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Fünf angekündigte Morde – und ein Gegner, der Jack Taylor das Fürchten lehrt.
‚Die alten Leute sagen: Wenn man eine Glocke läuten hört, bekommt ein Engel seine Flügel. Klar, die alten Leute glauben allen möglichen unheimlichen Scheiß, aber mir gefiel die Idee irgendwie, obwohl ich nicht das Geringste von Engeln verstand. Dämonen und Teufel sind meine Mannschaft.'

 

Jack Taylor gegen Benedictus 

Originaltitel: Sanctuary
Autor: Ken Bruen
Übersetzer: Harry Rowohlt
Verlag: Atrium
Erschienen: 2012
ISBN: 978-3-85535-050-6
Seitenzahl: 182 Seiten


Die Grundidee der Handlung
Jack Taylor, der von seinem bisherigen eher exzessiven Leben extrem gezeichnet ist, beschließt, Irland zu verlassen. Doch das Schicksal meint es nicht gut mit ihm. Seine ehemalige Partnerin Wellenwulst erkrankt an Brustkrebs und droht abzurutschen. Er beschließt seine Abreise zu verschieben und eröffnet somit einer persönlichen Rache an ihm freie Fahrt. Unter dem Pseudonym Benedictus wird Jack eine Liste mit Todeskandidaten zugespielt. Zwei Polizisten, eine Nonne, ein Richter und leider ein Kind. Sein ehemaliger Freund und nun Intimfeind Polizeipräsident Clancy tut ihn als Spinner ab, doch als nach den vier Erstgenannten – deren Tod immer als Selbstmord getarnt war, Clancys Kind entführt wird, scheint es nun doch bitterer Ernst zu sein. Nur Jack kann den Täter, der eine persönliche Rechnung mit Taylor offen hat, aufhalten. Die Jagd beginnt und Taylor hat nur zwei Chancen, Siegen oder Sterben.

Der Autor platziert diesen schnellen und Atem raubenden Krimi im ideologisch und gesellschaftlich zerrütteten Irland. Der gesellschaftliche Bodensatz, in dem der Ermittler lebt und agiert, wird dabei in all seiner Schrecklichkeit dargestellt und reißt den Leser förmlich mit.


Stil und Sprache
‚Jack Taylor gegen Benedictus’ von Ken Bruen ist mein erster englischer Krimi, genau genommen mein erster irischer Krimi. Als Kind der 80er Jahre sieht man die irischen Städte als Kampfplätze unterschiedlicher glaubensgeprägter Meinungsverschiedenheiten, Straßen-Schlachten, Hass und Gewalt. Und genau dieses Szenario findet man - wenn auch nicht mehr nur am Glauben ausgerichtet -  in den Kriminalromanen. Arbeitslosigkeit und Wirtschaftskrise haben dann noch ihr übriges getan. In diesem sozialen Brennpunkt sitzt Jack Taylor, der selbst Opfer dieser Spirale geworden ist und dessen bester Freund ein Pint J und die Designerdroge Xanax ist.

Man wird bei einem solchen Lebenswandel nicht gerade zimperlich und auch Ken Bruens Schreibstil ist diesem Umstand angepasst. Er schreibt unsauber, lässt Buchstaben, Satzzeichen, ja ganze Wörter weg und unterstreicht damit den Stil der Gesellschaft, in der der Roman spielt. Unnötiges verplempert nur Zeit und man kann sich nie sicher sein, wie viel davon einem noch bleibt. Allgemein nimmt der Autor kein Blatt vor den Mund. Schimpfwörter am Fließband und Gewalt-Szenen bis ins Detail, meist blutig dargestellt, säumen die Seiten und tragen zu der eh schon düsteren, an eine Dystopie erinnernde Szenerie bei. Aber genau das macht diesen Anti-Krimi so lesenswert, keine geschönten Darstellungen sondern nacktes, pures Leben am sozialen Ende der Kette. Ein bisschen erinnert mich der Stil an Marek Krajewskis Krimi-Reihe mit Eberhard Mock, der ähnlich wie Jack Taylor mehr Täler als Höhen durchwandert und ebenso kein Blatt vor den Mund nimmt. Ein erfrischender, knackiger Stil, der schnell auf den Punkt kommt und bis zum Ende keine Zeit mit Nebensächlichkeiten vertrödelt.


Figuren
Wie sehen eigentlich die Ermittler aus, die uns in den diversen Kriminalromanen erwarten? Im Normalfall sind es gutmütige, durchsetzungsstarke, sympathische Menschen, die in geordneter Herangehensweise ihre Fälle lösen. Jack Taylor ist nun aber das krasse Gegenteil. Ein Mann, den das Leben extrem gezeichnet hat. Dem Alkohol verfallen, drogensüchtig, durch diverse Verletzungen bewegungsgehemmt und hoffnungslos abgestumpft. Aber ohne lang herum zu reden: erfrischend anders. Die Person Jack passt in die Krimis von Ken Bruen wie die Faust aufs Auge. In dem Milleu, in dem Jack ermittelt, würde es kein Weichei aushalten. Er hält sich am Bodensatz der Gesellschaft auf und dieser geht nicht gerade zimperlich mit Leuten wie Jack um. Trotzdem hat auch er eine weiche Ader. Als seine Kollegin Wellenwulst durch den Krebs am Boden liegt, steht er ihr bei. Am Ende sind es auch seine Freunde, Wellenwulst und der Zen-Drogendealer Stewart, die ihn retten.

Benedictus, Jacks Gegner, bleibt lange unbekannt. Und die Suche nach dem Unbekannten wird für die Suchenden zum gefährlichen Unterfangen, denn Benedictus kennt keine Skrupel. Als klar wird, um wen es sich handelt, geraten Jack und sein Helfer Stewart in Lebensgefahr. Denn Benedictus scheut nicht davor zurück, seinen eigenen Bruder zu töten, nur um seine Spur zu verwischen. Ein Täter, den der Hass aufs eigene Leben und die Personen, die an diesem Leben Schuld sind, ungeahnte Kräfte verleiht, die Benedictus in ungezügelter Gewalt umleitet.
In dem Krimi treffen zwei Personen aufeinander, die eigentlich gar nicht so unterschiedlich sind.


Aufmachung des Buches
Der Broschur aus dem Atrium Verlag macht eine wirklich gute Figur. Auf dem Cover ist ein in dunklen Farben gehaltenes Bild zu sehen, welches einen Filz, mit Titel und Autor beschriftet, mit einem Messer an eine Holztür gepinnt zeigt. Auf den Umschlag Innenseiten ist jeweils eine skizzierte Karte von Galway zu finden. Die anderen sechs bereits erschienenen Fälle mit Jack Taylor sind alle im selben Stil gehalten.


Fazit
Dreckig, brutal, spannend! Ein irischer Krimi am sozialen Abgrund. Kurz, dafür aber umso knackiger. Einfach Spitze!


4 5 Sterne


Hinweise
Dieses Buch kaufen bei: amazon.de

Backlist:
Fall 2: Jack Taylor liegt falsch
Fall 3: Jack Taylor fährt zur Hölle
Fall 4: Ein Drama für Jack Taylor
Fall 5: Jack Taylor und der verlorene Sohn
Fall 6: Jack Taylor auf dem Kreuzweg

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