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1200 - 1250 Nach der Ermordung Philipps von Schwaben liefern sich Staufer und Welfen blutige Auseinandersetzungen. Kaspar, ein Junge, flieht nach dem Tod seines Dienstherrn nach Schwäbisch Gmünd, nicht ahnend, dass er eines Tages ein Geheimnis hüten wird, das Fürsten bedroht, die Kirche in ihren Grundfesten zu erschüttern und ein Weltreich zu zerstören vermag. Dort trifft er den Baumeister Johann, der eine außergewöhnliche Kirche errichten will. Aber dann kommt es zu rätselhaften Unfällen auf der Baustelle ...
In dieser Zeit wird der Knabe Friedrich II., der Enkel Barbarossas, zum römisch-deutschen König gewählt. Doch der stauferfeindliche Adel und der Klerus, der Papst und der Welf Otto IV. sind fest entschlossen, seinen Aufstieg zu verhindern ...

 

Im Bann der Staufer 

Autor: Timo Bader
Verlag: Einhorn Verlag
Erschienen: 19. April 2012
ISBN: 978-3936373677
Seitenzahl: 448 Seiten


Die Grundidee der Handlung
Schwäbisch Gmünd, die Heimatstadt des Autors, ist eng mit der Geschichte der Staufer verknüpft. So war die Johanniskirche, deren Bau im Buch einen breiten Raum einnimmt, als Taufkirche des Staufergeschlechts geplant. Zur 850-Jahr-Feier der Stadt entstand der vorliegende Roman, der – in einer Mischung aus historischen Fakten und Fiktion – die Verbundenheit zwischen Gmünd und dem schwäbischen Herzogshaus lebendig machen soll.

Titel und Inhaltsangabe lassen eine spannende Lektüre erhoffen. Leider werden diese Erwartungen nicht erfüllt. Leser, die Gmünd nicht kennen und nichts oder nur wenig über die Stauferzeit – insbesondere über das Leben Kaiser Friedrichs II. – wissen, dürften Probleme haben, der Handlung zu folgen. Zu oft werden wichtige Vorkommnisse nur angedeutet, zu plötzlich wechseln die Erzählstränge und die allzu häufige, bis ins Detail gehende Beschreibung des Kirchenbaus lässt immer wieder Längen aufkommen.


Stil und Sprache
Timo Bader will „Geschichte durch Geschichten erzählen“, und so beginnt der Roman im Jahr 1208 in Bamberg mit einer Geschichte, die dem achtjährigen Kaspar auf sehr kindgerechte Weise erzählt wird, sodass der Leser zunächst tatsächlich das Gefühl hat, dass es sich hier um ein Jugendbuch handelt. Dieser Eindruck verstärkt sich noch, als das zweite Kapitel in das Jahr 1201 nach Palermo zurückblendet, wo sich der „König von Sizilien“ mit ein paar Straßenjungen herumprügelt und dabei soviel Mut und Überlegenheit, vor allem aber Sprachgewandtheit an den Tag legt, dass man ihn einfach bewundern muss. Allerdings wirkt das Ganze auf historisch „eingeweihte“ Leser etwas unglaubwürdig, da der spätere Friedrich II. – denn um ihn handelt es sich hier – zu diesem Zeitpunkt erst 6 Jahre alt ist. 

Die Handlung besteht aus zwei Erzählsträngen – jeweils aus der Sicht von Friedrich und Kaspar –, die lange Zeit überhaupt nichts miteinander zu tun haben und sich erst kurz vor dem Ende des Buches treffen. Die Spannung, die im Klappentext angedeutet wird, kommt nur ansatzweise auf und führt dann plötzlich zu nichts. Man muss schon etwas über die Stauferzeit wissen und „zwischen den Zeilen lesen“, um sich wenigstens in etwa ein Bild machen zu können.
Der Bau der Johanniskirche ist eigentlich der rote Faden, der das Buch zusammenhält, aber auch dabei sind viele Vorkommnisse nicht nachvollziehbar oder unglaubwürdig, z.B. die Darstellung der verschiedenen „Unfälle“ und Kaspars Verhalten in diesen Situationen. Die akribische Beschreibung der einzelnen Baustufen, des Bauplans und -materials und der Ausschmückung der Kirche ist für Laien zeitweise so überfrachtet, dass es das Vorstellungsvermögen übersteigt.


Figuren
Friedrich II. (1194-1250) war König von Sizilien und 30 Jahre lang Kaiser des Heiligen Römischen Reiches. Über ihn sind schon mehrere spannende und informative Bücher - auch Romane - erschienen. Timo Bader hat einige davon in seiner Literaturliste erwähnt und sich bestimmt sehr eingehend mit Friedrich beschäftigt. Leider ist es ihm aber nicht gelungen, ihn wirklich glaubwürdig und nachvollziehbar darzustellen. Die Kapitel, die sich mit ihm befassen, sind Episoden, die ohne erkennbaren Zusammenhang aus seinem Leben herausgegriffen wurden und dem Kaiser nicht gerecht werden. 

Kaspar ist eine fiktive Figur, die dem Autor Raum für Phantasie lässt, aber auch dann sollte der Leser erwarten können, dass seine Entwicklung und sein Verhalten nachvollziehbar sind. Am Anfang des Buches ist Kaspar acht Jahre alt und spricht und verhält sich auch in etwa so, aber schon wenige Seiten weiter – im Gespräch mit seiner Mutter auf der Flucht, im Umgang mit dem Kaufmann Jakobus, bei der Begegnung mit den Räubern – wirkt er wesentlich älter und benimmt sich überhaupt nicht „altersgemäß“. Abgesehen davon gibt es noch weitere Ungereimtheiten, die dem Leser manchmal das Gefühl geben, nicht ganz ernst genommen zu werden. So z.B., wenn Kaspar „innerhalb von ein paar Wochen“ das Lesen lernt und schon „nach einem Monat die Bibel liest“ – der Autor erwähnt allerdings nicht, dass Kaspar in der kurzen Zeit auch noch Latein gelernt haben muss, denn das Ganze spielt sich im Jahre 1212 ab. Oder, wenn der „Narr“ bei seiner ersten Begegnung mit Kaspar im Jahre 1208 als „Mann im Herbst seines Lebens“ beschrieben wird, aber am Ende des Buches - also 1250 - immer noch sehr lebendig ist, genauso wie einige andere Figuren, die ein buchstäblich „biblisches“ Alter erreichen.


Aufmachung des Buches
Das Cover des Taschenbuches zeigt – passend zum Inhalt – Kaiser Friedrich II. in einem Ausschnitt des „Staufer-Rundbildes“, das Hans Kloss 2002 zur 900-Jahr-Feier des ehemaligen Benediktinerklosters Lorch schuf. Im Hintergrund erhebt sich die Gmünder Johanniskirche. Die Handlung gliedert sich in 3 Teile mit insgesamt 63 Kapiteln – jeweils mit Ort und Datum versehen –, die einen Zeitraum von 50 Jahren umfassen. Ein Nachwort des Autors und ein Quellenverzeichnis beschließen das Buch.


Fazit
Da ich schon sehr viel über die Stauferzeit gelesen habe, war ich auf das Buch wirklich gespannt. Dieses schwäbische Adelsgeschlecht hat im 12/13ten Jahrhundert die europäische Geschichte entscheidend geprägt und kann den historisch interessierten Leser durchaus in seinen „Bann“ ziehen. Dieser Roman hat das – bei mir – jedoch leider nicht getan.


2 Sterne


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