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Die verarmte Hamburger Reederstochter Viktoria Virchow kommt im Jahr 1882 nach Shanghai, um dort ihr Auskommen als Gesellschafterin zu suchen. Durch ihre Arbeitgeberin, eine alte britische Lady, stößt sie auf ein dunkles Familiengeheimnis. Ein grüner Jadering und ein chinesisches Schriftstück aus Zeiten des Taiping-Aufstands geben ihr Rätsel auf. Gemeinsam mit dem chinesischen Akrobaten Jinzi versucht sie, das Geheimnis zu lüften. Die Spurensuche bringt die Deutsche und den Chinesen in Lebensgefahr.

 

Das Geheimnis der Jaderinge 

Autor: Tereza Vanek
Verlag: Bookspot
Erschienen: 1. Dezember 2011
ISBN: 978-3937357539
Seitenzahl: 656 Seiten

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Die Grundidee der Handlung
Dass die Autorin eine besondere Liebe zu China hat, wird wohl jeder nach dem Lesen des Buches bestätigen. Tereza Vaneks Empfindungen für dieses Land lassen sich auf jeder Seite des Buches zwischen den Zeilen herauslesen. Sie erzählt mit Hingabe und Engagement, ohne sich in irgendeiner Weise in zu viel Emotionen oder gar Pathos zu verlieren. So bettet Vanek ihr Wissen um das China des 19. Jahrhunderts ein in die Geschichte einer jungen, verwöhnten Frau, die auf unsanfte Weise in die harte Realität geholt wird. Etwas Tereza Vanek wird sich wohl auch in der Protagonistin Viktoria finden lassen, die das große Reich und ihre Bewohner lieben lernt.


Stil und Sprache
Tereza Vanek vereinnahmt den Leser schon nach wenigen Seiten für ihre Geschichte. Aus Sicht des stillen Beobachters erzählt, ist der Leser hautnah am Geschehen. Der Beginn wähnt sich wie in einem „rosaroten Liebesroman“, als Viktorias Vater ein großes Geburtstagsfest ihr zu Ehren ausrichtet und natürlich auch ihr strahlend attraktiver, adeliger Verlobter an ihrer Seite steht. Alles scheint wunderbar, bis die große Tragödie passiert.
Als dann aber der für das Buch entscheidende Entschluss - Viktorias Aufbruch nach China - fällt, wendet sich die beginns klischeehaft wirkende Szenerie und man tritt ein in eine Welt voll praller und bunter Vielfalt. Sehr leicht, aber auf eindringliche und packende Weise zeichnet Vanek Viktorias Erlebnisse. Allerdings gibt es quasi noch eine „Geschichte in der Geschichte“ und so begleitet man neben der Engländerin Viktoria eine sehr gegensätzliche Frau, nämlich die Chinesin Yazi. Erst durch Yazi wird das bunte Gemälde des ausgehenden 19. Jahrhunderts so richtig lebendig und authentisch. Einblicke in die Welt der Mächtigen und Reichen, die wie selbstverständlich der Polygamie frönen, sind ebenso gegeben wie die Darstellung des harten und extrem disziplinierten Alltags der Krieger und Kriegerinnen im Taiping-Aufstand.

Vaneks wirkliche Stärke aber ist die Verbindung von Historie und Fiktion. Die Autorin beschreibt die Gassen Shanghais, die Gerüche, die einem entgegenwehen, die unzähligen flinken Leute, die wie gehetzt in der Masse abtauchen und verschwinden, um einem Auftrag ihres Herren nachzukommen, und auch die einfachen und dennoch behaglichen Räumlichkeiten, in denen die einfacheren Leute wohnen, ebenso malerisch wie die Weite des Landes und die kompliziert politischen Verstrickungen der damaligen Zeit. Man atmet und schmeckt China regelrecht, so plastisch schildert die Autorin diese doch so fremde Welt, die einem auf äußerst eindrucksvolle Art näher gebracht wird. Nie wirkt das eingewobene politische Geschehen aufgesetzt oder überflüssig, sondern wird als Bereicherung empfunden. Einmal zu lesen begonnen, hält einen die durchgehend straffe Spannung in der Geschichte, was einem das Weglegen des Buches sehr schwer macht.


Figuren
Viktoria und Yazi, das sind die Protagonistinnen dieses Buches. Zweifelsfrei liegt das Hauptaugenmerk auf der jungen verarmten Reederstochter Viktoria Virchow, wobei aber Yazis Geschichte derer Viktorias um nichts nachsteht. Im Gegenteil. Da Yazi Chinesin ist und der Leser auch Einblicke in ihre Kindheit bekommt, erlebt er auf diese Weise eine gänzlich andere und neue Welt.
Generell merkt man, mit welcher Liebe Tereza Vanek ihre Figuren charakterisiert. Vielschichtig und mit viel Einfühlungsvermögen, hat sie alle Darsteller - und es gibt derer viele - hingebungsvoll geschaffen.

Viktoria, wohlbehütet aufgewachsen, kennt nur Luxus und fällt mit lautem Knall in die Realität, als sie plötzlich wörtlich vor dem Nichts steht. Das gewohnte Leben in der „besseren Gesellschaft“ macht es Viktoria sehr schwer, die Realität zu begreifen, was ihr aber nach und nach immer besser gelingt. Einzig ihre leider immer wieder erwähnte „Bissigkeit“ kann mitunter etwas nervig sein und es verwundert auch, dass sie nach doch einigen Jahren in China und ihren Erfahrungen immer noch nicht gelernt hat, zwielichtigen Gestalten gegenüber nicht unbedingt zu erwähnen, wie viel an Wertsachen man bei sich trägt.
Yinzi ist dennoch der interessantere Charakter der beiden. Man lernt durch sie nicht nur das China des 19. Jahrhunderts kennen, sondern bekommt auch die Mentalität des Landes auf wundersame Weise nähergebracht. Yinzi ist trotz ihrer Fremdheit eine Figur mit großer Sympathie.

Darsteller gibt es jede Menge in dem Buch und hat man ein schlechtes Namensgedächtnis (gerade für die schwer zu merkenden chinesischen Namen), tut es sicher gut, sich die Figuren und deren Rolle zu notieren, da im Buch leider kein Personenregister vorhanden ist.


Aufmachung des Buches
Ein wirklich schönes und liebevoll aufgemachtes Buch, welches sogar mit einem Lesebändchen ausgestattet ist. Das in zartem Pastell gestaltete Cover zeigt das unvollständige Porträt einer jungen Frau in der Kleidung des 19. Jahrhunderts und, passend für die Reise nach China, im Hintergrund ist noch ein wunderschönes Segelschiff auszumachen.
In drei Bücher ist das dicke Werk unterteilt und dieses wiederum in viele Kapitel. Ein ausführliches Nachwort und ein Anhang mit den wichtigsten Geschehnissen der Zeit in chronologischer Reihenfolge runden die wunderbare Ausgabe ab.


Fazit
Ein opulenter, unterhaltsamer Roman, der gute Einblicke in die Welt Chinas des späten 19. Jahrhunderts bietet. Ein leicht zu lesendes Buch, welches farbenprächtig und bildhaft spannende Lesestunden bietet.


4 Sterne


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