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London, 2015. Die britische Regierung erlässt ein Gesetz, um den CO2-Verbrauch zu reduzieren. Jeder Bürger muss von nun an mit seiner CO2-Card für den gewohnten Luxus bezahlen. Urlaub auf Ibiza, ein gemütlich-warmer Winterabend vor dem Fernseher, zum Tanzen in die Disko mit Lichteffekten, ein paar Eiswürfel im Drink – das alles gehört der Vergangenheit an. Doch es gibt auch dringlichere Probleme. Stromausfälle, Wirbelstürme und Überschwemmungen sind an der Tagesordnung. Und plötzlich zählt nur noch eines: Überleben.

  Autor: Saci Lloyd
Verlag: Arena
Erschienen: 2009
ISBN: 978-3-401-06415-4
Seitenzahl: 343 Seiten 


Die Grundidee der Handlung
Laura Brown ist ein ganz normaler Teenager aus London. Sie schreibt täglich in ihr Tagebuch, was sie ganz persönlich bewegt. Das Buch setzt mit dem Eintrag zum 1. Januar 2015 ein, einem denkwürdigen Tag im Leben der Bewohner Großbritanniens. Die Energierationierung, die sich zum Ziel gesetzt hat, die endgültige Klimakatastrophe abzuwenden, ist von politischer Seite beschlossen worden und soll ab sofort Geltung haben. Der Grund: Der große Sturm, der weite Teile Englands verwüstet hat. Der Energieverbrauch jedes Einzelnen soll auf 60% gedrosselt werden. Von jetzt auf gleich. Jeder Brite muss seinen Verbrauch mit einer Energiekarte regeln. Die totale Überwachung wird staatlich verordnet. Das neue Leben hat mit dem alten nichts mehr zu tun. Ein Flug nach Ibiza verbraucht die gesamten Energiepunkte für einen Monat. Wer in die Miesen gerät, wird bestraft und als Energieverschwender geächtet. Das Leben in der Energiekrise wird zusehends zum Alptraum. Die Menschen müssen frieren und können ihren Lebensstandard in keinster Weise aufrecht erhalten. Das Jahr 2015 hält immer extremere Überraschungen bereit. War der Zustand anfangs noch irgendwie erträglich, zeichnet sich schon bald die nahende Katastrophe ab.

Die Grundidee des Buches ist interessant und wichtig. Die Autorin schafft es auch, das Ganze überzeugend rüberzubringen. Allerdings sind inhaltlich auch einige grobe Schnitzer drin, die ich nicht so leicht wegstecken konnte. Wenn es z.B. an einer Stelle darum geht, dass ganz Italien tagelang ohne Strom ist und Laura dann die Nachrichten zitiert, in denen die Rede davon ist, dass ein umgestürzter Baum an der italienischen Grenze Auslöser des Debakels gewesen sein soll, weil die Hauptleitung gekappt wurde, kann man sich natürlich angesichts so eines tönenden Unsinns unter den Tisch lachen. Naja, da hätte die Autorin vielleicht ein bisschen intensiver recherchieren sollen. Ähnliche Beispiele, die mich bisweilen etwas stutzig machten, ziehen sich durch das gesamte Buch. Wer diesen Dingen aber nicht so viel Wert beimisst, hat auf alle Fälle eine spannende Lektüre gefunden.


Stil und Sprache
Saci Lloyd trifft den Ton eines typischen Jugendlichen in meinen Augen sehr gut. Laura, die junge Erzählfigur schildert ihren Alltag aus der Sicht eines Teenagers. Ist sie zu Beginn noch etwas lethargisch, wird sie im Laufe der Handlung immer stärker in den Strudel der Ereignisse hineingerissen. Da es sich um Tagebucheinträge handelt, ist die Sprache sehr authentisch und gut verständlich. Lloyd schafft es auf alle Fälle Spannung aufzubauen. Mit der Flutwelle kommt es zum Höhepunkt und zur Wende im Roman. Jetzt zählen nicht mehr normale Erwägungen, sondern das nackte Überleben. Als Leser wird man in das Geschehen sehr stark einbezogen. Man fiebert mit und kann die sich überschlagenden Ereignisse am Schluss nur schlecht ertragen. Laura bietet tiefe Einblicke in ihre Gefühlswelt und vermag den Leser auf diese Weise extrem zu fesseln. Von Beginn an kann man sich mit der Protagonistin identifizieren, da sie einfach „echt“ rüberkommt und sichtlich eine Entwicklung durchmacht. Man erkennt sich oft selbst wieder: Na klar, auf das würde ich auch nur ungern verzichten. Oje, dann bin ich ja auch ein Energieverschwender...


Figuren
Die Figuren sind sehr klar ausgearbeitet. Man hat den Eindruck, es mit „echten“ Jugendlichen zu tun zu haben, mit Ecken und Kanten. Keine der handelnden Personen wirkt stereotyp und alle machen eine notwendige Entwicklung durch. Laura wird im Laufe des Jahres sehr viel reifer. Ihre große Schwester ebenfalls. Die Eltern scheinen in der Extremsituation zunächst den Halt unter den Füßen zu verlieren, schaffen es aber auf ihre ganz eigene (und bei den anderen Familienmitgliedern höchst umstrittene) Weise, wieder aufzustehen. Extreme Situationen bewirken hier auch extreme Veränderungen der Persönlichkeit. Vor allem der Vater, der plötzlich eine außerordentlich ausgeprägte „back-to-nature“-Haltung an den Tag legt, wirkt zunächst ziemlich „gaga“. Sein Sinneswandel ist letztlich aber sehr gut nachzuvollziehen. Auch die Schulfreunde und Bandkollegen von Laura sind überzeugend herausgearbeitet.


Aufmachung des Buches
„Euer schönes Leben kotzt mich an“ ist ein broschiertes Buch, das dem Thema entsprechend in einer Umweltoptik daherkommt. Raues „Recyclingpapier“ lässt das Buch besonders authentisch wirken. Ein Hochglanzcover wäre da natürlich unpassend gewesen. Ich denke, dass vor allem Jugendliche durch das Cover angesprochen werden, weil der Titel sehr echt und rebellisch rüberkommt. Gestalterisch ist das Buch übrigens auch im Innenteil gelungen, da einige Alltagsgegenstände (Energiekarten, Grafiken, Zeitungsmeldungen etc.) aus Lauras „neuer“ Welt in schwarz-weiß abgebildet werden. Auch dies trägt natürlich zur Authentizität des Ganzen bei.


Fazit
Das Buch ist durchaus in der Lage aufzurütteln. Es spielt mit Ängsten und Befürchtungen, die angesichts der heutzutage grassierenden Energieverschwendung durchaus gerechtfertigt sind. Was in den 80er Jahren des 20. Jahrhunderts bereits Thema war – damals allerdings eher in Bezug auf Atomkraft und Luftverschmutzung – kommt hier als Klimakatastrophenszenario daher, das (von einigen Schnitzern abgesehen) zu überzeugen weiß. Für Jugendliche ab etwa 12 Jahren sehr zu empfehlen, da es für das Thema sensibilisieren und für reichlich Diskussionsstoff sorgen kann.



Hinweise
Rezension von Sigrid Grün


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