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Während des G20-Gipfels werden zwei Menschen auf grausame Weise getötet. Sterbend flüstert eines der Opfer rätselhafte Worte - sind sie der Schlüssel zu einem alle Dimensinen sprengenden Verbrechen?

 

Gier HB 

Originaltitel: Viskleken
Autor: Arne Dahl
Übersetzer: Antje Rieck-Blankenburg
Sprecher: Wolfram Koch mit Dorothea Reinicke
Verlag: Osterwoldaudio
Erschienen: 02/2012
ISBN: 978-3-86952-121-3
Spieldauer: 465 Minuten, 6 CDs; gekürzte Fassung


Die Grundidee der Handlung
Arto Söderstedt ist im Rahmen einer gesamteuropäischen Polizeieinheit Beobachter des G20-Gipfels in London. Auf ihm soll versucht werden "ein System zu bandagieren, das sich erneut in den Fuß geschossen hat". Dort wird der Polizist Zeuge eines Unfalls, bei dem ein Asiate, der zielstrebig auf Arto zugelaufen war, von einem Auto angefahren wird. Mit letzter Kraft gelingt es dem Opfer, Arto eine Aneinanderreihung merkwürdig anmutender Silben ins Ohr zu flüstern. Zeitgleich wird in Stockholm eine illegal in Schweden lebende Frau festgenommen, die im Haus eines reichen Möbelproduzenten gearbeitet hat, unter dem Verdacht festgenommen, nach Kinderpornografie gesucht zu haben. Der erste Fall für die OPCOP-Gruppe, die Möglichkeiten und Grenzen einer gesamteuropäischen Polizeiarbeit testen sol und die zumindest offiziell noch gar nicht existiert. Erste Ermittlungen führen in Richtung der sizilianischen Mafia. Als sich dann auch noch ein Zusammenhang zwischen der "Illegalen" und dem in London tödlich verletzten Asiaten ergibt und wenig später eine Ornitologin bei der Beobachtung eines Schellentenpaares eine grausam zugerichtete Leiche findet, die wie in einem Kunstwerk drapiert ist, stehen die 27 Mitglieder der neuen Polizeieinheit vor einem Rätsel. Selbst ihr erfahrener Chef, Paul Hjelm, hat keine Erklärung. Wie hängen ein schwedischer Möbelfabrikant, Kinderpornografie, die intalienische Mafia und eine Frauenleiche zusammen. Gibt es eine Verbindung zwischen den Fällen? Als man sie findet, kommt man auf die Spur eines Verbrechens, das derart unvorstellbar ist, das es selbst erfahrenen Polizisten die Sprache verschlägt und sie in eine tödliche Gefahr bringt ...

Die Grundidee der Handlung ist kreativ. Dahls Schachzug, wohlbekannte Charaktere (aus seiner erfolgreichen Reihe um die A-Gruppe sind immerhin neben Paul Hjelm auch Arto Söderstedt, Kerstin Holm, Jorge Chavez und Sara Svenhagen übrig geblieben) mit neuen Charakteren zu mischen, geht auf. Auch dass Dahl gerne seine Krimis um aktuell politisch brisante Themen aufbaut und sie eine klare Botschaft enthalten, ist ein Erfolgsrezept. Etwas leidet die Grundidee meiner Einschätzung darunter, dass der Autor den europäischen Charakter des Krimis in zu viele Dimensionen verteilt. Eine sehr große Anzahl handelnder Personen, unglaublich viele verschiedene Schauplätze und eine extrem kurze Zeitspanne zwischen den Ereignissen machen es manchmal schwer, den Überblick zu behalten. Außerdem nehmen sie meiner Einschätzung nach viel von Dahls Stärke. Die Serie um die A-Gruppe war geprägt von menschlichen Beziehungen, von persönlichen Stärken und Schwächen und von klaren Bildern der Schauplätze. All das kommt hier deutlich kürzer. Der erste Teil der neuen Serie wirft irgendwie lediglich Schlaglichter auf halb Europa, ohne irgendwo zu Hause zu sein. Schade, aber vielleicht findet die Serie ja in weiteren Teilen noch eine Heimat. Es wäre wünschenswert!


Darstellung des Hörbuchs
Das Hörbuch wird gelesen von Wolfram Koch und Dorothea Reinicke. Herr Koch liest das gesamte Buch außer der E-Mail-Korrespondenz zweier Frauen, die von Frau Reinicke gesprochen wird. Beide Stimmen sind ruhig und angenehm und auch in ihrer Tonhöhe wohltuend gut aufeinander abgestimmt. Beide Sprecher lesen mit guter Betonung und sehr abgeklärt. Doch gerade diese Abgeklärtheit passt wunderbar zu der manchmal unvorstellbaren Handlung. Manchmal habe ich beim Hören regelrecht auf einen emotionalen Ausbruch gewartet, doch er blieb aus. Es kam mir vor, als müsse man eigentlich eine "Protestbewegung" gegen das Geschehen ins Leben rufen und bleibt doch gleichgültig angesichts der Machtlosigkeit. Das ist beängstigend gut. Etwas schade ist, das beide Sprecher auf stimmliche Varianz verzichten. So klingen dann alle Altersgruppen und alle Nationalitäten ziemlich ähnlich. Angesichts der großen Zahl von Personen und Orten hätte etwas mehr Differenzierung hier den Überblick über die Handlung wohl erleichtert. Trotzdem eine gelungene Lesung, bei der Tempo und Betonung stets stimmen.


Aufmachung des Hörbuchs
Das Hörbuch wird in einer gewöhnlichen Multi CD-Box geliefert. Schwarz und Gold sind die bestimmenden Farben. Zentrales Element ist das Wort "Gier", das fast überdimensional groß geschrieben ist und in Gold leuchtet. Klappt man die Hülle auf, findet man ein Booklet. Darin findet sich zunächst eine kurze Auflistung der wichtigsten an der Ermittlung beteiligten Personen, ihrer besonderen Kompetenzen und ihrem
Einsatzort. Auf der rechten Innenseite findet sich eine etwas verlängere Version des Rückentextes und auf der Rückseite des Booklets sind Kurzbiografien des Autoren und der beiden Sprecher abgedruckt. Die CDs übernehmen die Covergestaltung mit dem Unterschied, dass hier "Gier" nicht ganz so groß geschrieben ist, damit noch Platz für den Namen der Übersetzerin und Angaben zum Copyright bleibt.


Fazit
Ein guter Auftakt in die neue Reihe, mit einigen großen Stärken aber auch ungewohnten Schwächen. Es macht Spaß und ist solide und gut geschrieben, aber (noch) nicht so fesselnd wie die Vorgänger- Serie.


3 5 Sterne


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