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Jude Finney hat eine besondere Fähigkeit: Er kann die Träume der Toten sehen. Auf dem Highgate Cemetery, in einer Welt zwischen Realität und Traum, begegnet er der geheimnisvollen Story, einem Mädchen, das tausend Geschichten kennt, aber sich an seine eigene nicht erinnern kann. Jude ahnt, dass Story noch lebt, irgendwo in den Straßen von London. Und dass es höchste Zeit wird, sie zu finden.

 

Memory 

Autor: Christoph Marzi
Verlag: Arena
Erschienen: September 2011
ISBN: 3401066226
Seitenzahl: 321 Seiten

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Die Grundidee der Handlung
Jude ist für sein Alter ein wirklich merkwürdiger Junge. Statt sich mit seinen Mitschülern nach der Schule zu treffen, geht er lieber auf den Londoner Highgate Friedhof und verbringt seine Zeit mit den Träumen der Toten und eine Füchsin, die auf sie aufpasst. Als er eines Abends neben dem Friedhof das Mädchen Story findet, das sich an ihr eigenes Leben nicht erinnern kann und weder ganz Geist noch ganz Mensch ist, beginnt für ihn eine wilde Suche quer durch London. Zuerst geht es nur um die verlorenen Erinnerungen, aber bald wird deutlich, dass viel mehr auf dem Spiel steht, als nur ein einzelner Mensch. Es geht um die Zukunft von ganz London und allen es bewohnende Menschen und Geister.

„Memory“ ist zwar wie der Vorgänger „Heaven“ gestaltet, baut aber inhaltlich in keinster Weise darauf auf und kann völlig unabhängig gelesen werden. Auch die Mythologie des Romans ist eine andere. Christoph Marzi gelingt es gewohnt gekonnt, eine Welt voller Geister und anderer magischer Wesen in unsere alltägliche Welt einzubinden. Glaubwürdig beschreibt er fantastischen Elemente und lässt sie uns gemeinsam mit Jude entdecken. Leider leidet die Spannung im ersten Drittel des Buches unter den nötigen Erklärungen und Rückblicken, nur langsam nimmt die Jagd nach Storys Erinnerungen an Fahrt auf. Die Spannung steigert sich aber deutlich und alles endet in einem fulminaten Showdown.


Stil und Sprache
Wie bereits beschrieben, beginnt „Memory“ mit einem relativ gemächlichen Erzähltempo und vielen Rückblicken. Der Roman ist in der dritten Person geschrieben und schildert die Ereignisse aus Judes Sicht. Die Einführung in die Welt des Romans erfolgt langsam und an Hand vieler kleiner Anekdoten, die Judes eigenes Eintreten in die magische Welt erläutern. Die Informationen werden sehr interessant und bildhaft beschrieben, jedoch konnte das Buch erst fesseln, als die Grundlagen gelegt waren und die Handlung rund um Storys verlorene Erinnerungen ihren Lauf nimmt. Sobald die Feinde von Story und Jude absehbar sind und es zu den ersten Konfrontationen mit ihnen kommt, nimmt der Roman deutlich an Fahrt auf und zum finalen Kampf zwischen Gut und Böse konnte man es kaum noch aus der Hand legen. Besonders gefallen hat mir, dass auch in diesem Teil des Buches weiterhin neue Informationen zur Welt von „Memory“ eingebunden waren. Es gab also weiterhin Neues zu entdecken, was auf den ersten Blick nicht direkt mit der Handlung zu tun hatte, zum Höhepunkt des Buches jedoch gebraucht wurde.

Der Schreibstil von Christoph Marzi hat mir sehr gut gefallen. Er beschreibt seine Welt sehr bildhaft und besonders die fantastischen Elemente auch glaubwürdig. Ein Kritikpunkt ist, dass die Sprache in den ersten Kapiteln recht kühl war und die Emotionen von Jude nicht übermitteln konnte. Das wurde jedoch kontinuierlich besser, sobald Story Teil der Geschichte war.


Figuren
Wie auch beim Schreibstil liegt das Manko bei den Charakteren im ersten Drittel des Buches. Ich wurde nur sehr langsam warm mit Jude und konnte die ersten Kapitel noch nicht wirklich mit ihm mitfühlen. Der Hauptgrund dafür war, dass sein achselzuckendes Annehmen der verrückten Wirklichkeit mit den Geistern und anderen magischen Kreaturen für mich unglaubwürdig wirkte. Auch sein sofortiger Drang, Story zu helfen, wurde mir nicht genug erklärt. Erst als man ihn und seine Geschichte besser kennengelernt hatte, wurde verständlicher, warum er das plötzliche Auftauchen von Geistern so einfach annehmen konnte und einem wildfremden Mädchen so bedingungslos hilft. Story hingegen fand ich vom ersten Auftauchen an sehr glaubwürdig und sympathisch. Ihre verlorene Erinnerung und die Suche nach ihr zusammen mit dem Leser wurde sehr gut dargestellt und auch ihre Emotionen waren zu allen Zeiten klar nachvollziehbar.

Ein besonderes Highlight des Romans waren die Nebenfiguren. Während die Menschen in der Umgebung sehr blass blieben und für die Geschichte auch keine Rolle spielten, haben die magischen Wesen mich durchgängig überzeugt. Ein jeder Geist, der in der Handlung relevant war, brachte seine eigene Geschichte und seinen eigenen Stil mit. Besonders das verrückte Leben und Wesen von Quentin Gaskell war immer für einen lustigen Moment gut. Die Feinde von Jude und Story tauchten erst sehr spät im Roman auf, waren dann aber auch gut ausgearbeitet und mit nachvollziehbaren Motiven ausgestattet.


Aufmachung des Buches
„Memory“ ist ein Hardcover ohne Schutzumschlag aber mit Lesebändchen und fällt im Buchladen auf jeden Fall ins Auge. Das Cover ist an den Vorgänger „Heaven“ angelehnt und zeigt eine Stadt, wahrscheinlich London, umrahmt von einem alten Tor, im Hintergrund ein großer Vollmond. Durch eingearbeitete Glitzeranteile schimmert das Tor und hebt sich von dem Hintergrund ab. Die Gestaltung der Schrift und der leichte Nebel im Bild passen in die geisterhafte Atmospäre des Romans. Im Buchinneren sind keine weiteren Besonderheiten enthalten, aber der Text ist klar lesbar und in einer angenehmen Schriftart. Alles in allem eine sehr schöne Aufmachung, besonders von Außen und für den Inhalt passend. Es passt im Regal harmonisch neben den Vorgänger „Heaven“.


Fazit
„Memory“ ist ein sehr ansprechendes und spannendes Jugendbuch. Das erste Drittel ist etwas schwächer und bindet den Leser nur langsam an die Geschichte, aber das macht Christoph Marzi in den folgenden Kapiteln mehr als wett. Er bietet eine interessante und sehr innovative Geschichte voller liebeswerter Charaktere und Besonderheiten gepaart mit einer fesselnden Handlung. „Memory“ ist nicht nur den Lesern des Vorgängers „Heaven“ zu empfehlen, sondern allen Fantasy-Fans, die darüber hinwegsehen können, sich ein paar Kapitel gedulden zu müssen, bevor das Buch sie vollends begeistert.

4 Sterne


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