Drucken
Kategorie: Fantasy, Mystery, Vampire

Wasserstände sinken, Quellen versiegen - etwas geht vor...

Noch ist die Bedrohung des Kontinents kaum spürbar, die Völker leben in Frieden, die großen Schlachten sind Vergangenheit. Aber unter der Oberfläche mehren sich dunkle Vorzeichen. Eine Bedrohung, die nicht allen verborgen bleibt: Die Undae, eine Gemeinschaft von hohen Frauen, die dem Wasser verbunden sind und darin lesen können, treten aus ihrer Abgeschiedenheit zurück in die Welt, um die Menschen zu warnen. Drei von ihnen machen sich auf den Weg zu den Zwölf Quellen, um das Gleichgewicht wiederherzustellen. Aber sie gehen nicht allein. Ein Soldat, der sich gegen seine Bestimmung wehrt, ein junger Hirte auf der Suche nach Rache und sein Falke begleiten eine von ihnen. In dieser Schicksalsgemeinschaft muss jeder Einzelne zunächst sich selbst überwinden, bevor sie gemeinsam ihre Welt vor dem Untergang retten können. Eine Zeit des Wandels hat begonnen und der Ausgang der Reise ist ungewiss. Nur eines ist sicher: Die, welche zurückkommen werden, sind für immer verändert.

 

Zwoelf Wasser 

Autor: E.L. Greiff
Verlag: dtv
Erschienen: August 2012 
ISBN: 978-3-423-24914-0
Seitenzahl: 606 Seiten

Hier geht's zur Leseprobe


Die Grundidee der Handlung
Der junge Hirte Babu ist ein Vollwaise aus dem Volk der Merzer. Durch seinen Ehrgeiz und seine Zielstrebigkeit bringt er es schon sehr früh in seinem jungen Leben zu Wohlstand, Respekt und Ansehen. Seine Herde ist groß und zählt viele Kafur, das einzige, was im Volke der Merzer zählt. Doch dann geschieht etwas, was sein bisher äußerst geordnetes Leben völlig durcheinander wirbelt. Eine Gruppe von Falknern, die von den Bürgern von Bator Ban angeheuert wurden, um einer Plage durch Wühlhasen Herr zu werden, macht ihm das Ei eines Falken zum Geschenk. Schon bald schlüpft ein kleiner Falke aus dem Ei, der ihm ein gewaltige Verantwortung aufbürdet. Wenig später erfährt er von einem Verrat, der ihn schließlich völlig aus der Bahn wirft und letztlich dazu zwingt, seine Heimat überstürzt zu verlassen.

Felt ist ein Soldat vom Volk der Welsier, welches in einem eisigen Exil in der Bergfeste Goradt lebt. Dort kämpft sein besiegtes, aber immer noch stolzes Volk täglich ums Überleben. Auch Felt führt ein Dasein voller Entbehrung, bis eines Tages die Undae die Verantwortlichen von Goradt zu sich rufen, um ihnen von einer drohenden Gefahr zu berichten. Felt und einige andere erfahrene Offiziere werden bald darauf ausgesandt, um drei der Undae auf einer Reise mit ungewissem Ausgang zu begleiten.

"Zwölf Wasser" ist eine Erzählung mit sehr gemächlichem Tempo. Das erste Drittel des Buches ist geprägt von ständigen Abschweifungen, die zwar fragmentarisch das dargestellte Universum glaubhafter erscheinen lassen, gleichwohl aber dazu angetan sind, den Lesefrust bis an die Schmerzgrenze zu steigern. Spannung kommt praktisch keine auf und auch die leichten philosophischen Anklänge besitzen nicht genügend Tiefe, um eine dauerhafte Faszination auszuüben.


Stil und Sprache

Sprachlich ist "Zwölf Wasser" eine ungemein anspruchsvolle Lektüre. Es ist unerlässlich, sich ganz auf den Text zu konzentrieren. Die Ausdrucksweise von E. L. Greiff ist sehr ausgefeilt und die Sätze sind von großer Komplexität. 

Das gesamte Geschehen ist aus dem Blickwinkel eines unabhängigen Erzählers geschildert.Die Erzählebene ist sehr distanziert, was dazu führt, dass der Leser das Geschehen ebenso distanziert erlebt. Stets hat man das Gefühl, man stehe irgendwie nicht mittendrin, sondern ein paar Meter daneben, ganz so, als würde irgendein Gelehrter über Geschichtliche Ereignisse dozieren. Die Handlung berührt nicht und Spannung kommt nur wenig auf. Im weiteren Verlauf des Buches bessert sich dies deutlich und der Leser fühlt sich nun mehr in das Geschehen mit einbezogen. Richtig packend empfand ich die Ereignisse dennoch zu keinem Zeitpunkt. Ständig verspürt ich den Wunsch, das Buch zur Seite zu legen und mich interessanteren Dingen zuzuwenden. Lediglich die geheimnisvollen Undae erwecken ein gewisses Interesse am weiteren Fortgang der Geschichte, der Rest hat mich zu jedem Zeitpunkt völlig desinteressiert zurückgelassen.

Keine Frage, Greiff kann ganz hervorragend schreiben. Seine Wortwahl ist exzellent und im Grunde ist seine Geschichte höchst eigenständig und originell. Doch wirkt er auf mich wie ein Literaturprofessor, der zwar seinen Stoff perfekt beherrscht, aber nicht imstande ist seine Zuhörer zu fesseln und sie mit seinem Vortrag in seinen Bann zu schlagen. Ein großes Manko dieses Buches ist der akute Mangel an bildhaften Beschreibungen der Umgebung oder des Geschehens. Im Nachhinein kann ich mich kaum an solche erinnern.


Figuren
Die Charaktere wirken ausnahmslos so steif, als wären sie einem Theaterstück von Shakespeare entsprungen. Es wird zwar unheimlich viel über die Gefühle und Gedanken der Hauptfiguren geschrieben, dennoch hatte ich nie das Gefühl, mich diesen Menschen anzunähern oder mit ihnen mitzufiebern - sie blieben mir gänzlich egal, wirkten auf mich völlig steif und unnahbar und wenn einer von ihnen über seine aktuelle Lage resümiert, dann wirkt das wie ein Lamento einer griechischen Sagengestalt. Greiff ist sehr bemüht, seine Zuhörer emotional mit einzubeziehen und seine Hauptfiguren möglichst plastisch zu gestalten, was ihm jedoch nur bedingt glückt. Felt und Babu sind viel zu unnahbar. Sie sind niemals gesellig und führen keine normalen Gespräche. Das fühlt sich so an, als hätten sie überhaupt kein Privatleben. Niemals ein Lachen, oder ein Moment der Fröhlichkeit und Geselligkeit. Wie soll man sich mit solchen Hauptfiguren identifizieren? Ein wenig Humor, oder ab und an eine sarkastische Bemerkung, fehlen diesem Werk vollkommen. 

Ein Antagonist formiert sich bislang nicht, auch wenn Babu eine Person hat, auf die er seinen Hass fokussiert. Dieser Mangel ist nicht wirklich störend, dennoch wüsste man irgendwann ganz gerne, was denn nun vorgeht - Was geschieht? Welches Problem existiert? Versiegen die Quellen? Soll es einen Krieg geben? Dafür, dass Zwölf Wasser als Trilogie angelegt ist, bleibt es in diesem Punkt deutlich zu vage.

Auch die Nebenfiguren führt Greiff sehr distanziert und unnahbar in die Handlung ein. Lediglich Wigo, der Höfling, stellt eine Ausnahme dar. Er ist ein recht umgänglicher Typ, der auch etwas für die Freuden des Lebens übrig hat und einige selbstironische, bissige Äusserungen auf Lager hat. Er könnte auch noch eine recht interessante Rolle spielen und seine tatsächliche Gesinnung bleibt zunächst verborgen, obwohl er zunächst den Welsiern wohlgesonnen gegenüber tritt. Es ist allerdings bislang noch nicht absehbar, ob es E.L.Greiff gelingen könnte, hier ein vergnügliches Intrigen- und Ränkespiel zu erschaffen. Bisher wurden hierzu allerhöchstens die Grundsteine gelegt.


Aufmachung des Buches
Das Buch wird als Klappenbroschur verlegt. Diese Art ist etwas hochwertiger als eine gewöhnliche Taschenbuchausgabe, preislich allerdings fast genauso teuer wie eine deutlich stabilere, gebundene Ausgabe. Der Buchrücken dieser Ausgabe hat sich als nicht so haltbar erwiesen. Er wies nach einmaligem Lesen bereits sehr ausgeprägte Knicke auf, was auf einen wenig flexiblen Karton hinweist.

Es gibt eine zweiseitige Karte und ein Personenregister, sowie ein kleiner Glossar, der sich dem Kaldender, der Sprache und der Währung widmet. Auf Illustrationen oder Schmuckornamente wurde verzichtet.


Fazit
Ein sprachlich sehr anspruchsvolles Buch, dass die gesamte Aufmerksamkeit des Lesers in Anspruch nimmt. Der vorliegende Auftaktband ist in seinem Erzähltempo sehr träge und zäh und erfordert viel Durchhaltevermögen. Selbst Liebhaber von langatmigen Werken sind hier nicht zwangsläufig gut aufgehoben.


2 Sterne


Hinweise
Dieses Buch kaufen bei: amazon.dealt