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Die Bienenkönigin von Kreuzberg

Honigbienen in der Großstadt - geht das? Sehr gut sogar!
Erika Mayrs Stadtbienen haben ihr Zuhause auf dem Dach eines Hochhauses, mit Blick auf Wohn- und Industriegebäude und den Fernsehturm. Erst als sie mit dem Imkern anfing, erkannte sie, dass die Natur mitten in der Stadt ist und man gar nicht erst ins Grüne fahren muss, um die Landlust für sich zu entdecken. Mittlerweile besitzt Erika Mayr acht Bienenvölker, von denen sie Honig in vier Geschmacksrichtungen erntet. Mit viel Witz und Sachkenntnis erzählt die studierte Gärtnerin, wie man auch in der Großstadt bewusst leben kann.

 

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Autor: Erika Mayr
Verlag: Knaur Taschenbuch Verlag
Erschienen: 2. April 2012
ISBN: 978-3426785140
Seitenzahl: 248 Seiten

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Inhalt, Stil und Sprache

Die Biene Mayr nennen sie manche - ob der Autorin dieser Spitzname allerdings gefällt oder nicht, das verrät sie den Lesern nicht, dafür aber viel über sich und ihre Lebensphilosophie, die Bienen und ihre sonstigen Interessen.
Auf dem Land groß geworden, zieht es Erika Mayr zunächst in die weite Welt – sie möchte sich noch nicht festlegen auf einen Lebensentwurf und so geht sie nach Indien und Kanada. Weil ihre Schwester zeitweise in Berlin wohnt, verschlägt es sie schließlich dorthin – die multikulturelle, vielfältige Stadt gefällt ihr; sie entspricht ihrem Lebensgefühel und sie beschließt erst mal zu bleiben. Aber obwohl sie Freunde, den Lebenspartner und zwei sie ausfüllende Berufe findet, fehlt ihr etwas, das sie erdet. Es sind dann die Bienen, die sie in dieser Stadt Wurzeln schlagen lassen.

Die Autorin schildert ihren Lebensweg auf eine so entspannte Art und Weise, dass man ihr abnimmt, dass sie durch die Bienen und die Arbeit mit ihnen zu sich selbst gefunden hat, denn eigentlich erscheint sie mir als neugieriger, temperamentvoller Tausendsassa, der sich nicht gerne festlegen lässt bzw. dies auch selbst gar nicht möchte. Sie liebt die Natur und sie liebt die Stadt, in Berlin findet sie beides - für sie überraschend - an einem Ort und noch dazu in der Großstadt; und so wird sie nicht müde für die Stadtnatur zu werben, die inzwischen zu einem Rückzugsgebiet vieler  Arten geworden ist. Das Land dagegen verarmt durch die vielen Monokulturen. Man spürt, wie weh ihr dieser Schwund der Landnatur tut und versteht, weshalb sie so leidenschaftlich für den Erhalt der Natur in der Stadt kämpft, und das nicht erst seit sie Imkerin ist. Die Bienen aber versinnbildlichen diesen Ist-Zustand: In der Stadt finden sie vom zeitigen Frühjahr bis zum Spätherbst Nahrung, auf dem Land meist nur zu ganz eng begrenzten Zeiten wie z.B. der Rapsblüte; ohne den Imker würden sie verhungern. Sie spart nicht an Kritik an der industriellen Landwirtschaft und deren Gewinnmaximierung. Auch möchte sie verhindern, dass in Europa Sitten wie in den USA einreißen, wo die Bienen nur noch auf ihre Leistung als Bestäuber reduziert und die Völker deshalb in großen Trucks durch die Staaten gekarrt werden. Mit allen Sinnen leben, mit und für die Natur, diese Lebenseinstellung möchte sie an die Leser weitergeben und dies gelingt ihr wunderbar und ganz ohne erhobenen Zeigefinger.
Nebenbei erfährt man noch sehr viel über die Bienen, ihr Sozialleben und die Imkerei. Auch wenn sie dabei manche Fachbegriffe verwendet, versteht man als Laie doch sofort, um was es geht. Fast ist man nach der Lektüre versucht sich selbst als Jungimker ausbilden zu lassen, was auch ganz praktisch wäre, denn die Imkerei leidet unter massiven Nachwuchsproblemen. Warum und wieso, auch das erklärt Mayr ganz unaufgeregt. Wer sich allerdings entscheidet Bienen zu halten, muss sich darüber im Klaren sein wieviel Verantwortung er da übernimmt.

Ihren Fokus legt sie natürlich auf die Honigbiene und so werden die Wildbienen und Hummeln nur am Rande gestreift, aber sie leiden auf dem Land genauso unter Nahrungsmangel wie Apis mellifera. Darüber hinaus geht sie auf andere Formen der Imkerei wie z.B. die Bienenkiste nicht ein (Letztere wird von manchen Imkern als Einstieg in die Stadtimkerei empfohlen). Beides finde ich ein bisschen schade, aber es würde wohl den Rahmen dieser Biographie sprengen, wenn die Autorin auch noch diese Themen ausführlicher behandeln würde.


Aufmachung des Buches
Ein "Bienenbuch", das merkt man sofort. Für den Einband des Taschenbuches wählte man die Farben Braun und Gelb. Ein paar weißgefärbte Waben und eine abstrahierte Biene vervollständigen diesen Eindruck. Die Silhouette Berlins, ebenfalls in der Farbe Weiß, deutet auf die Stadtimkerei hin. Ein Cover, das im Gedächtnis bleibt.

Einige Farbfotos in der Mitte des Buches zeigen Frau Mayr und ihre Bienen. Das Glossar am Ende des Buches erklärt leicht verständlich die Fachbegriffe. Schließlich wirbt sie noch für das Netzwerk Blühende Landschaft. 


Fazit
Ein Buch über eine lebensnahe Frau, die ihren Weg gesucht und gefunden hat. Und ein Buch mit sehr vielen Informationen über die Honigbienen. Wer also kein trockenes Sachbuch über diese faszinierenden Tiere lesen möchte, findet hier einen kompetenten Führer, der natürlich - das darf man nicht erwarten - nicht alle Fragen beantworten kann. 


4 5 Sterne


Hinweise
Dieses Buch kaufen bei: amazon.dealt

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