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Während des Staatsbesuches des deutschen Kanzlers kommt es vor den Toren Triests zu einem tragischen Unfall. Proteo Laurentis Ermittlungen führen in ein Gewirr undurchsichtiger Machenschaften. Im Mittelpunkt eine angesehene Schönheitsklinik, in der nicht nur Gesichter geliftet, sondern auch illegale Operationen vorgenommen und skrupellos Menschen ausgeschlachtet werden. Ein Roman, der an die Nieren geht.

 

Tod auf der Warteliste 

Autor: Veit Heinichen
Verlag: dtv
Erschienen: 2011
ISBN: 978-3-423-20756-0
Seitenzahl: 334 Seiten



Die Grundidee der Handlung
Nach den stressigen Vorbereitungen ist es endlich so weit, der hohe deutsche Politiker ist am Flughafen angekommen und macht sich mit dem Konvoi auf in Richtung Triest. Doch als alle glauben, es ist geschafft, läuft eine Person im Operationskittel vor das Auto des Staatsbesuchs. Ohne Papiere ist nichts über den Mann herauszubekommen und Laurentis Ermittlungen verlaufen ebenfalls im Sand. Erst ein rumänischer LKW-Fahrer macht sich mit seinem Verhalten auffällig. Die rumänische Polizeibehörde, mit der Laurenti Kontakt aufnimmt, bestätigt seinen Verdacht, der Tote, Vasile Dimitrescu, ist Rumäne. Doch nicht nur der offensichtliche Unfall sorgt für Kopfzerbrechen, Doktor Lestizza aus der Schönheitsklinik ‚La Salvia’, oben im Karst, wird entmannt in seinem Haus gefunden. Er erliegt kurz darauf dem hohen Blutverlust und hinterlässt ebenso viele Fragezeichen, was das Motiv der Tat angeht. Von Anfang an wird Proteos Ermittlung rund um die Klinik sabotiert. Anwalt Romani, der bereits Petrovac, einen Erzfeind Laurentis, vertreten hatte, legt dem Commissario alle möglichen Stolpersteine zwischen die Beine. Laurenti beißt sich fest und ist sich sicher, etwas ganz Großem auf die Spur gekommen zu sein: Organhandel vor den Toren Triests.
Der Autor hat es sehr gut verstanden, den Stress eines Staatsbesuches und den Erfolgsdruck der bei der Aufklärung der Morde, die durch den Besuch des Staatsgastes und das gute Ansehen der Klinik in der Öffentlichkeit besonders heikel sind, darzustellen. Es ist eine gute und mitreißende Stimmung entstanden.


Stil und Sprache
Auch der dritte Fall aus Veit Heinichens Proteo-Laurenti-Serie spielt in Triest bzw. dem umgebenden Karst. Eine Grenzstadt wie Triest wird natürlich auch von ihren Nachbarn beeinflusst. So auch hier, das organisierte Verbrechen – Menschen- und Organhandel – welches aus Kroatien heraus handelt, betreibt auf dem Karst bei Triest eine Schönheitsklinik, welche nicht nur Fett absaugt oder Falten liftet, sondern auch zahlungskräftigen Kranken Organe besorgt und verpflanzt. Ein schwieriges Thema, vor allem wenn man bedenkt, dass es quasi jeden treffen kann. Das Beispiel mit der Verlobten von Frei, die auf Malta nach einem Unfall ausgeweidet und als Strohleiche zurück geschickt wurde, lässt einen dann schon sehr nachdenklich werden.

Italientypisch und auch bei Veit Heinichen immer schön umgesetzt ist die Tatsache, das anscheinend in der Öffentlichkeit angesehene oder hoch gestellte Persönlichkeiten von Haus aus erstmal ohne Tadel da stehen und es quasi als unmöglich gilt, dass diese auch nur an Verbrechen denken, geschweige denn diese begehen. Ein Zustand, der auch in anderen Kriminalgeschichten a la Donna Leon oder Andrea Camillerie gerne Verwendung findet.

Der Autor schreibt in einfachen Worten und leicht verständlichen Sätzen, in denen er italienische Begriffe nur spärlich verwendet sowie Namen wählt, die zwar italienisch klingen, aber eben leicht zu lesen sind. Seine Orte und Szenen beschreibt er sehr bildlich und mit viel Liebe zum Detail. Man merkt sofort, Veit Heinichen kennt sich in der Gegend um Triest und den Karst, aber auch in den Nachbarländern Kroatien und Slowenien sehr gut aus. Überhaupt sind seine Geschichten immer grenzübergreifend angelegt. Selbst Proteo pflegt eine mehr als freundschaftliche Beziehung zu einer hübschen kroatischen Staatsanwältin. Mit sehr authentischen Beschreibungen, hier hat es mit vor allem die Steilküste, über der Laurentis neues Haus steht, angetan, schafft er eine besondere Atmosphäre, die den Leser zusätzlich in den Bann zieht. Zum Beispiel der dichte Nebel, der alles verschluckt, der den Schall und die Stimmung dämpft und so der Einleitung in den Kriminalfall zusätzlich Spannung und Dichte verleiht. Das Ende des Romans ist denn auch ziemlich realistisch, denn nicht immer kann das Gute in Form der Polizei über das Böse siegen.


Figuren
Der Hauptdarsteller Proteo Laurenti wirkt oft etwas voreilig und unbedarft. Vor allem gegenüber seinen Mitarbeitern zeigt er einen nicht gerade motivierenden Führungsstil. Andererseits steht er diesmal auch unter besonderem Druck, der sich nun mal in irgendeine Richtung entladen muss. Durch sein Verhältnis mit der Staatsanwältin Ziva Ravno leidet allerdings seine Beliebtheit beträchtlich. Insgesamt betrachtet kommt er diesmal nicht so gut davon, da muss er sich ab dem nächsten Fall klar bessern.

Gut und Böse scheint sich etwas zu vermischen. Denn nur all zu schnell wird aus einem Opfer ein Täter, auch wenn man dessen Beweggründe durchaus verstehen kann. Denn tragischer kann eine Lebensgeschichte kaum sein. Die schwangere Frau über Nacht zu verlieren und sie als Strohleiche wieder zu finden lässt sich nur schwer mit Worten fassen. Kein Wunder, dass einem da die Sicherungen durchbrennen können.
Wie immer, wenn das organisierte Verbrechen beteiligt ist, sind die handelnden Personen direkt, ohne Skrupel und rücksichtslos. Um Profit zu erzielen, gehen sie über Leichen. An Charakteren gibt das Buch damit alles her, was der ambitionierte Krimileser sich wünscht.


Aufmachung des Buches
Auf dem Cover des Taschenbuches ist vor schwarzem Hintergrund eine bekannte Stadtansicht Triests bei Sonnenaufgang – die Piazza dell’Unita d’Italia – zu sehen. Eine wirklich stimmungsvolle Aufnahme, die sehr schön zur Serie passt. Das Papier ist für ein Taschenbuch in guter Qualität und wird auch mehr als einen Lesedurchgang überstehen. Die Werbung am Ende des Buches darf natürlich nicht fehlen.


Fazit
Viel Spannung, ein verzwickter Fall und ein Commissario Laurenti der nicht nur beruflich in Hochform ist. Fall 3 ist eine gelungene Fortsetzung der Reihe.


4 Sterne


Hinweise
Dieses Buch kaufen bei: amazon.de

Backlist
Fall 1: Gib jedem seinen eigenen Tod
Fall 2: Die Toten vom Karst

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