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Sie ist 21, Literaturstudentin und in der Liebe nicht allzu erfahren. Doch dann lernt Ana Steele den reichen und ebenso selbstbewussten wie attraktiven Unternehmer Christian Grey kennen – und möchte ihn eigentlich schnellstmöglich wieder vergessen, denn die Begegnung mit ihm hat sie zutiefst verwirrt. So sehr sie sich aber darum bemüht: Sie kommt von ihm nicht los. Denn Christian hat etwas in ihr berührt, das sich seitdem nicht mehr verdrängen lässt. Und als Christian einige Zeit später wieder vor ihr steht, kann sie nicht anders, als ihren Gefühlen nachzugeben. Von da an ist nichts mehr wie zuvor. Denn Christina führt Ana ein in eine dunkle, gefährliche Welt der Liebe – in eine Welt, vor der sie zurückschreckt und die sie doch mit unwiderstehlicher Kraft anzieht …

 

Shades of Grey 

Originaltitel: Fifty Shades of Grey
Autor: E. L. James
Übersetzer: Andrea Brandl, Sonja Hauser
Verlag: Goldmann
Erschienen: 08/2012
ISBN: 978-3-442-47895-8
Seitenzahl: 602 Seiten

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Die Grundidee der Handlung
Ana übernimmt für ihre kranke Freundin Kate einen wichtigen Termin in Seattle, und findet sich nur Stunden später dem ebenso geheimnisvollen wie faszinierenden Christian Grey gegenüber. Das Interview mit ihm wird für Ana zu einer einzigen Katastrophe – hat sie doch keine Ahnung, wen sie da eigentlich vor sich hat, und Kates Fragebogen macht die Sache auch nicht besser. Doch irgendwie übersteht sie die fast schon peinliche Situation und ist heilfroh, als sie endlich wieder daheim in Vancouver in ihrer eigenen Welt ankommt. Ihre Prüfungen stehen an, sie hat jede Menge zu lernen und ihr Job im Baumarkt ist auch nicht ohne, gibt der aufdringliche Juniorchef doch keine Ruhe und drängt sie fast täglich dazu doch endlich mit ihm auszugehen. Sinnlose Versuche, die Ana mit einem beinahe schon hilflosen Lächeln abwehrt – ihren Ruf als hoffnungslosen Fall hat sie eh schon weg. Wenn da nur nicht diese grauen Augen eines gewissen Christian Grey wären – Augen, die Ana einfach nicht aus dem Kopf gehen, auch wenn sie genau weiß, dass der Mann nicht ihre Liga ist.

E. L. James hat in einer einfachen, wenn auch direkten Sprache einen ungemein wirkungsvollen Roman verfasst, der seine Leserschaft in eine Welt voller Erotik entführt und dabei gekonnt mit den Gegensätzen seiner Charaktere als auch zweier Welten spielt.


Stil und Sprache
Mit Shades of Grey – Geheimes Verlangen wird das Thema BDSM (Bondage & Disziplin, Dominanz & Unterwerfung, Sadismus & Masochismus) auf unglaublich stimmungsvolle und äußerst feinfühlige Art dem Leser nahe gebracht. Durch die Ich-Perspektive von Protagonistin Ana taucht der Leser in eine Welt ein, die von tiefen Ängsten, Lust, Leidenschaft, Unsicherheit, Macht und Naivität geprägt ist, und erlebt diese unwillkürlich hautnah mit. Einerseits betritt die Hauptfigur eine ihr völlig unbekannte Welt – die der Leidenschaft –, andererseits ist sie aber auch in der Lage, und sei es nur per E-Mail, ihre Wünsche, Ansichten und Meinungen zu formulieren.

Der Schreib- und Sprachstil ist einfach, sehr direkt, teilweise ironisch ohne dabei obszön zu werden - zumindes empfinde ich das so - und präsentiert den Roman in einem leichten, ja fast schon beschwingten Tonfall. Sicher, es gibt in einigen Szenen und Passagen Wort- und Satzwiederholungen, doch diese sind einfach die Art, wie sich der entsprechende Charakter mit seiner Mimik und Gestik ausdrückt. Mir hat das die Handlung und das Zusammenspiel der beiden Hauptfiguren noch näher gebracht und die zwei Welten - die Alltägliche von Ana und die Welt, die sie kennenlernt, als sie sich näher auf Christian einlässt - umso deutlicher gezeigt. Das Besondere an dem Roman: Ana wird hier nicht zu einem sexwilligen Objekt der Begierde degradiert, sondern sie bleibt sie selbst, bleibt Mensch bzw. Frau und ist keine Marionette, die dem Dom ohne eigenen Willen zu Diensten ist.


Figuren
Es ist kein Geheimnis, dass die beiden Hauptfiguren ursprünglich Bella und Edward aus der Twilight-Serie sind – nur etwas anders präsentiert - und dies ganz bewusst. Dem Charme und der Anziehungskraft von Ana und Christian tut dies keinen Abbruch, im Gegenteil, selbst mit den geänderten Namen bleibt die Faszination, die diese beiden Charaktere in sich haben, erhalten und zieht sich durch den ganzen Roman. Aber davon mal abgesehen: die Figuren überzeugen alle, sind tiefgründig und kommen sehr realistisch daher. Geschickt spielt die Autorin mit den Gegensätzen ihrer Darsteller, erzeugt durch deren vollkommen unterschiedliche Sichtweisen eine wunderbar dichte und knisternde Atmosphäre in der Handlung und lässt wesentliche Charakterzüge von Bella und Edward durchblicken. Da ist zum einen Christians Art sich durch die Haare zu fahren, wenn er von Ana mit etwas (für ihn meist nicht so angenehmem) konfrontiert wird, oder Anas Angewohnheit sich auf der Lippe herum zu knabbern, wenn sie etwas beschäftigt. Diese Züge kommen in verschiedenen Szenen - mal im Dialog, mal in der Handlung selbst - zum Ausdruck, werden deshalb aber nie langweilig oder nervig für den Leser, weil sie einfach zur Figur dazugehören. Selbst den Nebenfiguren gibt die Autorin solche typischen Charaktereigenschaften, die das Spiel der beiden Hauptfiguren noch unterstreichen und hervorheben. Ich denke da nur an die herrlich überschwängliche Art von Christians kleiner Schwester Mia.

Ana ist absolut davon überzeugt, unscheinbar und wenig beachtenswert zu sein, vor allem in den Augen eines Mannes wie dem göttlich attraktiven und unglaublich dominanten Christian Grey. Im direkten Vergleich mit ihrer Freundin Kate (die selbst verschnupft noch wie eine Göttin aussieht) mag das vielleicht auch der Fall sein, doch Ana weist trotz aller Naivität und Unerfahrenheit in Punkto Sex eine innere Stärke auf, die mich schwer beeindruckt hat. Sie schafft es auf einzigartige Weise Christian die Stirn zu bieten, ohne sich dabei selbst als Person aufzugeben. Sie ist bereit sich in neues Terrain zu wagen, auszuprobieren, ihre Grenzen – sowohl ihre moralischen als auch ihre körperlichen – auszuloten und zeigt es mehr als deutlich, wenn sie nicht mehr bereit ist darüber hinaus zu gehen. Sie liebt ihre kleine WG mit Kate, genießt die platonische Freundschaft zu José, hat ein tolles Verhältnis zu ihrem ehemaligen Stiefvater Ray und sieht ihre Zukunft sehr klar vor sich – zumindest in beruflicher Hinsicht, auch wenn sie noch keine konkreten Pläne hat wie es direkt nach dem Studium weitergehen soll.

Christian ist praktisch das genaue Gegenteil zu Ana. Reich, unverschämt attraktiv, ausgestattet mit einem Lächeln und einem Charme für die er eigentlich einen Waffenschein bräuchte, und er strahlt etwas Dunkles aus. Doch er hat nicht nur oberflächlich einiges zu bieten, auch innerlich ist er ein absolutes Meisterwerk: Seine Vergangenheit, seine inneren Dämonen mit denen er tagtäglich zu kämpfen hat und sein geringes Selbstwertgefühl – all das macht diesen Charakter zu einem für mich ganz besonderen Erlebnis. Seine Reaktion auf Ana, darauf wie sie ihn immer wieder zu überraschen vermag, und seine Art damit umzugehen, das war faszinierend mitzuerleben.


Aufmachung des Buches
Die Klappenbroschur ist sehr ungewöhnlich gestaltet - und fällt einem sofort auf. Eine pinkfarbene Calla - sehr ästhetisch fotografiert - und ein grau-weißer Aufkleber, der die Originalausgabe zeigt, bilden das Covermotiv. Dieses Zusammenspiel führt zu einem interessanten Kontrast und gefällt mir sehr gut. Im unteren Teil des Covers ist ein rundes Loch, wodurch der auf der Innenseite der Klappe eingedruckte Titel zu sehen ist. Originell - aber nicht neu. Zusätzlich weist das Buchcover noch einen samtenen Effekt auf.
Auf dem linken Klappeninnenteil sieht man ein Farbbild der Autorin sowie einige Informationen zu ihr. Der rechte Klappeninnenteil zeigt Cover der beiden Folgebände. Der Buchrücken ist vollständig in Weiß gehalten und wirkt recht streng, was aber ein wenig durch das kleine samtige Bild des Covermotives gemildert wird. Auf der Rückseite des Buches steht vor einem dunklen Hintergrund eine weiße Inhaltsangabe sowie eine Kritik der New York Times.


Fazit
Es passiert sehr, sehr selten, dass ein Buch mich wirklich zu überraschen vermag, doch mit Shades of Grey ist das wunderbar gelungen. Der Roman ist herrlich stimmungsvoll und polarisiert zweifelsohne – entweder man liebt ihn oder das Gegenteil ist der Fall. Ein Mittelding gibt es hier nicht. Seiner dichten Atmosphäre kann man sich als Leser nur schwer entziehen, doch wer will das schon? Noch nie habe ich eine Geschichte aus diesem Genre vor Augen gehabt, die die heikle Gradwanderung - nicht in geschmacklose Klischees abzurutschen und dem Leser stattdessen reizvolle ansprechende Erotik präsentiert - so brillant umgesetzt gesehen wie E. L. James es mit diesem Titel getan hat, denn Geschmackloses sucht man hier vergeblich. Das Buch ist einfach fantastischer Lesestoff – nicht nur für Frauen. Auf die Fortsetzung Shades of Grey – Gefährliche Liebe bin ich schon mehr als gespannt.


4 5 Sterne


Hinweise
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Zwischenzeitlich ist es allgemein bekannt, dass die ursprüngliche Version der Fifty Shades-Trilogie von E. L. James mit dem Titel „Master of the Universe“ online unter dem Pseudonym Snowqueen´s Icedragon schon einmal veröffentlicht, und nach einiger Zeit von der Autorin wieder aus dem Netzt genommen wurde.

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