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Man kann nicht alles haben, sprach der Fuchs und fraß die Gans.
Eigentlich schnattern sie glücklich vor sich hin, die artgerecht gehaltenen Gänse, deren Daunen in der Firma von Kilian Stowasser zu hochwertigen Jacken und Schlafsäcken verarbeitet werden. Doch warum ist der erfolgreiche Unternehmer unter so seltsamen Umständen zu Tode gekommen? Hatte er doch Dreck am Stecken? Irmi Mangold und Kathi Reindl haben es mit einem besonders kniffligen Fall zu tun, bei dem nicht nur Gänse ihre Federn lassen müssen …

 

Mordsviecher 

Autor: Nicola Förg
Verlag: Pendo
Erschienen: 2012
ISBN: 978-3-86612-310-6
Seitenzahl: 295 Seiten


Die Grundidee der Handlung
Irmi und Kathi befinden sich gerade auf dem Rückweg von einer Konferenz, als sie der völlig fassungslose Sailer zu einem Tatort bittet. Auf einem Hof in Krün haben er und seine Kollegin Andrea eine Unmenge an völlig verwahrlosten und verdreckten Tieren gefunden. Pferde, die kniehoch im Morast stehen und auf deren Knochen man Klavier spielen kann, Kaninchen, die mit hunderten von Wellensittichen zusammengepfercht wurden, total verstörte Hunde und Katzen sowie mehrere Räume voll mit Reptilien. Und mitten unter ihnen ein Toter. Kilian Stowasser, bayrischer Unternehmer des Jahres wurde wohl von einem seiner Tiere, einer schwarzen Mamba, gebissen. Doch die Schlange ist nirgends zu finden und während der Recherchen zeigt sich plötzlich Schmutz auf der ach so weißen Weste des Toten. Konkurrenten und Tierschutzorganisationen sind nicht gut auf ihn zu sprechen und Irmi bekommt langsam Zweifel ob es nicht doch Mord war. Die Mamba könnte den Fall aufklären, doch sie bleibt verschwunden.

Nicht selten werden politische Themen als Hintergrund eines Krimis hergenommen. Die Autorin schildert bildhaft das krankhafte Tieresammeln ‚Animal Hoarding’ und zeigt dabei sehr schön auf, dass nicht immer alles so ist, wie es scheint. Der ach so angesehene Geschäftsmann entpuppt sich bei näherem hinsehen als Unsympath.


Stil und Sprache
Es gibt Bücher, bei denen es der Autor oder die Autorin schafft, die Seele des Lesers zu berühren. Nicola Förg gehört eindeutig zu dieser Gattung. Egal ob mit ihrer Weinzirl-Reihe oder eben mit Irmi Mangold, sie schreibt tiefsinnige und einfühlsame Kriminalromane, die durch ihre Tiefe und mit malerischer Bildhaftigkeit überzeugen. Das Thema selbst ist hier natürlich schon Aufheizer genug. Tiere, die durch falsche Liebe an den Rand ihrer Leidensfähigkeit gebracht werden und zu Hunderten auf einem engen und schmutzigen Hof dahinvegetieren, bleiben einem in der Seele haften. Still ertragen sie ihr Martyrium und genauso still sterben sie. Mit sehr eindringlichen und extrem realistischen Beschreibungen der Szenen und Orte lässt die Autorin Gänsehaut, Unverständnis und Trauer entstehen, die den Leser auf den ersten Seiten emotional stark berühren und durch den Rest des Buches immer wieder verfolgen.

Nicola Förg hält uns quasi einen Spiegel vor, indem sie die Gleichgültigkeit vieler Menschen aufzeigt, die viel zu spät reagieren, zeigt aber auch die Kehrseite der Medaille, die ebenso schlimme und nicht korrekte Vorgehensweise mancher Tierschutzorganisationen. Den Fall selbst versteckt sie geschickt hinter dieser schrecklichen Fassade und nur durch akribische Recherchen der Ermittler lässt sich das fast perfekte Verbrechen am Ende aufklären. Alle umgeben sich mit einer Fassade, die nicht selten nur mit Finesse zu knacken ist. Ein Rätselraten, das wirklich gut gelungen ist.

Der Text ist leicht zu lesen, da der regionale Touch nicht übertrieben vorhanden ist und wenn, dann gut eingebunden wurde. Die Spannung bewegt sich von Beginn an auf einem hohen Level und gipfelt in einem schnellen und aufregenden Finale. Wer emotionale, spannende und knifflige Krimis mag, findet hier wirklich alle Attribute erfüllt.


Figuren
Nicola Förg präsentiert uns hier ein ungleiches Ermittler-Duo, das nicht selten durch die doch großen Unterschiede aneinandergerät. Doch was die beiden bzw. das ganze Team auf dem Hof in Krün erwartet, eint selbst solche Streithähne. Dass der Zustand der Tiere Irmi nahe geht, ist durch ihre Bauern-Vergangenheit klar, aber selbst die oft kühle Kathi ist sprachlos bei all dem Leid, das sie dort erwartet. Aber trotz der Zustände behält vor allem Irmi einen klaren Kopf und lässt sich nicht von ihrer Intuition bezüglich dem Todesumstand, für sie eindeutig Mord, abbringen. Trotzdem kommt sie immer wieder ins Grübeln, Trifft sie noch die richtigen Entscheidungen? Ihr eigenes Leben hat sie nicht im Griff, warum also ihren Beruf? Ihre private Situation – zu mehr als einem halbseidenem Verhältnis reicht es nicht – macht ihr schwer zu schaffen und ihre Arbeit scheint sie abzulenken.

Was in den Köpfen solcher Menschen vorgeht, die Tiere zu Tode lieben oder einfach nur verwahrlosen lassen, ist nur schwerlich zu begreifen. Gerade wenn solche Personen ansonsten in der Öffentlichkeit hoch angesehen sind und einen auf Reinemann und Weltverbesserer machen. Kilian Stowasser, bayrischer Parade-Unternehmer und in der Region beliebt und bekannt wie ein bunter Hund, zeigt hier sein wahres Gesicht und bekommt dafür die wohl gerechte Strafe. Er wird von seiner eigenen Schlange gebissen – zumindest sieht es so aus. Die Autorin präsentiert uns ein buntes Sammelsurium an Charakteren, bei denen auch regionale Originale wie der Kollege Sailer nicht fehlen dürfen.


Aufmachung des Buches
Das großformatige Broschur zeigt auf seinem Cover in knalligen Farben ein Körperbild einer Frau im Dirndl sowie im Vordergrund eine Gans. Eine wirkliche schöne Einstimmung auf den Buchinhalt. Das Papier ist von guter Qualität und durch den großen Druck leicht zu lesen. Als besonderes Schmankerl gibt es diesmal eine gezeichnete Karte der Handlungsorte.


Fazit
Atemlos und mit Tränen in den Augen liest man dieses Buch. Spannung und Emotionen in Irmi Mangolds bis dato bestem Fall.


4 5 Sterne


Hinweise
Dieses Buch kaufen bei: amazon.de

Backlist:
Fall 1: Tod auf der Piste
Fall 2: Mord im Bergwald
Fall 3: Hüttengaudi

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