das Buch relativ neu auf dem Markt ist, habe ich schon sehr interessante Leser-Impulse bekommen. Und bin gespannt, was weiter kommen wird.


Wirst du weiterhin im Fantasy-Genre anzutreffen sein?

Ich hoffe es. Auch wenn das Genre Romantic Thrill mein Herz vollkommen erobert hat, wäre es doch schön, immer wieder mal eine Abwechslung zu haben. Ideen habe ich jedenfalls genug.


Du versuchst bewusst, dich immer weiter zu entwickeln, arbeitest an Sprachbildern und der Charakterisierung deiner Figuren. Bist du mit deinem Stil noch nicht zufrieden?

Doch, ich bin mit meinem Stil zufrieden. Und jeder Roman ist das Beste, was ich in diesem Moment aus mir herausholen kann. Allerdings möchte ich mich auch weiterentwicklen, dazulernen und immer besser werden. Das kann ich nur, wenn ich an mir arbeite - und das ist auch das Spannende an meiner Arbeit.


In Leserunden gibst du deinen Lesern nicht nur die Möglichkeit, mit dir über das Buch zu diskutieren, sondern ermöglichst auch Einblicke in deinen Schreiballtag und den Entstehungsprozess des entsprechenden Buches. Was macht für dich den Reiz daran aus, Leserunden zu begleiten?

Es ist eine wunderbare Möglichkeit, direkt mitzuerleben, wie ein Buch wahrgenommen wird. Ob der Humor ankommt, ob eine bestimmte Wendung überraschen kann, wie die Figuren wirken und und und. So eine intensive Auseinandersetzung mit dem Buch kenne ich sonst von der Zusammenarbeit mit meinen Testlesern. Es ist, als würde ich dem Leser ein wenig über die Schulter schauen - unglaublich spannend!


In "Im Visier des Todes" lässt du eine nach der anderen Figur verdächtig wirken. Ein gelungener Kniff, aber sicherlich nicht einfach umzusetzen, ohne dass es gewollt wirkt?

Ich glaube, der Trick ist, einen subtilen Verdacht zu erzeugen. Jede Figur sollte ein Motiv und eine Gelegenheit für die Tat haben, aber das Motiv könnte ruhig nur angedeutet bleiben. Dafür gibt es verschiedene Möglichkeiten. Vielleicht eine mehrdeutige Bemerkung? Oder eine Handlung, die beim Lesen suspekt wirkt, obwohl man im Nachhinein sagen kann: Ja, das passt zu der Figur, so ist sie nun mal. Die Ermittlungsarbeit aus Lesersicht steht meistens direkt proportional zur realen Polizeiarbeit: Wirkt eine Figur zu verdächtig, kann man fast mit Sicherheit sagen, dass sie es nicht gewesen war. Sonst wäre das Ende zu enttäuschend.


Lässt du deine Figuren gerne – sowohl physisch als auch psychisch – leiden?

Nun ja, ich denke, das Quälen der Figuren gehört zur Grundausbildung eines jeden Autors. Eine heile Welt mögen wir zu Hause haben, aber wenn wir uns auf dem Sofa mit einem Buch unter einer Decke einkuscheln, wollen wir Spannung, Leidenschaft, Herzschmerz - je nach dem, was für eine Lektüre ansteht. Nur bloß nicht Friede, Freude, Eierkuchen (oder nur an strategisch passenden Stellen). Während des Schreibens erlebe ich das oft mit - ich lache und leide zusammen mit meinen Figuren.


In diesem Thriller geht es nicht nur brutal zu, sondern auch leidenschaftlich. Fällt dir das Schreiben von Erotik-Szenen leicht?

Ja, denn für mich sind diese Szenen mehr als nur bloße Erotik-Szenen, weil die Figuren „es mal wieder nötig hatten“. Mit diesen Szenen verfahre ich wie mit anderen im Roman: Sie müssen für die Handlung oder die Figuren wichtig sein, eine Entwicklung zeigen. Ich überlege mir immer genau, was sie transportieren sollen, in welcher Sprache und welchem Stil, aus wessen Sicht die Szene erfolgen muss. Diese Szenen müssen auf sehr vielen Meta-Ebenen funktionieren, dabei sind sie nahezu prädestiniert dafür, sehr leicht lächerlich zu wirken oder in Kitsch abzudriften. Schon ein einziges Wort kann die Atmosphäre unwiderruflich zerstören (man glaubt es kaum, wie schwer es war, dabei an die Verhütung zu denken. Allein das Wort ‚Kondom’ ist so unglaublich unerotisch, wie ich finde).


Fotografie ist ein nicht unwesentliches Thema in diesem Thriller; mit viel Liebe zum Detail beschreibst du Kay bei seiner Arbeit. Was verbindet dich mit der Fotografie?

Vor diesem Roman: rein gar nichts. Aber während des Schreibens musste ich mich ein wenig in Kay einfühlen. Allein, um zu verstehen, wie sich ein Fotoapparat in den Händen anfühlt, was für ein Gefühl es ist, durch den Sucher zu blicken und am Fokussierring zu drehen. So habe ich die Kamera meines Mannes geschnappt und etwas damit experimentiert. Ich habe festgestellt, dass ich am liebsten Makroaufnahmen mache. Und inzwischen ist daraus ein Mini-Hobby geworden.
(Anmerkung der Redaktion: Am Ende des Interviews sind einige dabei entstandene Bilder der Autorin zu sehen.)


Im Frühjahr nächsten Jahres erscheint bereits der zweite Band, „Im Netz des Verbrechens“. „Im Visier des Todes“ hat allerdings ein zufriedenstellendes Ende. Wie hängen die Bücher zusammen?

„Im Visier des Todes“ beginnt mit dem Mord an dem aufsteigenden Model Céline. Ihre Schwester Leah bekommt Fotos, die Célines letzte Stunden schildern. Leah will herausfinden, wer ihrer Schwester das alles angetan hat. Zusammen mit dem Leser begibt sie sich auf die Suche nach dem Mörder - und findet ihn. Allerdings war Céline in eine sehr unschöne Sache reingeraten, und die Fäden davon reichen bis in den zweiten Band.
Nur so viel dazu: Perles d’Or ist kein Modelabel.


Im nächsten Band stehen nicht Leah und Kay im Mittelpunkt, sondern eine andere Figur, die deine Leser in "Im Visier des Todes" bereits kennen lernen durften. War dir von Anfang an klar, wer die Hauptfigur im zweiten Band sein wird?

Ja, denn Hauptfiguren müssen nun einmal gewisse Kriterien erfüllen.
Um es an einem Beispiel deutlicher zu zeigen: Kann sich jemand vorstellen, dass folgende Figur im zweiten Band einen strahlenden Helden spielen wird?

„Im zweiten Stock angelangt, drückte sie auf die Klingel neben dem Schild mit dem Namen ‚Campen‘. Nach einer kleinen Ewigkeit öffnete ihr ein schmächtiger Mann und entließ einen verführerischen Geruch nach gebratenen Zwiebeln, Paprika und Knoblauch ins Treppenhaus, eingehüllt in die aufwühlenden Töne von Rigoletto. Über seinem Bauchansatz spannte sich ein fleckiges Feinrippunterhemd, die Gesamterscheinung wertete eine Bügelfaltenhose auf.
„Wollen Se?“, knarzte der Mann. Ein überdimensionierter Totenkopf an der Gürtelschnalle seiner Hose, der zwischen den Zähnen eine Rose hielt, grinste Leah an.“

Mit anderen Worten: Man kann nicht eine x-beliebige Figur herauspiken und als Helden oder Heldin präsentieren, dieser Schritt muss ein bisschen vorbereitet werden. Schließlich ist ein Romantic Thrill eine Verbindung zwischen einem Thriller und einer Liebesgeschichte. Und ein über einem Bauchansatz gestrafftes Feinrippunterhemd verleitet nicht gerade zu romantischen Gefühlen.


Darüber hinaus hast du bereits Details und Hinweise für die Fortsetzung im ersten Band der Serie gestreut. Das verlangt eine vorausschauende und feinfühlige Planung der Handlung. Einerseits stelle ich mir das sehr aufwendig vor, andererseits macht gerade das sicherlich viel Spaß?

Im ersten Band schaffe ich immer eine gewisse Basis für eine Fortsetzung, aber die ausführliche Planung mache ich nicht sofort, sondern erst wenn ich den nächsten Roman beginne. Während der Arbeit hat sich „Im Netz des Verbrechens“ im Vergleich zu der ursprünglichen Idee sehr verändert. Da ich meine Vorgehensweise und teilweise unpassende Spontanität kenne, versuche ich im ersten Band einen nicht allzu engen Rahmen anzulegen, so dass ich immer eine gewisse Kreativitätsfreiheit habe.


Steht schon fest, aus wie vielen Bänden die Serie bestehen wird?

Nein. Ich glaube, vieles hängt davon ab, wie die Romane bei den Lesern ankommen werden. Als Autor kann ich mir nichts Schlimmeres vorstellen, als etwas zu schreiben, das keiner lesen will. Grundsätzlich bin ich auch kein Freund von Endlosserien, weil ich selbst als Leserin sehr schnell serienmüde werde.


Arbeitest du aktuell an einem neuen Buch? Kannst du uns schon einen kleinen Einblick gewähren?

Im Moment bin ich noch immer an „Im Netz des Verbrechens“ dran. Eigentlich musste ich damit schon längst fertig sein, aber die äußeren Umstände waren etwas ungünstig, weswegen ich der Deadline schrecklich hinterherhinke.
Ein bisschen kann ich vielleicht schon verraten, was euch in diesem Roman erwartet: ein gefährliches Spiel, das immer tödlich endet; eine Suche nach jemandem namens ‚Krähe’, der im Hintergrund die Fäden zieht; Gefühle, auf die auch nur die kleinste Andeutung für beide ein schreckliches Aus bedeuten könnte und viele deutsch-russische Missverständnisse. Unter anderem auch ein unschuldiges deutsches Wörtchen aus drei Buchstaben, das in russischen Ohren mehr als obszön klingt.


Das verspricht spannend zu werden!
Ich danke dir für das Interview und wünsche dir weiterhin viel Spaß und Erfolg beim Schreiben!

Vielen Dank für die spannenden Fragen. Da macht das Beantworten gleich doppelt Spaß!


Hier folgen einige Bilder der Autorin, die während ihrer Arbeit an "Im Visier des Todes" entstanden sind (zum Vergrößern bitte anklicken):

Olga Krouk 2012 Fotos1

Olga Krouk 2012 Fotos2


Olga hat der Leser-Welt 2010 bereits einige Fragen beantwortet. Das Interview findest du hier.

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