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Kategorie: Krimis

Ein alter Mann wird vor einer Wallfahrtskapelle mitten im berühmten Salzkammergut getötet. Das Opfer gehörte zum Adel, der in Österreich zwar längst abgeschafft ist, aber immer noch über Macht verfügt. Chefinspektor Artur Pestallozzi und Gerichtsmedizinerin Lisa Kleinschmidt begeben sich auf eine Spurensuche, die sie weit zurück in die Vergangenheit des idyllischen Ortes und der einflussreichen Familie führt. Verblüffenderweise scheint niemand Interesse an der Klärung des Falles zu haben.

 

Blutiger Klee 

Autor: Marlene Faro
Verlag: Gmeiner
Erschienen: 9. Juli 2012
ISBN: 978-3839212882
Seitenzahl: 312 Seiten


Die Grundidee der Handlung
Wie im Klappentext des Buches bereits ausführlich erwähnt, geht es um den Mord an einem alten Baron, den wohl keiner gemocht hatte. Doch was darf man von einem der x-tausenden Krimis am Markt noch Neues erwarten? Ist nicht alles schon mal dagewesen? So viele Bücher es in diesem Genre auch gibt, so verschieden sind auch die Menschen, die sie schreiben. Wie wohltuend! Und erst recht wohltuend, wenn die Geschichte in einer so schönen Gegend wie dem Salzkammergut spielt. Diese gehört zu Oberösterreich, auch wenn die ermittelnden Inspektoren aus der Stadt Salzburg zugezogen werden. Die Stadt Salzburg - nach Wien wohl die bekannteste Stadt Österreichs - bildet aber für einen Krimi nicht nur wegen der Nähe zu Bad Ischl, sondern schon aufgrund der ungleich schöneren Kulisse als jede andere Stadt in der Umgebung, den idealen Rahmen. Doch nicht nur die Umgebung des Schauplatzes hat ihren Reiz, sondern auch die Umsetzung der Geschichte ist sehr, nun ja, innovativ.


Stil und Sprache
Locker leicht erzählt Marlene Faro ihre Geschichte aus der Perspektive des Beobachters. Man ist gleich zu Beginn mit dem brutalen Mord konfrontiert, sodass auch die Spannung von Anfang an gegeben ist, die sich aber leider nicht bis zum Schluss durchzieht. Obwohl Faro sich nicht scheut grausige Details zu beschreiben, bekommt man nie das Gefühl des Ekels, denn dazu bleibt ihr leichter Sprach- und Erzählstil zu sehr an der Oberfläche.
Spannung bringt Marlene Faro - wie schon erwähnt - von Beginn an ins Spiel. Man spekuliert und überlegt, als einem plötzlich 100 Seiten vor Schluss der Täter präsentiert wird (und das Buch hat gerade mal 300 Seiten). Zwar nicht mit Namen, aber dennoch von der Handlung her so offensichtlich, dass man verleitet ist zu glauben, dass einem die Autorin auf eine falsche Fährte locken wolle. Dass dem aber (leider) nicht so ist, wird einem beim Weiterlesen schnell klar. So fragt man sich natürlich, weshalb Faro die Katze gar so bald aus dem Sack gelassen hat, hätte sie sich doch dieses eine - offenbarende und auch sehr kurze - Kapitel einfach sparen oder wesentlich später einbringen können. Dieses „Wegnehmen der Spannung“  ist gerade für einen Krimi sehr ungewöhnlich, versucht doch ein Autor in der Regel seine Leser so lange als möglich im Dunkeln tappen zu lassen. Vom Charme der Geschichte nimmt dies zwar nichts, wohl aber von der erwartenden Steigerung der Spannung, denn diese platzt wie eine Seifenblase und der für den Schluss erwartete „Aha-Effekt“ ist natürlich weg,


Figuren
Herrliche Figuren mit den unterschiedlichsten Eigenarten, Ticks und Vorlieben. Einen Perfektionisten als Kommissar, ein dandyhafter, aber sympathischer Assistent (dessen Aufgabe in wohl nichts anderem als Anwesenheitspflicht besteht), eine fürsorgliche und hübsche Nichte, eine in Erinnerungen schwellende und kluge alte Tante, eine überkandidelte reiche Lady und noch jede Menge anderer ebenso einzigartiger Darsteller geistern durch die Geschichte. Wenngleich es vielerlei unterschiedliche Charaktere gibt, so wird aber keine Figur wirklich näher ausgeleuchtet, sodass es ihnen letztendlich an Tiefgang fehlt.
Bei der einen oder anderen Person bekommt man sogar Einblick in deren ganz eigene Sichtweise auf das Geschehen, wird doch aus deren Perspektive erzählt. Dies wird jedoch nur über wenige Seiten gewährt und reißen dann ab, und obwohl der Leser darauf wartet, dass dieser Faden wieder aufgegriffen wird, ist dieses Warten vergebens, denn diese erwartungsvoll alternativen Einblicke und die Gedankenwelt dieser Figuren, verlaufen leider im Sand. So kommt man nicht umhin sich zu fragen, was die Autorin damit eigentlich bezwecken wollte, hätte man diese vereinzelten Handlungen noch weiter ausbauen und zur Hebung der Spannung nutzen können.
Die Figuren sind eben vielfältig, aber man lernt sie eben nur flüchtig kennen, wie bei Leuten, mit denen man im Zug zusammentrifft und gemeinsam an das Ziel fährt, sich gut unterhält und amüsiert, sich dann aber die Wege auf Nimmerwiedersehen trennen.


Aufmachung des Buches
Wie bei Gmeiner schon obligatorisch, ist auch dieses broschierte Buch passend zum Inhalt gestaltet. Kaum ein Verlag legt (bedauerlicherweise) so viel Wert darauf, dass das Layout des Covers auch zum Inhalt passt wie der Gmeiner-Verlag.
Eine richtige Kapiteleinteilung gibt es in dem knapp 300 Seiten umfassenden Buch nicht, einzelne Abschnitte sind nur mit einem kleinen Sternchen gekennzeichnet. Mit einer kurzen Danksagung der Autorin endet das Buch.


Fazit
Ein erfrischend erzählter Krimi mit sympathischen Figuren in schöner Umgebung und leicht lockerer Atmosphäre. Für einen Krimi nur leidlich spannend, aber als unterhaltsames Buch bietet es sich ideal als Urlaubslektüre an, wenn man nicht gerade nervenzerrende Spannung erwartet. Erzählpotential der Autorin ist mit Sicherheit gegeben, aber der Leser merkt, dass sie im Krimi-Genre noch keine Erfahrung hat.


3 5 Sterne


Hinweise
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