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Eigentlich ist Papst Petrus II. bekannt für seine unermüdliche gute Laune. Doch im Moment gibt es wenig, worüber sich der sonst so lebenslustige Römer freuen könnte: Es ist Fastenzeit – ein willkommener Anlass für Schwester Immaculata, Haushälterin seiner Heiligkeit, ihn auf Diät zu setzen. Und ohne Caffè und Cornetti ist Petrus nur ein halber Papst.
Erst als beim Frühjahrsputz eine Kiste mit Knochen gefunden wird, bessert sich die päpstliche Laune: Handelt es sich um die Gebeine des heiligen Petrus? Auf der Karfreitagsprozession will der Papst die Reliquien präsentieren. Aber dann fällt ein Schuss, eine Frau stürzt in die Katakomben, und statt des Heiligen-Schädels hält Petrus eine billige Kopie in den Händen. Doch wer immer hinter dem Anschlag steckt – er hat seine Rechnung ohne den Papst und dessen legendäre Spürnase gemacht.

 

Gloria 

Autor: Johanna Alba & Jan Chorin
Verlag: rowohlt
Erschienen: 2012
ISBN: 978-3-499-25755-1
Seitenzahl: 366 Seiten


Die Grundidee der Handlung
Papst Petrus leidet, die Fastenzeit und die viele Arbeit zu Ostern nagen an ihm, als seine Haushälterin Immaculata und sein Sekretär Francesco beim Großreinemachen in einem alten Schrank die Gebeine des Apostel Petrus finden. Die Sensation ist perfekt, Papst Petrus, dessen Namenspatron der Apostel ist, bringt die Heiligtümer zurück nach Rom. Doch sich überschlagende Ereignisse trüben die Freude etwas: Kardinal Oscuro taucht wieder auf, der päpstliche Archäologe ist von der Echtheit der Knochen nicht überzeugt, die Queen hat etwas gegen den steigenden Einfluss der Kirche auf ihr Volk, die englische Fußballnationalmannschaft hat Angst vor der Deutschen, Marietta, seine Hausfotografin, verschwindet ebenso plötzlich wie Petrus' Schädel und ein übereifriger Finanzbeamter will mit Reliquienhandel an die Staatsmacht. Höchste Zeit also für den Papst einzugreifen und zusammen mit seiner Pressesprecherin und seinem Sekretär die Probleme zu lösen. Doch bald merkt Papst Petrus, dass es eigentlich um ihn geht und er in Lebensgefahr schwebt.

Die witzige Idee, den Papst in Rom ermitteln zu lassen, wird von den beiden Autoren mit spritzigem Humor aber auch der in Kirchenkreisen nötigen Ernsthaftigkeit umgesetzt. Dabei kommt nicht selten Urlaubsfeeling auf.


Stil und Sprache
Man merk sofort: die beiden Autoren, Johanna Alba und Jan Chorin, kennen sich sowohl in Rom als auch in den Kreisen des Vatikan sehr gut aus. Sie geben authentisch das Renkespiel um die Macht, das durch viele Intrigen und auch Gewalt geprägt ist, wieder. Die einzelnen Kapitel erzählen im Wechsel die Erlebnisse der verschiedenen Protagonisten - ob nun Giulia oder Papst Petrus, der Leser ist immer umfänglich über alles informiert. Er ist zum Beispiel live dabei, wenn der Papst die glücklose Englische Fußball-Nationalmannschaft mental aufbaut und quasi zum rechten Glauben führt - ganz zum Ärger der Queen, die darin eine feindliche Übernahme sieht. Immer wieder wird der Kriminalfall durch diverse Nebenschauplätze und lustige Geschichten aufgelockert. Zum einen die Beziehungsgeschichte von Giulia und Francesco, aber auch die besonders obskure Variante, dass die Finanzbehörde um den maroden Staat wieder zu stützen im Finanzamt auf diversen Stockwerken die unterschiedlichsten Kulturgüter – natürlich auch Reliquien – an zahlungskräftige Kunden verhökert.

Der Roman wird mit sehr fundierten Stadtkenntnissen von Rom und natürlich liebevollen Beschreibungen der Orte und Szenen verziert. Man fühlt sich mitten unter den Römern, die das Nachts den Trevi-Brunnen bevölkern und die vielen Trattorias und Bars unsicher machen. Der Leser riecht förmlich die warme mediterrane Luft, die in der Stadt mit Benzingestank gemischt wird.
Der Text ist leicht zu lesen und auch die Perspektivwechsel in den Kapiteln sind einfach nachzuvollziehen und behindern den Lesefluss nicht. Eine wirklich angenehme, mit dezenter Spannung und viel Emotion gespickte, Geschichte.


Figuren
Papst Petrus ist der unangefochtene Hauptdarsteller - in allen Belangen. Ob es nun um die Ermittlungen geht, er hat die Ideen und den Spürsinn für den richtigen Weg; oder im menschlichen Sinne: er weiß immer was gerade das Richtige ist. Kein Wunder, er arbeitet schließlich mit göttlicher Hilfe, was soll da schon schief gehen? Der kleine, dicke Mann kommt dabei extrem sympathisch beim Leser an. Nicht, wie man vielleicht erwarten könnte, vom weltlichen abgehoben, sondern mit beiden Beinen fest auf der Erde, weiß er wie seine Schäfchen ticken und was er ihnen schuldig ist. Und neben vielen Neidern gibt es somit natürlich auch viele, die gerne bereit sind ihm zu Helfen.
Ganz vorne dabei wären dies sein Sekretär, der Mönch Francesco und seine Pressesprecherin Giulia, die ihn tatkräftig bei seinen Problemen und Ermittlungen unterstützen. Die beiden verbindet aber nicht nur die Arbeit, sie scheinen sich auch privat anzuziehen, was im katholischen Umfeld nicht einfach ist, auf den Leser aber sehr authentisch wirkt. Die Gefühle stehen schließlich über allem. Was Francesco mit Kraft wett macht, übernimmt Giulia mit dem Kopf. Sie kennt jeden, verkehrt als Comtesse in den besten Kreisen, beherrscht mehrere Fremdsprachen und ist dazu noch extrem attraktiv. Aber momentan geht ihr die Arbeit vor, für eine Beziehung hat sie keine Zeit, was ihrer Mutter, die sie am liebsten an den Geldadel verkuppeln möchte, gar nicht gefällt.

Die Bösewichte sind recht vielfältig. Da gibt es zum einen den übermotivierten Finanzbeamten, der nach der Staatspleite mit einem regen Schwarzhandel das Geld für die Machtübernahme zusammen bekommen will, und zum anderen natürlich den aus dem ersten Fall bereits bekannten Kardinal Oscuro, der mit dem humanen Stil des Papstes nicht einverstanden ist. Natürlich sind sie allesamt skrupellos und auf ihr eigenes Ziel fixiert.


Aufmachung des Buches
Im Stile des 1. Falles ist auch dieses Cover in memoriertem Orange gehalten. Zu sehen ist eine Zeichnung vom lächelnden Papst, der gerade ‚Himmel und Hölle’ spielt. Eine schöne und witzige Einstimmung auf ein humorvolles Lesevergnügen. Gedruckt ist in ordentlicher Taschenbuchqualität und auch die Eigenwerbung am Ende fehlt natürlich nicht.


Fazit
Super, ein Papst auf Abwegen! Besser als der Vorgänger und wirklich lesenswert.


4 5 Sterne


Hinweise
Dieses Buch kaufen bei: amazon.de

Backlist
Fall 1: Halleluja!

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