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Der geniale Baumeister des Barock hat Würzburg mit der Residenz ein Weltkulturerbe hinterlassen, Spuren seines Wirkens finden sich in ganz Deutschland, Ruhm und Anerkennung genießt er weltweit. Wie kein anderer hat er Würzburg und Franken ein Gesicht gegeben, in dem sich das Lebensgefühl einer atemberaubenden Epoche spiegelt und das uns bis heute begleitet. Wer war er? Was war sein Ziel? Der Autor und Schauspieler Markus Grimm macht sich in seinem Roman auf, die Epoche und die Vision Balthasar Neumanns zu entdecken und den Menschen, sein Genie und seine überragende Leistung zu begreifen. 

 

Balthasar Neumann 

Autor: Markus Grimm
Verlag: Echter Verlag
Erschienen: 30. November 2011
ISBN: 978-3429034511
Seitenzahl: 160 Seiten


Die Grundidee der Handlung
Eine Seele schwebt über Würzburg - und in einer Gastwirtschaft trifft spät noch ein Gast, Franz Anton Rohrer, ein, der eine weite Reise hinter sich gebracht hat, um den berühmten Balthasar Neumann zu treffen. Vom Wirt, Johann Baptist Retz, erfährt er, dass er zu spät gekommen ist, denn Neumann verstarb an diesem Tag. Beide Männer kommen ins Gespräch über Neumann, in dessen Verlauf klar wird, dass Rohrer einen geheimen Groll gegen den Baumeister hegt und scheinbar noch eine Rechnung zu begleichen hat.

Grimm hat seine Idee, die Biographie Neumanns in eine spannende Rahmenhandlung einzubetten, ganz wunderbar umgesetzt. 


Stil und Sprache
Der Autor schreibt in einem angenehm historisierenden Stil, der sich immer gut lesen lässt. Um noch mehr Authentizität zu erhalten, mischt er ab und an etwas fränkischen Dialekt in die Dialoge der Nebenfiguren. Balthasar Neumanns berufliches Leben wird größtenteils von Retz im Rückblick erzählt, aber auch die Seele Neumanns, die noch nicht ganz von dieser Erde Abschied genommen hat, berichtet von dem einen oder anderen Ereignis, aber mehr auf der persönlichen Ebene der Familie. Dies geschieht häufig nicht in Form des Monologs oder Dialogs, sondern Grimm wechselt dann zum allwissenden Erzähler und schildert Begegnungen und Begebenheiten, als wäre man unmittelbar dabei. Durch Rohrers Geheimnis erzeugt der Autor eine gleichbleibende Spannung, denn man rätselt mit Retz, worum es denn da geht und - weil gleich zu Beginn des Romans angedeutet wird, dass Rohrer eine Pistole bei sich trägt - mutmaßt man, dass hier einer Rache nehmen will, aber nun nicht mehr kann. Erst ganz zum Ende des Buches löst Grimm die Geschichte auf - erwartet und unerwartet zugleich. Ich möchte hier nicht zuviel verraten, aber mir gefällt, wie er das macht. Der Tote gibt Grimm die Möglichkeit, über das Gespräch zwischen den beiden Männern hinaus eine stille nachdenkliche Note dem Roman hinzuzufügen und zuweilen einen religiösen-philosophischen Diskurs zu führen. Grimm mischt Fiktion mit dem realen Leben Balthasar Neumanns so gekonnt, dass man ein sehr gutes Bild des Porträtierten erhält.
Beim Lesen ergab sich für mich allerdings ein Problem – ich konnte mir anhand der Beschreibungen die Gebäude, die Neumann entworfen und gebaut hat, nicht wirklich vorstellen. Ein paar Grundrisse oder Bilder wären hilfreich gewesen. 


Figuren
Alle namentlich genannten Personen sind historische Persönlichkeiten, und dem Autor gelang das Kunststück, sie alle in ihren unterschiedlichen Charakteren glaubhaft darzustellen, egal ob sie nun längere oder kürzere Auftritte in der Geschichte haben. Einzig Retz ist erfunden, aber auch ihn kann man sich sehr gut vorstellen. Die Seele Neumanns umwebt alles mit einer zarten Kraft, die noch einmal deutlich macht, was für ein Mensch dieser Balthasar Neumann war: stets neugierig, freundlich und offen für alles und jeden. Ein Rastloser, aber kein Getriebener, der mit seinem Werk Gott sichtbar machen wollte, in dem er sich die Vollkommenheit der Natur zum Vorbild nahm. 


Aufmachung des Buches
Das gebundene Buch ist mit seinen 160 Seiten schon ein recht schmales Bändchen. Auf dem Cover - ganz in Blautönen gehalten - lächelt den Leser ein Herr mit Perücke und Rüstung an: Balthasar Neumann (Darstellung von Markus Friedrich Kleinert). Die Augenpartie hat man andersfarbig hervorgehoben. Der Titel, ganz in Weiß gehalten, fällt auf. Trotzdem - alles in allem ist das Cover doch eher unspektakulär und es verführt nicht unbedingt dazu, das Buch in die Hand zu nehmen. Das Bild eines Fisches auf der Rückseite, das an Gemälde von Hieronymus Bosch erinnert, hätte meiner Meinung nach das Gegenteil bewirkt, denn sie ist rätselhaft genug, um neugierige Blicke auf sich zu ziehen.


Fazit
Ein gelungener, kurzweiliger biographischer Roman über eine hoch interessanten Persönlichkeit, den ich nur empfehlen kann.

4 5 Sterne


Hinweise
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