Von der Villa der Ausgestopften stolpern Shiro und Kojiro geradewegs ins nächste Gruselkabinett: ein Haus voller Boxen! Ein ruheloser Geist, ein schamloses Töchterchen und die Fürsorge einer Mutter stürzen die beiden Freunde in die bisher gefährlichste Situation! Shiros Vergangenheit im „Land des Fleisches“ wird enthüllt und Anri lässt nichts unversucht, um Kojiro für sich einzunehmen!
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Originaltitel: Adekan |
Die Grundidee der Handlung
Im dritten Band der Handlung um den Schirmhersteller Shiro und den Polizisten Kojiro werden episodenartig Geschichten erzählt, die sich diesmal unter anderen um entführte Frauen und die Schauspielerinnen in einem Wassertheater drehen. Außerdem erfährt man etwas mehr über Shiros und Anris gemeinsame Vergangenheit. Die Erzählungen spielen in einem fiktiven Japan um 1900, überzeugen erneut durch Originalität und greifen wieder ernste Thematiken wie Neid und dessen zerstörerischen Wirkungen auf. Die oft sehr bedrückenden, mit Mysteryelementen versehenen Geschichten werden durch humoristische Einschübe aufgelockert. Wie schon die Vorgängerbände weiß Adekan 3 mit diesem Konzept zu punkten und macht neugierig auf den weiteren Verlauf des Grundplots, der sich langsam zuzuspitzen scheint.
Beurteilung der Zeichnung / Textdarstellung
Der schwarzweiß gedruckte Manga ist in japanischer Leserichtung angelegt. Das Artwork der Manga-ka zeichnet sich besonders durch kreative Umsetzungen und Detailreichtum aus. Die teils recht androgynen Figuren sind mit feinen Linien gezeichnet und verfügen meist über sehr lange Beine und hagere Staturen, so kann man bei Shiro wahrlich die Rippen zählen. Dagegen gibt es aber auch recht muskulöse Akteure wie Anris Handlanger Shinzo. Die unterschiedlichen Gesichts- und Augenformen sorgen ebenfalls dafür, dass man die Personen problemlos unterscheiden kann und auch Anri erkennt man wieder, wenn er seine sonst blonden Haare schwarz gefärbt hat. Die Figuren sind oft mit vielen Details versehen, was die Kleidung und Accessoires angeht, so werden die Schauspielerinnen des Wassertheaters mit Fischschwänzen und viel Schmuck dargestellt und die Soldatinnen der Nordtruppe tragen der europäischen Mode gemäß rüschenbesetzte Kleider und feine, mit Blüten oder Federn besetzte Hüte. Dagegen sind Shiro mit Kimono und Geta (japanische Holzsandalen) und Kojiro und seine Kollegen, die historische Polizeiuniformen der Meiji-Ära tragen, traditionell japanisch gewandet. Außerdem nutzt Nao bei der Personendarstellung den Einsatz von SD-Elementen beziehungsweise bedient sie sich der Nutzung von Überzeichnungen.
Die detailliert ausgearbeiteten Hintergründe zeigen Straßenzüge ebenso wie Bäume und Pflanzen oder Interieur, das den exotischen Charme des ‚alten Japans‘ gut einfängt. Doch beim Schirmmacher Shiro sieht man z.B. auch in einem europäisch eingerichteten Raum ein Grammophon und ein Karussell-Pferd. Sehr originell sind das Haus, das statt aus Wohnräumen aus einzelnen Boxen besteht, und das sogenannte Wassertheater. Öfter als Hintergründe finden sich jedoch Leerflächen, Grauverläufe oder Muster. Speedlines setzen dynamische Szenen gut um und Beine werden mitunter so in die Länge gezogen gezeichnet, dass sie in die Geschwindigkeitslinien mit übergehen. Zu Beginn enthält der Manga ein farbiges, ausklappbares Miniposter, auf dem Shiro, Kojiro und Anri dargestellt sind. Manchmal gehen die Kapitel direkt ineinander über, doch die vorhandenen Kapitelillustrationen sind wunderschön und fantasievoll und greifen Aspekte der jeweiligen Geschichte auf.
Von der Kreativität der Manga-ka zeugt gleichfalls die Gestaltung der Panels: Neben den klassisch-linearen finden oft auch runde Panels oder an Ornamente angepasste Formen Verwendung. Da Paneldichte und Textmenge relativ hoch sind, ist aufmerksame Lektüre nötig, obgleich die Panels nicht mehr so übermäßig gefühlt sind. Die Bildränder werden von Sprechblasen und Personen durchbrochen. Der umgangssprachlich formulierte Text schließlich ist in Groß- und Kleinbuchstaben gehalten und gut lesbar. Soll etwas besonders betont werden, wird es durch Fettdruck und / oder eine größere Schrifttype hervorgehoben. Die Sprechblasenzuordnung ist unproblematisch, obgleich es mitunter keine Hinweisstriche gibt, die von der redenden Figur zur Sprechblase führen. Die Soundwörter sind meist übertragen und stehen neben dem originalsprachlichen Pendant. Erklärungsbedürftiges wird mit einem Stern markiert und beim betreffenden Panel erläutert.
Aufmachung des Manga
Das Cover von Adekan 3 zeigt im Gegensatz zu den vorangegangenen Bänden nur Shiro vor einem schlicht weißen Hintergrund und diesmal zieht sich das Motiv auch nicht über die Buchrückseite fort. Stattdessen ist auf der Rückseite eine andere Illustration zu sehen, die die Stadt, Kojiro und eine der Nixen aus dem Wassertheater abbildet. Beide Motive spiegeln jedoch die Detailliertheit wider, mit der die Manga-ka sich auszeichnet. So ist Shiro mit fein ausgearbeiteten Kleidern, Schmuck und seinen Wurfmessern versehen, während die Illustration von Kojiro u.a. durch die vielen Details im Stadtbild punktet, beispielsweise mit Werbeplakaten, Laternen und Pflanzen. Die rückwärtigen Buchumschlagsseiten sind Kojiro gewidmet und mit einem kurzen Comicstrip versehen. Zu Beginn finden sich eine Zeichnung Shiros und ein zweiseitiges Inhaltsverzeichnis vor einer Abbildung Kojiros und Shiros in einem mit Seerosen bewachsenen Teich. Zum Schluss ist ein Nachwort platziert, dem eine Illustration Kojiros in einer modernen Polizeiuniform beisteht. Im Epilog geht Nao auf die Entstehung des Bandes und ihre weiteren Ideen ein und spricht ihren Dank an Leser und Mitwirkende aus.
Fazit
Adekan 3 überzeugt durch die originell umgesetzten Thematiken sowie das extravagante und detailverliebte Artwork, wobei die Exotik des ‚alten Japan‘ und die interessanten Protagonisten zu fesseln wissen. Die Lektüre des Mangas bietet dabei auch älteren Lesern gute Unterhaltung.
Hinweise
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