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Anna Strong ist Kopfgeldjägerin. Doch als sie stirbt, muss sie beginnen, eine andere Beute zu jagen …

Als Anna Strong nach einem brutalen Überfall im Krankenhaus erwacht, glaubt sie an ein Wunder – denn obwohl sie sich erinnert, schwer verletzt worden zu sein, findet sich keine Wunde an ihrem Körper. Doch irgendetwas hat sich verändert. Sehr verändert. Als der geheimnisvolle Avery ihr offenbart, was geschehen ist, will Anna es nicht glauben. Es gibt keine Vampire! Und sie ist ganz sicher nicht zu einem geworden! Oder?

 

  Autor: Jeanne C. Stein
Verlag: Knaur
Erschienen: 01.01.2008
ISBN: 978-3-426-63852-1
Seitenzahl: 320 Seiten 


Die Grundidee der Handlung
Anna ist Kopfgeldjägerin und versucht gemeinsam mit ihren Freund und Partner David den flüchtigen Donaldson aufzufinden und den Behörden zu übergeben. Doch es läuft nicht wie geplant und Anna wacht viele Stunden später im Krankenhaus wieder auf. Sie wurde übel zugerichtet, vergewaltigt und hat eine Menge Blut verloren. Doch wie durch ein Wunder geht es ihr sehr schnell wieder gut, selbst die Verletzungen sind so schnell verheilt, als wären sie nie dagewesen.
Ihr behandelnder Arzt, Dr. Avery, taucht bei Anna zu Hause auf und klärt sie über dieses seltsame Geschehen auf: Sie wurde von einem Vampir gebissen, der sie eigentlich töten wollte, doch dabei gestört wurde. Nun wird sie selbst ein Vampir. Und dies geschieht rasend schnell. Ehe Anne sich versieht, befindet sie sich inmitten von Intrigen, Gefahren und Dingen, die sie einfach noch nicht versteht. Doch mit der Zeit lernt sie, mit ihren neuen Fähigkeiten umzugehen und sich mit dem Dasein als Vampir anzufreunden. Als ihr Freund David allerdings entführt wird, deckt sie Dinge auf, die alles andere als erfreulich sind und ihr ‚Leben‘ erneut auf den Kopf stellen …


Stil und Sprache
Das Buch ist in der 1. Person aus Sicht der Protagonisten Anna Strong geschrieben, wodurch der Leser alles durch ihre Augen sieht und auch die anderen Figuren nur aus ihrem Blickwinkel betrachten kann. Durch die gewählte Perspektive hat der Leser zudem unbeschränkten Einblick in Annas Gedanken und Gefühle und kommt ihr dadurch sehr nahe. Zu Anfang des Buches war ich, was den Stil der Autorin angeht, ein wenig hin- und hergerissen. Dies lag jedoch weniger an der gewählten Ich-Form (diese kennt man bereits aus anderen Romanen), als an der Zeitform: Das Buch ist im Präsens geschrieben, was nicht unbedingt üblich ist und mich daher verleitet hat, den Worten oft ein „e“ anzuhängen und sie so in die Vergangenheitsform zu wandeln. Dadurch war ich immer wieder irritiert, wenn ein Wort, das nicht durch Anhängen eines „e“ entsprechend in die Vergangenheit versetzt werden konnte, im Präsens dastand. Doch ich habe mich schnell an die Zeitform gewöhnt und konnte das Lesen des Buches genießen.
Zudem waren die ersten Kapitel des Buches dermaßen offensichtlich, dass man Anna am liebsten an den Schultern gepackt, geschüttelt und ihr ins Gesicht geschrien hätte, dass sie endlich aufwachen soll. Es war sofort klar, dass sie ein Vampir wird, sodass ihre Begriffsstutzigkeit schon fast unerträglich war. Doch abgesehen davon hat Jeanne C. Stein einen wunderbaren Vampirthriller geschrieben (wenn man nichts durch und durch Neues in diesem Genre erwartet), der zudem auch mit erotischen Momenten aufwartet. Die erotischen Szenen sind gut geschrieben, ohne zu sehr ins Detail zu gehen und so womöglich ins Pornographische abzurutschen. Die Autorin überlässt das Meiste lieber der Fantasie der Leser.
Jeanne C. Stein versteht es aber auch, Spannung aufzubauen und diese – wenn teilweise auch nur unterschwellig – aufrecht zu erhalten. Der Leser befindet sich die ganze Zeit über in gespannter Erwartung, was als nächstes geschehen wird. Dabei beherrscht die Autorin das Stilmittel des Cliffhangers am Kapitelende wunderbar und lockt den Leser immer weiter in die Geschichte hinein. Die Intrigen und Geheimniskrämerei hat sie wunderbar rübergebracht und neben der Protagonisten auch den Leser verwirrt, wusste man doch irgendwann nicht mehr, wer jetzt zu den Guten und wer zu den Bösen gehört.
Die Beschreibungen sind ebenso gut gewählt und hervorragend in die Geschichte integriert, ohne die Handlung zu stark zu unterbrechen. Die gewählten Vergleiche sind dabei immer passend und einfach herrlich zu lesen. Stellenweise kommt auch ein wenig Humor auf, so musste ich beispielsweise lachen, als Anna auf Seite 65 denkt: „Hör auf. Geistig haue ich mir eine runter.“ Das fand ich einfach klasse.

Das Ende des Buches beantwortet einige Fragen, lässt aber mindestens genauso viele unbeantwortet bzw. wirft sogar Neue auf (zum Glück kann der geneigte Leser gleich zum zweiten Band, „Lockruf des Blutes“, greifen).

Wenn Vampire untereinander kommunizieren, tun sie das mittels Gedanken. Diese sind im Buch kursiv gedruckt, sodass der Leser gleich weiß, dass sie miteinander sprechen. Allerdings müssen diese Stellen aufmerksam gelesen werden, da man sonst den Wechsel von einer Figur zur anderen verpasst, was irritierend ist. Doch meist ist es offensichtlich, wer gerade spricht.


Figuren
Die Figuren haben mir durchweg gut gefallen und wirken absolut dreidimensional. Schwarz-Weiß-Malerei gibt es hier nicht, vielmehr sind einige Figuren undurchschaubar und der Leser erfährt nicht oder erst recht spät, was sie antreibt bzw. auf welcher Seite sie eigentlich stehen. Auch die Nebenfiguren sind keine farblosen Puppen, sondern haben ihre Eigenheiten, die sie unverwechselbar machen. Alle haben ihre Daseinsberechtigung und wirken wie Menschen aus Fleisch und Blut.

Als Anna Strong offenbart wird, dass sie sich in einen Vampir verwandelt, kann der Leser – insbesondere durch die gewählte 1. Person – wunderbar ihre Verwirrtheit, ihren Unglauben und ihr ‚Nicht-Akzeptieren-können‘ nachvollziehen. Gemeinsam mit Anna lernt der Leser, was dieses neue ‚Leben‘ für sie bedeutet, welche Regeln und Gefahren, aber auch welche Vorteile das Vampir-sein hat. Dr. Avery hilft Anna durch diese schwere Zeit und ist ihr ein guter, fürsorglicher Begleiter. Doch er ist auch seltsam, geheimnisvoll und der Leser weiß genauso wenig wie Anna, ob man ihm unbegrenzt trauen kann. Er ist eine durch und durch interessante Figur, die einen zu überraschen vermag.

Die Vampire in diesem Roman sind nichts Neues und erfüllen beinahe alle Klischees, die man mit ihnen verbindet: Sie können durch einen Pflock, Verbrennung oder Enthauptung getötet werden, sind ansonsten aber unsterblich. Sie verbinden das Bluttrinken gerne mit Sex, haben übermenschliche Kräfte usw. Der einzige Unterschied ist, dass sich Steins Vampire mit der Zeit angepasst haben und daher auch bei Tageslicht unter freiem Himmel bewegen können.


Aufmachung des Buches
Das Cover des Buches ist toll gestaltet und hat mit der auffälligen Farbe Lila sofort meine Aufmerksamkeit auf sich gezogen. Es strahlt etwas Geheimnisvolles aus und passt somit wunderbar zum Inhalt. Auch an der Qualität des Taschenbuches gibt es nichts auszusetzen, denn nach dem Lesen ist am Buchrücken kein einziger Knick zu sehen.

Der Originaltitel lautet „The Becoming“ und passt – wie so oft – besser zum Inhalt des Buches. Doch auch der gewählte deutsche Titel („Verführung der Nacht“) ist nicht völlig aus der Luft gegriffen.


Fazit
Wer kein Novum auf dem Vampir-Buchmarkt sucht, wird an dieser spannenden, aber auch erotischen Geschichte auf jeden Fall seine Freude und einige vergnügliche Lesestunden haben.


4 Sterne


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