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Im Allgäu hat es jemand auf Hunde abgesehen. Wegen eines perfiden Anschlags auf die Vierbeiner des Tierschutzhofes wird Kommissar Weinzirl zum Gut Sternthaler im Pfaffenwinkel beordert. Handelt es sich um die Tat hundehassender Nachbarn? Wenig später wird auf einer Vernissage in der Bayrischen Vertretung in Berlin die Inhaberin des Hofes, eine bekannte Künstlerin, erschlagen aufgefunden. Gemeinsam mit seinem Berliner Kollegen Reber ermittelt Weinzirl in alle Richtungen und entdeckt bald, dass es beim Tierschutz zugeht wie in einem Haifischbecken.

 

Hundsleben 

Autor: Nicola Förg
Verlag: Goldmann
Erschienen: 2012
ISBN: 978-3-442-47591-9
Seitenzahl: 286 Seiten

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Die Grundidee der Handlung
Weihnachtszeit, stille Zeit, doch für die bereits spärlich besetzte Polizei von Weilheim gilt dies nicht. Auf einem Gnadenhof für Hunde wurde eingebrochen und Weinzirls Team wird von der Polizei um Hilfe gebeten. Als die Truppe am Hof eintrifft, erwartet sie ein wahres Massaker. Die meisten der Hunde wurden an eigens dafür errichteten Galgen aufgehängt. Zeugen scheint es keine zu geben, nur massenweise Fassungslosigkeit. Der Fall gewinnt an Brisanz, als die Besitzerin von Gut Sternthaler, Leonora Pia Pfaffenbichler, in der bayrischen Vertretung in Berlin bei der Eröffnung ihrer Vernissage erschlagen wird. Nun ist es ein offizieller Fall, der Weinzirl noch dazu ein Wiedersehen mit Volker Reiber, einem ehemaligen Kollegen beschert. Gemeinsam versuchen sie Motiv und Täter zu finden, scheitern aber daran, dass die Verdächtigen Alibis vorweisen können. Erst ein Tipp aus Reibers Vergangenheit in München führt das Team auf die richtige Spur und ein Besuch in Rumänien wird zur gefährlichen Härteprüfung für Weinzirl und Reiber.

Nicola Förg verbindet die ruhige beschauliche Festtagszeit mit einem durchaus spannenden, aber in erster Linie emotional mitreißenden Krimi, bei dem es nicht nur um die reine Tataufklärung geht. Auch die rumänische Komponente ist dabei ein überzeugender Bestandteil der Story.


Stil und Sprache
Auf den ersten Blick könnte man denken, es handele sich um einen weiteren in die Kategorie "Lokalkolorit" passenden Krimi. Doch weit gefehlt, die Autorin hat sich zwar ans Thema des Lokalkrimis angelehnt, nutzt also die typischen Aufhänger wie Regionalsprache und Brauchtum, geht aber viel tiefer als in dieser Sparte üblich. Die private Geschichte der Protagonisten wie Gerhard Weinzirl, Johanna Kennerknecht oder auch Volker Reiber, der im 7. Fall eine weitere Gastrolle ausfüllt, macht einen Großteil der mitreißenden gefühlvollen Atmosphäre aus.

Die Kriminalfall selbst, der in der eigentlich beschaulichen Weihnachtszeit angesiedelt ist, lässt anfangs viel Platz für diverse Spekulationen. Es gibt einige vage Hinweise, wenige wirklich Verdächtige und eigentlich kein wirkliches Motiv. Selbst die Familie der Toten, die mit ihr im Erbclinch steckte, ist nicht wirklich greifbar. Erst als die für Ermittlungen unmotivierte Festtagsstille beendet ist, bringen neue, diesmal länderübergreifende Hinweise frischen Schwung ins Team. Und ab hier geht die Post ab. Spannung und viel ausländisches – rumänisches – Flair ziehen den Leser in einem wahren Strudel mit in die Tiefe.

Gewürzt wird die Geschichte mit sehr feinen, liebevollen, aber auch detailreichen Beschreibungen von Szenen und Orten. Vor allem das ferne Rumänien ist sehr gut integriert und rückt trotz der Entfernung nahe an den Leser heran. Die sonst oft benannte schlechte Zusammenarbeit zwischen den Ländern spielt in Nicola Förgs Roman keine Rolle. Im Gegenteil, gerade die kooperative, fast schon freundschaftliche Hilfe zwischen dem rumänischen Ermittler Răzvan und den beiden deutschen Kollegen Weinzirl und Reiber liest sich sehr entspannt und hat einen großen Anteil an der positiven Wirkung des Buches.


Figuren
Gerhard Weinzirl ist nun zwar schon eine ganze Weile in seinem neuen Revier, fühlt sich aber irgendwie noch nicht richtig angekommen. Ihm fehlt etwas entscheidendes, eine Beziehung, die ihn in schwierigen Momenten auffangen kann. Seine ewige Liebe Johanna Kennerknecht scheint nun endgültig nicht mehr dafür in Frage zu kommen, da sie eher mit seinem alten Kollegen Volker Reiber zusammen passt. Dies beschäftigt Gerhard und erst die gemeinsame Reise mit Reiber nach Rumänien, bei der sich die beiden anfreunden, bringt Gerhard auf privater Ebene einen neuen Schub. Volker und Gerhard ergänzen sich bei den Ermittlungen optimal. Gerhard, der Bauchtyp und Volker, der Denker schaffen es gemeinsam, Täter und Motiv und eben ihre Freundschaft zu finden.

Neben skurrilen, introvertierten Künstlerinnen wie der ermordeten Leonora Pia Pfaffenbichler gibt es alles an Charakteren, was das Herz begehrt. Eine durchs Leben verbitterte Familie mit dem Hang zu Überschlagshandlungen und einem Geheimnis. Die üblichen Bösewichte aus dem organisierten Verbrechen und natürlich liebevolle Helfer, die entweder wichtige Details wissen oder einfach nur da sind, wenn sie gebraucht werden. Dies alles sind Figuren, die als wichtiger Bestandteil des Krimis und der Geschichte drum herum für diese besondere Atmosphäre verantwortlich sind.


Aufmachung des Buches
Ein klassisches Taschenbuch in ansprechender Qualität. Das Cover zeigt einen in einer Milchkanne liegenden Hund vor alpenländischem Hintergrund. Ein sehr schönes und passend zum Inhalt gewähltes Motiv. Da der Fall in einer ländlichen, zersiedelten Gegend spielt, wäre eine integrierte Skizze in Form einer Landkarte nicht schlecht.


Fazit
Kein spannungsgeladener Krimi, aber wer Nicola Förg kennt, weiß, dass es hier nicht um Effekte, sondern um Atmosphäre geht und die ist atemberaubend.


4 Sterne


Hinweise
Dieses Buch kaufen bei: amazon.de

Backlist:
Fall 2: Funkensonntag
Fall 3: Kuhhandel
Fall 4: Gottesfurcht
Fall 5: Eisenherz
Fall 6: Nachtpfade

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