In dem von Aufständen erschütterten Königreich Ludania bestimmt die Zugehörigkeit zu einer Klasse, welche Sprache du sprichst – oder verstehst. Wenn du vergisst, wo dein Platz ist, kennen die Gesetze der Königin keine Gnade. Die siebzehnjährige Charlaina versteht alle Sprachen, jeden Dialekt. Eine gefährliche Fähigkeit, die sie schon ihr ganzes Leben lang versteckt. Doch als sie auf Max trifft, bröckelt die Mauer – bis sie erkennen muss, wer er tatsächlich ist …
Originaltitel: The Pledge |
Die Grundidee der Handlung
Charlaina, Brook und Aron sind beste Freunde. Sie leben mit ihren Familien in Ludania, einem Land, regiert von Königin Sabara. Regeln und Gesetze sind zu befolgen, ansonsten droht der Galgen. Die Bevölkerung ist in Gesellschaftsklassen unterschiedlicher Sprachen geteilt. Beim Klang ranghöherer Sprachen ist der Blick zu senken. Nur Englaise ist als Universalsprache allen zugänglich. Sprachbegabungen jedweder Art sind streng untersagt. Charlie lernt früh, sich an die Vorschriften zu halten, denn entgegen ihrer Freunde versteht sie alle Sprachen und Dialekte. Von diesem Geheimnis weiß nur ihre Familie – bis Charlie eines Tages einen Fehler begeht …Im Restaurant ihrer Eltern droht ihr Talent aufzufliegen. Doch erst im weiteren Verlauf wird dies zu einem ernsthaften Problem. Charlie und Brook suchen Ablenkung in einem neu eröffneten Club. Und auch hier vergisst Charlie ihre Vorsicht. Sie lernt Max kennen, der in mehrfacher Hinsicht ein Auge auf sie wirft. Auch seine Sprache, die sie nie zuvor vernommen hat, stellt keine Barriere für Charlie dar. Max' Vermutung wird schließlich zu Gewissheit. Doch was wird er mit seiner Erkenntnis anfangen? Wird er sie an die kompromisslose Königin verraten?
Umgebung und Charaktere sprechen für sich. Mit viel Geschick, unausgesprochene Geheimnisse anzudeuten, lässt Kimberly Derting die Zusammenhänge zwischen den Zeilen erahnen. Dies fördert die Spannung für den Leser und er gerät in einen regelrechten Sog, dem Verlauf der Geschichte zu folgen. Der Plot ist interessant und unterhaltsam umgesetzt, Kopfkino lässt grüßen!
Stil und Sprache
„Schwarze Seele, schneeweißes Herz“ ist der Auftakt zu einer dreiteiligen Geschichte um eine facettenreiche „Dark Queen“. Kimberly Derting, hierzulande bekannt geworden mit „Bodyfinder“, kreiert aus Elementen der Dystopie und der Fantasy ein düsteres Märchen in ferner Zukunft. Nach Aristokratien, Diktaturen und Demokratien, findet sich der Leser in einer grausamen Monarchie wieder. Die Königin führt ein hartes Zepter. Doch in Anbetracht von Alter und Krankheit bedarf es dringend einer Nachfolge. Hier lässt sich die Autorin einige Tricks einfallen, das Geschehen interessant zu gestalten. Trotz Sprachbarrieren und königlichen Eides finden sich selbstredend auch Gegner des Systems. So sind der drohende Krieg, Angst und Schrecken allgegenwärtig. Um sich selbst zu retten, wird auch vor gegenseitigem Verrat nicht zurückgeschreckt. Ein Grund mehr für die weibliche Hauptfigur, Charlaina Hart, ihre besondere Begabung geheim zu halten. Doch ein Geheimnis wäre nur halb so spannend, wenn es nicht drohte, ans Tageslicht zu gelangen. Zwischen Max und Xander gelingt ihr die Wahrung ihrer Fähigkeit nur bedingt. Doch auch die jungen Männer wissen Dinge gekonnt zu verbergen. Nicht ganz unvorhersehbar, macht es dennoch Spaß, der Handlung zu folgen.
Mit kleinen Überraschungen gewinnt Kimberly Derting das Leserherz. So führen sechsundzwanzig Kapitel in zwei Teilen zuzüglich Pro- und Epilog vorerst zu einem runden Abschluss des Einstiegsromans der Trilogie. Aus Sicht Charlies in erster Person, aus den Perspektiven der Königin, Max und Xander in dritter Person, ergibt sich ein vollständiges Bild der Ereignisse, das im flüssigen Schreibstil für kurzweilige Unterhaltung sorgt. Die Ereignisse folgen im raschen Tempo aufeinander, die Autorin verliert sich nicht in schmückendem Beiwerk oder sonstigen textlichen Längen. Actionszenen werden dynamisch umschrieben. Ihre Sprache ist schnörkellos und dabei der Zielgruppe angemessen. Dank eines Spannungsmoments im Epilog erhält sich die Autorin die Neugier der Leser auf die Fortsetzung der Geschichte.
Figuren
Neben der grausamen Königin Sabara mit ihrem düsteren Wesen, dreht sich das Geschehen vor allem um Charlaina. Sie ist in der Klasse der Händler und Kaufleute in Ludania aufgewachsen. Ebenso wie ihre jüngere Schwester Angelina, hat sie besondere Fähigkeiten. Sie ist in der Lage, alle Sprachen, Dialekte, Kadenzen und Rhythmen zu verstehen. Ein Talent, das bei Bekanntwerden mit der Todesstrafe geahndet würde. Doch man ist ihr auf die Schliche gekommen. Sowohl Max als auch Xander haben nicht nur eine Ahnung, sondern auch ein Auge auf sie. Zwischen Max und Charlie besteht eine magische Anziehungskraft. Doch einer Liebelei steht einiges im Wege. Max wie auch Xander, aber auch Brook, Charlies beste Freundin, spielen mit verdeckten Karten. Der Leser wird im Verlauf der Geschichte womöglich erstaunt aus der Wäsche schauen.
Die kleine Angelina trägt hier und da ebenfalls zum Fortgang des Geschehens bei. Ihre Person ist im Ansatz auf eine real existierende Person zurückzuführen, die Kimberly Derting mit Erinnerungen aus dem Zweiten Weltkrieg berührt hat und den Anstoß zu „Dark Queen“ gab.
Vor einer brisanten Kulisse agieren die Charaktere durchaus angemessen. Gerade die Hauptfiguren überzeugen mit Emotionen und nehmen den Leser für sich ein.
Aufmachung des Buches
„Dark Queen – Schwarze Seele, schneeweißes Herz“ erscheint in gebundener Form bei Egmont INK. Der leicht gemusterte Einband fasst sich angenehm glatt an. Der Schutzumschlag ist im Motiv dem Romaninhalt angelehnt. Ein weißblondes Mädchen mit schwarzem Umhang verweist auf die weibliche Hauptfigur des Buchs, Charlaina. Eine stimmige Darstellung, die dem Original entspricht.
Im Gegensatz zur überwiegend schwarzen Optik, fällt das Vorsatzpapier in leuchtendem Rot kontrastreich ins Auge. Erste Einblicke in die Handlung erhält der Leser auf der Rückseite. Weitere Informationen zu Geschichte und Autorin bieten die Innenklappen des Umschlags.
Fazit
Mit „Dark Queen – Schwarze Seele, schneeweißes Herz“ ist Kimberly Derting ein toller Einstieg in ihre neue Trilogie gelungen. Als packendes Endzeitmärchen verknüpft die Autorin Dystopie und Fantasy und lässt zudem reale Augenblicke des Zweiten Weltkriegs für emotionale Authentizität einfließen. Eine düstere Kulisse, interessante Charaktere und ein flüssiger Schreibstil lassen keine Langeweile aufkommen.
Hinweise
Rezension von Patricia Merkel
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