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Die sich schlängelnden Reihen der Steinchen in den Bildmosaiken seiner Zeit erschienen dem Dichter Lucilius vergleichbar den aneinandergreifenden Argumenten eines Disputes zwischen dem römischen Statthalter von Athen und einem Senator im Jahre 120 v. Chr. Als der Satiriker das Wortgefecht mit einem Mosaikbild verglich, konnte er nicht ahnen, daß er einen bis heute gültigen Begriff geprägt hatte: Würmerarbeit, opus vermiculatum, so nannte er beides, Bilder und Worte. Die Bilder, die man an derjenigen Stelle in den Boden einfügte, wohin beim Mahle der Blick der Lagernden auf ihren Speisesofas fiel, waren zur Zeit des Lucilius eine beliebte Steigerung der Lebenskultur in Griechenland und Rom. Diese Bilder am Boden mußten betretbar sein, und so schuf man sie in der ungewöhnlich haltbaren Technik des kleinsteinigen Mosaiks, das man von nun an wie Lucilius als opus vermiculatum bezeichnete. Bis heute haben diese Bilder nichts an ihrer Attraktivität verloren.

 

Antike Bildmosaiken 

Autor: Bernhard Andreae
Verlag: Philipp von Zabern
Erschienen: 2012
ISBN: 978-3-8053-4470-8
Seitenzahl: 320 Seiten


Umsetzung, Verständnis und Zielgruppe
Ich interessiere mich sehr für Mosaikkunst und lege selbst gerne welche. Auf der Suche nach Inspirationen und aus Interesse an der Antike kam mir dieser wunderbare Band unter.

Zunächst führt der Autor in die Welt der antiken Bildmosaiken ein. Wie sind sie entstanden? Welche Begrifflichkeiten spielen eine Rolle? Und welche Techniken liegen ihnen zu Grunde? Schließlich geht er auf die Kieselmosaiken als Vorläufer der antiken Bildmosaiken (Tessera-Mosaiken aus viereckigen - deshalb Tessera - Plättchen aus Stein, Terrakotta...) ein. Es ist erstaunlich, wie aufwändig und farbenfroh bereits diese Kieselmosaiken waren! Anschließend werden die Bildmosaiken aus Alexandria, Pergamon und Delos thematisiert. Weiter geht es mit dem Alexandermosaik, dessen Auftraggeber der Autor hier identifiziert. Das Mosaik wird auf zahlreichen (Doppel)Seiten in höchster Druckqualität wiedergegeben.

Anschließend bespricht der Autor die Zusammenfassung einzelner Motivgruppen und schließlich die Mosaikausstattungen der Villa Hadriana und der Mosaikfußboden von Baccano. Folgende Motive werden ausführlich vorgestellt: Fische, Vögel, Raubkatzen und Hauskatzen, Bühnenleben (Dioskourides und Masken), Menschenleben (Alltag, Grabmosaiken, die z.B. ein Skelett zeigen...), und Mythenbilder. Und zuletzt geht es um das Kentaurenmosaik in Berlin und die anderen Emblemata aus dem Triklinium der Villa Hadriana sowie um Emblemata im Paviment: Der Mosaikfußboden von Baccano. Eine kurze Schlussbetrachtung, Anmerkungen, eine Bibliographie und die Standorte der Kunstwerke runden das Ganze ab.

Bernard Andreae gelingt es, den Leser und Betrachter für das Thema zu begeistern. Er schafft es, Geschichte und Kunstgeschichte auf hervorragende Weise zu vereinen und immer wieder Verbindungen herzustellen zwischen "Macht und Mosaik" - in Zeiten der (wirtschaftlichen und politischen) Blüte, war auch die Mosaikkunst besonders ausgeprägt. Der Autor schreibt lebendig und vermittelt enorm viel Wissen. Auch die Analysen der musivischen Darstellungen, die auf den Bildern zu sehen sind, sind ausgesprochen spannend.

Das Buch eignet sich für alle, die sich für Mosaikkunst interessieren – sei es, weil sie selbst welche legen oder sich für die Antike begeistern. Sowohl kunstgeschichtlich als auch historisch Interessierte finden hier eine überaus spannende Lektüre.


Aufmachung des Buches
Auf dem Cover ist ein musivisch dargestellter Tiger mit Löwenmähne aus einem antiken Bildmosaik aus der zweiten Hälfte des zweiten vorchristlichen Jahrhunderts zu sehen. Im Innenteil findet man eine Vielzahl der beschriebenen Mosaike im Detail oder als Ganzes. Die Druckqualität lässt keine Wünsche offen.


Fazit
Dieses Buch ist das Standardwerk zum Thema antike Bildmosaike. Es ist eine große Bereicherung für alle, die sich für Mosaike und die Antike interessieren. Ich bin begeistert von diesem umfangreichen Band und habe mich davon zu eigenen Arbeiten inspirieren lassen.


alt


Hinweise
Rezension von Sigrid Grün


Dieses Buch kaufen bei: amazon.dealt

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