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Theophanu ist zwölf Jahre alt, als sie zum Kaiserhof reist, um Otto II. zu heiraten. Das Mädchen aus Byzanz muss sich am Kaiserhof aber nicht nur mit den ungewohnten Bräuchen herumschlagen, sondern auch mit einer Schwiegermutter, die alles unternimmt, um ihr das Leben schwer zu machen. Doch Theophanu ist ein intelligentes und ehrgeiziges Mädchen – sie schafft es, nicht zuletzt dank ihrer guten Bildung, ihre Stellung am Hof zu halten. Selbst gegen die von Dietrich, Bischof von Metz, angezettelten Intrigen kann sich die junge Braut behaupten. Sie wirbt um die Liebe ihres Mannes Otto II. obwohl sie einen ganz anderen liebt …

 

  Autor: Gabrielle Alioth
Verlag: Nagel & Kimche
Erschienen: 2008
ISBN: 978-3-312-00415-7
Seitenzahl: 363 Seiten 


Die Grundidee der Handlung
Mit viel Feingefühl geht Autorin Gabrielle Alioth dem Leben der byzantinischen Kaiserin Theophanu nach, die sich allen Unkenrufen zum Trotz als große Staatsfrau herausgestellt hat. An der Seite des schwächlichen Mitkaisers Otto II. leitet sie die Geschicke des Reiches umsichtig. Doch bis es soweit kommt, muss sich das unsichere Mädchen Theophanu, das ganz alleine in ein fremdes Land geschickt wird, mit den ihr unbekannten Sitten und Gebräuchen bekannt machen. Alioth versetzt sich in die Gedankenwelt der jungen Byzantinerin und lässt durch ihre Augen das Geschehen rund um die beiden Mitkaiser Otto I. und seinen Sohn Otto II. auferstehen. Sie zeigt die Machtverhältnisse auf, die stark geprägt sind von Theophanus Schwiegermutter Adelheid, deren Bestreben es ist, ihre bayrische Verwandtschaft auf den Kaiserthron steigen zu lassen. Zunächst scheint es, als ob Adelheid mit der ungeliebten Schwiegertochter leichtes Spiel habe und Theophanu an den Intrigen zerbreche. Insbesondere der Umstand, dass Otto II. seiner jungen Frau nicht besonders zugetan ist, sondern sich nach deren Dienerin Irene verzehrt, setzt Theophanu zu, die selber ihre tiefe Liebe zu Ottos gleichnamigen Onkel unterdrückt und sich ganz der an sie gestellten Aufgabe widmet.


Stil und Sprache
Grundsätzlich lebt „Die Braut aus Byzanz“ von der reifen und schönen Sprache Gabrielle Alioths. Bei den Stilelementen geht die Autorin allerdings einen ungewohnten Weg. Sie wechselt immer wieder die Perspektive, beschreibt das Geschehen mal aus der Sicht Theophanus, mal lässt sie den Astrologen, der Theophanu in den Westen begleitet hat, sprechen, dann wieder die geheimnisvollen Verschwörer, die versuchen, Otto II. vom Thron zu verdrängen. Das – und die immer wieder mal auftauchende Namensgleichheit von einzelnen Protagonisten - macht es mitunter etwas schwierig, dem Geschehen zu folgen. Dank der klaren Linie, die Gabrielle Alioth im zeitlichen Ablauf einhält, ist es aber möglich, an der Geschichte dran zu bleiben, ohne den roten Faden zu verlieren. Obwohl die Autorin sich ohne Einschränkungen an die bekannten Fakten hält, bleibt der Verlauf der Geschichte spannend und kann da und dort gar mit einer Überraschung aufwarten. Der Umstand, dass sich Gabriele Alioth stark in die Gefühlswelt von Theophanu versetzt, macht den eigentlichen Reiz des Romans aus. Die Geschichte gewinnt dadurch an Nähe und zieht den Leser in ihren Bann.


Figuren
Die Charaktere sind fein ausgearbeitet und zeugen von einem umsichtigen Umgang mit den historischen Fakten. Selbst die Hauptfigur Theophanu zeichnet sich nicht etwa durch nahezu überirdische Fähigkeiten aus, sie wird als junge, unsichere Frau mit vielen Hoffnungen und Träumen geschildert. Die Intriganten bleiben teilweise etwas zu sehr im Hintergrund, obwohl sie stark ins Geschehen eingreifen. Dennoch sind sie allgegenwärtig, was auf eine schlüssige Gestaltung durch die Autorin zurückzuführen ist. Die sehr feinfühlig gezeichnete Zerrissenheit von Theophanu, die sich einerseits aus einem Pflichtgefühl heraus in ihre neue Lebenssituation einordnen will, andererseits aber durch die kühle Haltung bis offen zur Schau gestellte Abneigung des Hofes verunsichert ist und sich immer mal wieder nach der gewohnten Umgebung sehnt, lassen das Mädchen dem Leser sehr nahe rücken. Ihre Denkweise kann problemlos nachvollzogen werden, während die Haltung von Adelheid da und dort doch etwas sauer aufstößt.


Aufmachung des Buches
Das Buch ist sehr schön gestaltet, die Ahnentafel im Buchdeckel hilft mit, die verwandtschaftlichen Beziehungen der einzelnen Figuren zu verstehen. Das Cover ist gefällig, ist aber dennoch nicht ganz glücklich gewählt, wird doch Theophanu im Buch als schöne junge Frau mit verhältnismäßig dunklem Teint und schwarzen Haaren beschrieben, während auf dem Cover eine ätherische blonde Schönheit zu finden ist. Hier hätte mehr Sorgfalt gut getan.


Fazit
Auch für jene, die bis jetzt nichts über die Kaiserin Theophanu wussten, ist „Die Braut aus Byzanz“ ein besonderes Leseerlebnis. Sie zeigt Mechanismen auf, die die Zeit des 10. Jahrhunderts geprägt haben. Dazu gehört auch die arrangierte Ehe von Theopahnu und Otto II. die beiden nicht unbedingt zusagt, die sie aber aufgrund der geltenden Sitten und Gebräuche nicht in Frage stellen. Wer gerne feinfühlige Recherchen mag, wird hier ein besonders schönes Buch gefunden haben.


5 Sterne


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