Inmitten der Kreuzzüge bietet sich der Ordensritter Leonard de Limbourg selbst dem Feind als Unterpfand, um seine verbleibenden Männer zu retten. Der berüchtigte Befehlshaber der gegnerischen Truppen, ein Mann namens Jemal Jan, nimmt Leonard als seinen persönlichen Bettgespielen mit in seine Heimat. Und Leonard bleibt in seiner Verzweiflung nichts weiter übrig, als zum Scheitern verurteilte Fluchtpläne zu schmieden …
Originaltitel: Black Sun Doreioh |
Die Grundidee der Handlung
Als Kommandeur der Festung Gerun muss sich Leonard de Limbourg eines Tages mit der Tatsache abfinden, dem angreifenden Heer unterlegen zu sein. Um seine Leute zu retten, stellt er sich dem Feind, angeführt vom charismatischen Jemal Jan, der ein eindeutiges Interesse ihm gegenüber hegt und den jungen Ordensritter mit sich nimmt.
Sehr schnell kommt bei Black Sun 1 (der Titelzusatz Doreioh bedeutet übrigens Sklavenkönig) ein sexueller Kontakt zwischen den Protagonisten zustande, aus dem sich nur langsam eine Beziehung jenseits des Gefangenenverhältnisses entwickelt, was die Charakterentwicklungen jedoch nachvollziehbar macht. Die Hintergrundgeschichten, denen Jemals und Leonards Wesen zugrundeliegt, werden besonders im Hinblick auf Jemals Vergangenheit noch nicht ganz offenbar, was für den Fortgang einiges Spannungspotential bietet. Die einzelnen Akteure überzeugen und trotz der ernsthafteren Thematik gibt es einige humorvolle Einlagen, die allerdings nicht immer hundertprozentig stimmig erscheinen. Der Manga eignet sich dennoch eher für ältere Leser, zumal das Setting mit den Kreuzzügen originell und reizvoll ist.
Beurteilung der Zeichnung / Textdarstellung
Black Sun 1 ist in japanischer Leserichtung angelegt und in Schwarzweiß gedruckt. Die Personen zeichnen sich durch abgerundete Kinn- und Nasenpartien sowie durch relativ normal große Augen aus. Die Körperstatuen sind realistisch gehalten, was vor allem bei den erotischen Szenen offenbar wird. Diese Passagen sind recht explizit und der Thematik entsprechend besonders zu Beginn der Handlung nicht gerade romantisch, doch durchaus reizvoll umgesetzt. Die farbige Illustration am Anfang des Mangas, die Jemal und Leonard zeigt, fällt darum ins Auge. Durch die warme, gelb-goldene Farbgebung und die Pose wirkt die Abbildung sehr gefühlsbetont und verdeutlicht damit die Emotionen, die innerhalb der Handlung (noch) relativ zurückgenommen sind. Kapitelillustrationen widmen sich ebenfalls den Protagonisten, führen meist aber auch direkt die Handlung weiter fort.
Die Figuren lassen sich gut auseinanderhalten, da sie altersentsprechend dargestellt sind und über unterschiedliche Gesichts- und Körperformen verfügen. So hat der Sultan beispielsweise ein schmaleres Gesicht als Jemal, der durch seinen muskulösen Körper und die dunkle Haut heraussticht. Die titelgebende schwarze Sonne, zu der laut Nachwort der Manga-ka ein Liedtitel einer australischen Band führte, wird grafisch sowohl durch Jemal selbst als strahlender, warmer Mann und durch eine Glasstatue mit dem Symbol der schwarzen Sonne aufgegriffen. Die linear angelegten Panels, die mitunter auf der anderen Seite fortlaufen, sorgen durch verschiedene Größen und Formen für eine dynamische Anordnung. Schwarze Stege finden sich zwischen ihnen, wenn Vergangenes oder Erträumtes erzählt wird. Der Text ist in Groß- und Kleinbuchstaben gehalten und soll etwas betont werden, wird es fett und / oder in größere Schrifttype gesetzt. Die Sprechblasenzuordnung ist unproblematisch und die Soundwörter sind zumeist übersetzt und stehen neben dem originalsprachlichen Pendant.
Interessant sind noch die Details, mit denen Ogasawara ihr Artwork passend zum Setting gestaltet, so kommen neben Waffen wie Schwert, Säbel, Speer oder Armbrust auch Rüstungen und Pferde vor. Außerdem gibt es einen schwarzen Panther namens Cerberus, der dem Vertrauten des Sultans, Nikolaides, gehört, welcher zudem ein Peitschen-Faible hat. Auch mit Schmuck versieht die Manga-ka ihre Akteure, beispielsweise trägt Jemal goldene Ohrklemmen und legt Leonard und Isaak zur Zierde Schleifen um den Hals. Des Weiteren werden ihre Figuren mit orientalischer Gewandung, z.B. Turbanen, Abaya (ein mantelartiges Übergewand), Schnabelschuhen und Stiefeln, bedacht. Auch die orientalischen Bauten mit Kuppelarchitektur und schmalen Türmen, die Parkanlagen, das Interieur verschiedener Schauplätze wie Bibliothek, Jemals Gemach, der Audienzsaal des Sultans oder Kerkerräume setzen die Kulisse gut in Szene. Die Hintergrundillustrationen sind dabei zwar meist schlicht gehalten, so bleiben Gesichter im Hintergrund oft schemenhaft, doch dafür gibt es fast immer Umgebungszeichnungen hinter den Personen. Wenn jedoch nicht, dann finden sich meist Grauverläufe und Speedlines sorgen für die gelungene Umsetzung actionreicher Szenen. Atmosphärisch beeindruckend sind vor allem die Nachtbilder oder ein Blick auf die Hafensilhouette.
Aufmachung des Manga
Die vorwiegend in Erdfarben gehaltene Coverillustration ist den beiden Protagonisten Leonard und Jemal gewidmet. Die Szenerie ist besonders reizvoll, da Jemal, auf seinem Pferd sitzend, den geharnischten Leonard mit einem Säbel bedroht und damit nicht das typische Blümchen Boys Love Cover vorliegt. Die Abbildung zieht sich auf der Buchrückseite weiter fort und zeigt dort das Konterfei des Ordensritters Francis und eine transparent gehaltene Abbildung von Jemals Gefolgsmann Isaak. Zudem befindet sich dort der Klappentext. Zu Anfang gibt es ein Inhaltsverzeichnis und zum Ende ein Nachwort, in dem die Manga-ka unter anderem auf die Titelwahl eingeht. Davor findet sich noch ein kleines Bonuskapitel, welches aus der Sicht des Panthers Cerberus geschildert ist.
Fazit
Black Sun 1 ist den Liebhabern von expliziteren, etwas härteren Boys Love Mangas eindeutig zu empfehlen und durch das originelle Setting und die ansprechenden Zeichnungen auch für andere erwachsene Leser einen Blick wert.
Hinweise
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